Nati-Star Silvan Widmer«Wegen dem Gymi kam mein Wechsel ins Wanken»
Für die Nati unverzichtbar, in Mainz der Anführer mit Captainbinde: Silvan Widmer ist zu Gast im Fussballpodcast «Anderi Liga».
Darum gehts
- Nati-Verteidiger Silvan Widmer ist Spezialgast im Podcast «Anderi Liga».
- Der 31-Jährige spricht über den aktuellen Abstiegskampf und die Vorfreude auf die EM.
- Ausserdem spricht er auch über die Unruhe rund um die Nati: «Ich sehe das sehr positiv, dass man sich auch mal in die Haare kriegt.»
Über ein halbes Jahr fiel Silvan Widmer im vergangenen Jahr wegen einer Verletzung aus. Nun ist er zurück – mitten im Abstiegskampf der Bundesliga mit seinem Club Mainz 05 und mit der Europameisterschaft in Deutschland vor der Brust. Der Nati-Star ist Gast der aktuellen Podcastfolge «Anderi Liga» und spricht unter anderem über folgende Themen:
Über den Abstiegskampf sowie den neuen Mainzer Trainer und Ex-FCZ-Coach Bo Henriksen
«Wir gehen durch eine schwierige Saison mit vielen Herausforderungen. Wir haben einige Verletzungen, sind schlecht in die Saison gestartet, haben zu viele Tore kassiert und wurden oft nicht belohnt für unseren Aufwand auf und neben dem Platz», sagt Widmer.
Die Entwicklung in den letzten Wochen und die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer Bo Henriksen machen dem Nati-Verteidiger aber Mut für den Abstiegskampf. «Er ist ein super Motivator und ein Taktikfuchs – vom ersten Tag an hatte er eine Wirkung auf die Mannschaft mit seiner Art», erklärt Widmer. Dennoch: Der Druck am Tabellenende ist riesig. «Ein Abstieg würde sich finanziell stark auf den Verein auswirken, das geht uns Spielern sehr nahe, es ist eine schwierige Situation.» Man spüre aber eine grosse Unterstützung der Fans – und habe einen klaren Bo-Auftrag: «Nicht zu viel nachdenken und verkrampfen, sondern rausgehen, Fussball spielen und Spass haben.»
Über die schwachen Auftritte der Nati letztes Jahr ohne Widmer im Kader
«Wir haben unter unseren Erwartungen gespielt, ganz klar. Es besteht eine Unzufriedenheit über die eigenen Leistungen», sagt der 31-Jährige. Die Ziele habe man aber alle erreicht. «Wir wollen nun in den Testspielen im März ein anderes Gesicht zeigen und eine Euphorie für die EM auslösen.» Mit der Quali für das Turnier in Deutschland sei man aber noch nicht zufrieden. «Wir wollen auch an diesem Turnier wieder Geschichte schreiben.»

Über seine Rolle in der Nationalmannschaft
«Ich bin keiner, der sich in den Vordergrund drängen möchte», sagt der gebürtige Aargauer. «Die Leute kommen nicht in erster Linie ins Stadion, um Silvan Widmer zu sehen. Vielleicht eher wegen eines Xherdan Shaqiri.» Aber er sei happy, wenn die Leute kämen, weil Silvan Widmer Teil eines erfolgreichen Teams sei. «Das war schon immer meine Art», so der Nati-Verteidiger. Er stelle sich stets in den Dienst des Teams und scheue sich aber nicht davor, auch Verantwortung zu übernehmen. «Es macht viel Spass, mit diesen Mitspielern in der Nationalmannschaft zu spielen – ich bin überzeugt, dass man in ein paar Jahren davon sprechen wird, dass das eine sehr starke Nati-Ära war. Ich bin stolz, Teil davon zu sein.»
Über Murat Yakin und Unruhe in der Nati
«Alle in dieser Nationalmannschaft, egal, ob Spieler oder Staff, wollen den gemeinsamen Erfolg und arbeiten zusammen als Team», versichert Widmer. Es sei ganz normal, dass man auch mal Klartext untereinander spreche, wenn nicht alles gut laufe. «Ich sehe das sehr positiv, dass man sich auch mal in die Haare kriegt. Es zeigt mir, dass diese Mannschaft lebt, und das stimmt mich zuversichtlich.»
Man dürfe zudem nicht vergessen, was man auch in den letzten Jahren als kleines Land und mit Murat Yakin als Trainer alles erreicht habe, gibt Widmer zu bedenken: «Muri ist ein Top-Trainer. Wir haben uns mit ihm in der WM-Quali gegen Europameister Italien durchgesetzt, für den WM-Achtelfinal qualifiziert, wir haben uns nun wieder für die EM qualifiziert mit ihm – für mich ist es völlig klar, dass Murat Yakin uns nun auch an diese EM in Deutschland führt.»
Wie weit kommt die Nati an der EM?
Über den Verlauf seiner Karriere als Spieler
Aarau, Udinese, FC Basel, Mainz – «Ich bin sehr zufrieden mit meiner Karriere und bin stolz, dass ich, glaube ich, bisher das Maximum herausgeholt habe.» Nicht alle Schritte seien für sein Umfeld verständlich und nachvollziehbar gewesen. «Es war auch mit Risiken verbunden, beispielsweise in so jungen Jahren nach Italien zu wechseln», so Widmer. Es habe sich aber alles ausgezahlt.
Über seine Zukunft
Weil er damals unbedingt in Aarau das Gymi beenden wollte, kam sein Wechsel zu Udinese beinahe ins Wanken. «Mir war sehr wichtig, dass ich eine Ausbildung abschliesse und etwas für die Zukunft in der Hand halte. Man weiss ja nie, was im Fussball passiert», sagt der Nati-Star. Was er mit diesem Abschluss nach der Karriere anfange, sei aktuell aber noch unklar. «Für mich ist es derzeit eine 50/50-Entscheidung, ob ich im Fussball bleibe.»
Es mache ihm mega Spass, aber: «Es gibt auch Punkte, die weniger cool sind. Die Menschlichkeit geht ab und zu verloren in diesem knallharten Business.» Ein grosses Interesse habe er etwa auch an der Physiotherapie. «Es wäre ein Weg, den ich einschlagen könnte, aber ich muss mir sicher sein. Die Ausbildung ist nicht ohne.» Vorerst will sich Silvan Widmer, der am Dienstag 31 Jahre alt wurde, ohnehin noch ein paar Jahre auf seine Karriere als Fussballer konzentrieren – und vielleicht irgendwann auch noch einmal in der Schweiz spielen.
Wie Silvan Widmer den WM-Achtelfinal gegen Portugal (1:6) mit 40 Grad Fieber in Katar verpasste, wie ihm seine Familie im Abstiegskampf hilft, was er über die Entwicklung des FC Basel denkt und ob er die Serie A oder die Bundesliga als stärker einschätzt, kannst du dir ab sofort im ausführlichen und spannenden Gespräch auf allen Podcastplattformen anhören.
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