Nati-Captain«Ich bin froh, reden wir noch nicht von 200-Millionen-Summen»
Der Frauenfussball wird immer grösser. Mitten im Hype: Die Nati-Spielerinnen um Lia Wälti und Co.
Darum gehts
- 1,5 Jahre vor der Heim-EM in der Schweiz wächst der Frauenfussball immer weiter.
- Besonders Lia Wälti erlebt in England einen riesigen Hype.
- Frauen-Nati-Direktorin Marion Daube freut sich über die wachsenden Zahlen.
Der Frauenfussball wächst. Zuletzt gab es mit Racheal Kundananji einen neuen Rekord-Transfer. Generell wurde im letzten Jahr so viel Geld ausgegeben für Spielerinnen wie noch nie. Das zeigt ein aktueller Fifa-Bericht.
All diese Zahlen belegen die enorme Entwicklung im Frauenfussball und zeigen auch auf, dass immer mehr Spielerinnen Profis werden. Hier als aktuelle Schweizer Beispiele zu nennen: die beiden Ex-FCZ-Kickerinnen Nadine Riesen und Alayah Pilgrim.

Mehr Nati-Spielerinnen werden Profis
Bis Sommer arbeitete Riesen als Tagesbetreuerin in einer Tagesschule. Pilgrim baute sich ein Standbein als Influencerin auf. Mit ihren Wechseln zu Frankfurt (Riesen) und Rom (Pilgrim) können sie nun vom Fussball leben.
Riesen sagt gegenüber 20 Minuten: «Ich wohne erstmals allein in einer Wohnung, das ist sehr cool.» Dass sie sich in Frankfurt total auf den Fussball konzentrieren kann, gefällt ihr. «Beim FC Zürich arbeitete ich wirklich viel. Nun erkenne ich, dass es mir guttut, mehr Zeit zu haben.»

«Ich bin inmitten eines riesigen Hypes»
Was auch zeigt, wie der Frauenfussball boomt, sind die Zuschauerzahlen. Besonders im Mutterland des Fussballs: England. Erst vergangenes Wochenende gab es im englischen Fussball einen neuen Rekord. 60'160 Fans sahen im Emirates Stadium den Arsenal-Sieg über Manchester United (3:1). Den Weltrekord hält der FC Barcelona mit 91'533 Fans bei einem Champions-League-Spiel.
Mittendrin: Nati-Captain Lia Wälti. Die Leaderin der Schweizer Nati sagt: «In Sachen Fans spiele ich beim besten Verein in Europa.» Ihr Verein pushe den Frauenfussball unglaublich. «Ich bin inmitten eines riesigen Hypes und geniesse jeden Moment.»

Lia Wälti über 200-Millionen-Ablösen
Durch die immer weiter steigende Begeisterung, fallen Wälti aber auch Veränderungen auf. So verändert sich die Beziehung zu den Fans. «Wir sind nicht mehr so nahbar, da wir durch immer mehr Securityleute geschützt werden», erklärt der Nati-Star. Und: «60'000 Fans kann man einfach nicht gerecht werden in Sachen Autogrammwünsche.»
Wälti ist sich aber auch bewusst, dass die Situation in England eine besondere ist: «In anderen Ländern, und hier meine ich nicht nur die Schweiz, sieht es noch anders aus.» Doch für die 30-Jährige ist es eine Frage der Zeit: «Der Frauenfussball wächst rasant.»
Wie sie dazu steht, ist sich Wälti unsicher. «Einerseits will man wachsen, andererseits bin ich froh, dass wir noch nicht von 200-Millionen-Summen reden an Ablösen wie bei den Männern.»

«Wir sind auf einem guten Weg»
Marion Daube, SFV-Direktorin Frauenfussball, freut all diese Zahlen. Auch wenn ihr bewusst ist, dass der Frauenfussball in der Schweiz noch nicht die gleiche Begeisterung auslöst wie etwa in England. «Wir sind aber auf einem guten Weg», sagt sie gegenüber 20 Minuten.
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Zahlen belegen ihre Worte. Innerhalb von zwei Jahren ist die Zahl der lizenzierten Mädchen und Frauen in der Schweiz von 31‘400 auf über 41‘100 angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von mehr als 30 Prozent. 1028 der 1400 Clubs in der Schweiz haben mindestens eine lizenzierte Spielerin in ihren Reihen, über 440 Vereine führen Frauenteams.
Damit sich diese Zahlen noch weiter steigern, setzt Daube auch auf die Heim-EM. Diese soll den Frauenfussball in der Schweiz noch weiter pushen. Sie sagt: «Wir versuchen, die Spiele bis zur EM in den grossen Stadien auszutragen, damit eine Euphorie entstehen kann.»
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Nils Hänggi (nih) ist seit 2019 bei 20 Minuten. Er ist Sportredakteur und Teil des Social Responsibility Boards. Er schreibt oft übers Thema Fussball.
