RisikoAuf Gluten verzichten – und Diabetes bekommen
Gluten macht krank – davon sind viele überzeugt. Doch das ist falsch: Manche Menschen brauchen das Klebereiweiss offenbar, um gesund zu bleiben.
Starke Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen: Für ihre Verdauungsprobleme machen viele Menschen Gluten verantwortlich und verzichten deshalb auf Brot, Teigwaren und andere Getreideprodukte.
Das Problem: Tun sie das, obwohl es medizinisch nicht nötig wäre (siehe Box 1), schaden sie sich. Das berichteten US-Forscher am American Heart Association Meeting. Denn offenbar erhöht Glutenverzicht bei Gesunden das Risiko, Diabetes Typ 2 zu entwickeln (siehe Box 2).
Gluten meiden, Diabetes bekommen?
Das Forscherteam um Geng Zong von der Harvard University T.H. Chan School of Public Health in Boston hatte den Glutengehalt in der Ernährung von fast 200'000 Personen ermittelt. Die entsprechenden Daten stammten aus drei Langzeitstudien.
Dabei zeigte sich, dass diejenigen Teilnehmer mit dem höchsten Glutenkonsum (bis zu zu zwölf Gramm pro Tag) ein um 13 Prozent geringeres Risiko für Diabetes Typ 2 hatten als diejenigen, die so gut wie gar keinen Weizenkleber zu sich nahmen.
Fehlende Getreidefasern
Zong und seine Kollegen empfehlen, Gluten nur bei diagnostizierter Überempfindlichkeit zu meiden. Denn «glutenfreie Lebensmittel enthalten oft weniger Ballaststoffe und andere Mikronährstoffe», schreibt Studienautor Zong in einer Mitteilung. Dazu gehören Vitamine und Mineralstoffe. Diese glutenfreien Nahrungsmittel seien daher weniger nahrhaft und obendrein oft auch teurer.
Studienteilnehmer, die wenig Gluten zu sich nahmen, konsumierten meist auch generell weniger Getreidefasern, wie die Forscher feststellten. Eine faserreiche Ernährung wiederum steht im Zusammenhang mit einem niedrigeren Risiko für diverse Erkrankungen, darunter auch Diabetes Typ 2, Herzerkrankungen und verschiedene Krebsarten.
Weitere Studien notwendig
Trotz des eigentlich eindeutigen Resultats, müssen die Ergebnisse laut American Heart Association in einer weiteren Untersuchung überprüft werden. Denn die Probanden hatten selber Angaben zu ihren Essgewohnheiten gemacht, was zu Ungenauigkeiten geführt haben könnte.
Ausserdem stammen die Daten grösstenteils aus einer Zeit, als glutenarme Ernährung noch kein Trend war. Die Auswirkungen des Trends sind somit in der Studie nicht enthalten. (fee/sda)