Neues AlbumMimiks und LCone: «Schweizer Rapper getrauen sich nichts»
Die Rapper Mimiks und LCone veröffentlichen am Freitag ihr gemeinsames Album. Im Interview erzählen sie von ihren Ähnlichkeiten mit Luca Hänni.
Darum gehts
- Die beiden befreundeten Luzerner präsentieren am Freitag ihr erstes gemeinsames Album.
- Es heisst «Loser mit Fame» und soll ein Statement für die Szene sein.
- Ein Song über ihren Freund Bouba liegt ihnen dabei besonders am Herzen.
Mimiks und LCone, euer neues Album heisst «Loser mit Fame». Warum nennt ihr euch Verlierer?
LCone: Das widerspiegelt unsere Situation. Manchmal fühlen wir uns nach Festivalauftritten wie die Geilsten und manchmal wie der letzte Wurm am Morgen im ÖV.
Mimiks: Es ist ein Statement. Man kann ein geiler Rapper sein, auch ohne ein gigantisches Ego zu haben. Wir sind nicht immer die kränksten, krassesten Typen. Wer das von sich behauptet, hat ein sehr anstrengendes Leben.
In einem Interview hast du, Mimiks, erzählt, dass du auf diesem Album aus deiner Rolle ausbrechen konntest. Wie meintest du das?
Mimiks: Ich wurde bekannt als heftiger Rapper mit kranken Lines. Das ist aber nur ein Teil meiner Person. Ich habe aber auch etwas Kreatives und andere Themen in mir, die ich bisher nicht gepusht habe. Mit LCone konnte ich mich in dieser Hinsicht ausleben.
Wie war das für dich, LCone?
LCone: Geil. Ich kenne Mimiks schon sehr lange und wusste, dass er auch diese Seite hat. Mimiks hat für das Album viele Ideen beigesteuert, die die Leute nun vermutlich mir zuschreiben, weil ich schon immer etwas andere Themen und Soundbilder als im Schweizer Rap üblich verwendet habe. Er hatte etwa die Idee zu einem Song über ein Pärchen, das im Europapark Schluss macht. Wir wollten nach 15 Jahren Rap Themen ansprechen, die noch niemand behandelt hat.
Das stelle ich mir anspruchsvoller vor, als sich selbst zu loben und andere zu dissen.
LCone: Ich finde nicht. Ich finde es anspruchsvoller, den immer gleichen Rap zu schreiben und krass zu spitten – da bin ich nahe am Nervenzusammenbruch. In diesem Land haben alle Rapper schon tausendmal gesagt, wie krass sie sind. Da noch etwas Neues reinzubringen, finde ich viel schwieriger.
Hörst du Schweizer Rap?
Das scheint euch zu langweilen.
Mimiks: Total. Rapper getrauen sich nichts, haben immer Angst davor, peinlich zu sein. Darum ist alles so brutal repetitiv. LCone hat da in der Szene einen Wechsel angestossen.
Er rappt in einem Song auf dem Album: «Ich bin en Mix aus Hänni und ChueLee». Was meinst du damit?
LCone: Das ist eine selbstironische Auseinandersetzung mit mir. ChueLee ist eine Volksmusikgruppe. Im Vergleich zu vermeintlich echten Rappern bin ich in deren Augen Luca Hänni manchmal näher als ihnen. Auf das Album haben es auch grenz-dumme Zeilen geschafft, wie: «Scheisse, wieder Stüüre, das gid wunderbari Blättli zum im Wald go verfüüre.»
Einen Song habt ihr eurem Freund Bouba gewidmet. Darin erzählt ihr die Fluchtgeschichte des Guineers, der im Moment als Sans-Papier in der Schweiz lebt. Entwickelt ihr euch nun zu Aktivisten?
Mimiks: Nein. Diese Einwanderungsthematik ist mega kompliziert. Der Song entstand aus einem Bedürfnis tief in unseren Herzen.
In deinem Wikipedia-Eintrag steht, dass du zwei Jahre lang mit der Influencerin Anja Zeidler zusammen warst. War dir die Beziehung so wichtig, dass sie dort vorkommen musste?
Mimiks: Nein, aber es stresst mich auch nicht, dass es drin steht. Ich weiss nicht, wer das geschrieben hat. Den Eintrag müsste man eh mal ergänzen.
Was fehlt dir?
Mimiks: Die Goldplatte für den Song «Für immer niemer», ausverkaufte Konzertouren ...
LCone: Im Wikipedia-Artikel wollen wir doch noch krass sein. Für Schweizer Rapper interessiert sich eh niemand, darum dürfen wir dort vermutlich bluffen wie blöd.
Keine News mehr verpassen
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.
Dario Aeberli (dae), Jahrgang 1995, arbeitet seit Oktober 2023 als People-Redaktor bei 20 Minuten. Zuvor war er Lokaljournalist und beim «Migros-Magazin».
