UkraineMachtkampf in Kiew: Klitschko hält zu Oberbefehlshaber Saluschni
Seit Wochen bahnt sich ein Showdown zwischen dem ukrainischen Präsidenten und Armeechef Saluschni an. Selenski erwägt nun nach eigenen Worten einen Neuanfang an der Staatsspitze.
Darum gehts
- Wolodimir Selenski will diverse wichtige Persönlichkeiten durch Nachfolger ablösen.
- Schon seit längerem bahnt sich ein Machtkampf mit dem Oberbefehlshaber der Armee an.
- Laut dem ukrainischen Präsidenten ist nun ein «Neuanfang» notwendig.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hält knapp zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine einen Neuanfang in der Führungsebene von Staat und Militär für notwendig. Zuvor soll die Ukraine am Wochenende das Weisse Haus darüber informiert haben, dass der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschni, seines Postens enthoben werde, wie Euronews.com berichtet.
Klitschko ruft zu Einheit auf
Am Montag hat sich nun auch der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko geäussert und Saluschni seine Unterstützung ausgesprochen. «In vielerlei Hinsicht war es Saluschni zu verdanken, dass die Ukrainer wirklich an die Streitkräfte geglaubt haben», schreibt Klitschko auf Telegram.
Er hoffe, dass die Behörden, gemeint ist wohl Selenski, die «Tragweite der von ihnen geplanten Schritte» in Erwägung ziehen. «Hört endlich auf mit den politischen Intrigen und internen Kämpfen», fordert der Bürgermeister. Bei einer Absetzung von Saluschni, so warnt Klitschko, könnte die Politik «den gesunden Menschenverstand und die Interessen des Staates» ausser Kraft setzen.
Angesichts der möglichen Entlassung des Oberbefehlshabers sagte Selenski dem italienischen öffentlich-rechtlichen Sender Rai am Sonntagabend: «Sicherlich ist ein Reset, ein Neuanfang notwendig. Wenn wir davon sprechen, dann meine ich die Ablösung einer Reihe von führenden Persönlichkeiten des Staates, nicht nur in einem einzelnen Bereich wie dem Militär.»
Saluschni verneint politische Bestrebungen
Der 50-jährige Saluschni wurde wenige Monate vor dem russischen Einmarsch vom Februar 2022 Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee. Unter seinem Kommando hielten die ukrainischen Truppen der Invasion stand und eroberten sogar besetzte Gebiete zurück. Der General gilt als beliebt bei seinen Soldaten und in der Bevölkerung. Deshalb wurden ihm auch politische Ambitionen nachgesagt, die er aber dementierte.
In den vergangenen Wochen mehrten sich die Berichte über einen Machtkampf zwischen ihm und Selenski. Verschiedenen Medien zufolge hatte der ukrainische Staatschef bereits in der vergangenen Woche die Ablösung des Generals geplant, konnte diese aber zunächst nicht durchsetzen. Selenski sagte nun, er denke zwar über die Ablösung Saluschnis nach, aber es gehe ihm nicht um eine einzelne Person. «Es ist eine Frage, die die gesamte Führung betrifft, die die Maschine des Landes antreibt, die gross und komplex ist.»
Neubeginn soll «Führung des Landes» betreffen
Alle an der Staatsspitze müssten nach seinen Worten in dieselbe Richtung gehen und überzeugt vom Sieg der Ukraine sein. «Wenn ich also von Neubeginn, von Ablösung spreche, habe ich etwas Ernstes im Sinn, das nicht eine einzelne Person betrifft, sondern die Richtung der Führung des Landes», sagte Selenski in dem Interview der italienischen Übersetzung zufolge.
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