Plötzlich freiwillig: Swiss-Crews müssen doch nicht nach Tel Aviv

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Wegen AngstPlötzlich freiwillig: Swiss-Crews müssen doch nicht nach Tel Aviv

Eigentlich wurden die Schrauben für Tel-Aviv-Flüge angezogen, nachdem sich zu viele Crews abgemeldet haben. Doch viele Swiss-Angestellte hatten Bedenken – nun rudert die Airline zurück und lockert massiv.

Darum gehts

  • Seit der Wiederaufnahme der Flüge nach Tel Aviv herrscht Unruhe unter den Swiss-Flugbegleitern.

  • Lange pochte die Airline darauf, dass alle Mitarbeitenden nach Tel Aviv fliegen müssten.

  • Nun ändert sich dies schlagartig: Crewmitglieder können sich jetzt einfacher und ohne ein verpflichtendes Gespräch vom Flugdienst abmelden.

Seit die Swiss wieder nach Tel Aviv fliegt, gibt es Stunk um diese Flüge, weil viele Mitarbeitende sich davon suspendieren lassen. Zuletzt zog die Swiss die Schraube an, das Personal war empört. Die Gewerkschaft kapers pochte auf Freiwilligkeit.

Aufgrund der jüngsten Zwischenfälle, bei denen der Iran Israel angegriffen hat, hat Swiss ihre Flüge von Zürich nach Tel Aviv erneut bis zum 25. April gestrichen. Diese Entwicklung scheint eine Neuausrichtung der Unternehmenspolitik nach sich gezogen zu haben. Per sofort ist es für das Kabinenpersonal einfacher als je zuvor, sich von Flügen abzumelden. Dies geht aus einem internen Schreiben an alle Mitarbeitenden hervor.

Neu genügen ein paar Klicks zur Abmeldung

Die Lage im Nahen Osten verändere sich schnell und entsprechend haben sich die Bedenken der Crewmitglieder ebenfalls verändert, argumentiert die Swiss ihren Schritt. «Wir tragen dem Rechnung und verändern für die Flüge von und nach Tel Aviv unsere Praxis. Dies in Absprache mit den Gewerkschaften», sagt Sprecherin Meike Fuhlrott.

Neu genügen ein paar wenige Klicks, und der Gang zum obligatorischen Gespräch mit dem Teamleader wie bis anhin fällt gänzlich weg. Maître de Cabine T.H.* sagt, dass er im internen System schon mehrere Hundert Abmeldungen gesehen hat. «Schon nach wenigen Stunden schnellte die Zahl rasant in die Höhe», so der 33-Jährige.

Keine Swiss-Flüge bis 25. April nach Tel Aviv

Die Lage im Nahen Osten entwickelt sich schnell, schreibt die Swiss. Oft gibt es Annullierungen oder Umleitungen nach Tel Aviv oder Beirut, weil sich die Lage vor Ort teilweise kurz vor der Landung verändert. So könne den Passagieren keine zuverlässigen Anschlüsse gewährleistet werden, ist sich die Airline bewusst. Deshalb werde die Verbindung Zürich-Tel Aviv bis zum 25. April und die Strecke nach Beirut bis zum 30. April eingestellt, gab die Swiss am Freitag bekannt.

Auch Flight Attendant S.G.* hat sich schon abgemeldet. Sie ist erleichtert über das Zugeständnis ihrer Airline: «Ich hatte immer Angst davor, einen Tel-Aviv-Flug zu kriegen und hätte mich geschämt, mich abzumelden. Zum Glück bleibt mir das jetzt erspart.» Die 28-Jährige macht sich aber auch Sorgen über die Durchführbarkeit der Flüge, wenn sich nun plötzlich alle Kolleginnen und Kollegen abmelden.

«Wir sind zuversichtlich, dass dies gelingt»

«Wir sind zuversichtlich, dass dies gelingt», sagt Fuhlrott knapp. Die Einsätze werden weiterhin ganz normal geplant. «Wir ermöglichen es lediglich den Flight Attendants, dass sie sich bei Bedenken unkompliziert vom Flug abmelden können.» Swiss-Kabinenchef Martin Knuchel sagte bereits, dass bei zwei abgemeldeten Mitarbeitenden pro Flug eine Stornierung drohe. Bei aktuell einem Flug pro Tag fliege er selber derzeit zweimal pro Monat nach Tel Aviv, «bei Bedarf auch öfter».

Die Möglichkeit, dass die Abmeldungen nun noch weiter in die Höhe schnellen, möchte man bei Swiss nicht kommentieren. Schätzungen dazu werden zwar vorgenommen, «die Zahlen sind jedoch nur für den internen Gebraucht bestimmt», heisst es.

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