Telegram-Gründer erzählt von der Gefahr für die Meinungsfreiheit

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Interview mit Tucker CarlsonTelegram-Gründer: Apple und Google könnten alles zensieren

Im Interview mit Tucker Carlson erzählt der Telegram-Gründer, wie es zur App gekommen ist und wo er die Gefahren für die Meinungsfreiheit sieht.

Darum gehts

  • Am Mittwoch hatte der Gründer von Telegram, Pawel Durow, ein seltenes Interview mit Tucker Carlson gegeben.

  • Im Interview erzählt er, wie er zur Idee von Telegram kam und wie er mit Druck von Google und Apple umgeht.

  • Die Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikations-App hat mittlerweile über 900 Millionen Nutzer. Darunter sind Oppositionelle, Extremisten und gewöhnliche Personen.

Bei Telegram können Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt als geheime Chats geführt werden. Der Dienst wirbt damit, dass er anders als US-Angebote die Daten nicht zur kommerziellen Verwendung preisgibt. Der Messenger-Dienst steht in Deutschland und anderen Ländern als Plattform für Rechtsextreme und Verschwörungstheorien massiv in der Kritik.

Der Gründer, Pawel Durow, hatte in Russland erst den Onlinedienst VK gegründet, welches auch als russisches Facebook bezeichnet wird. Wegen zunehmenden Drucks der russischen Behörden hat er ihn dann verkauft und Russland 2014 verlassen, wie er in einem kürzlichen Interview mit Tucker Carlson berichtete. Als bewaffnete Polizisten sein Haus stürmten, hatte er erkannt, dass es «keine sicheren Kommunikationsmittel gab». So begann die Idee von Telegram.

Entwicklung der App

2013 kam Telegram auf den Markt. Gemeinsam mit seinem Bruder, einem hochbegabten Mathematiker und Kryptographie-Experten, entwickelte er die App. Er selbst entwarf die Benutzeroberfläche, während der Bruder sich auf die Verschlüsselung fokussierte.

Diese hochkomplexe Verschlüsselung hilft vielen Oppositionellen, sich ausserhalb des Sichtfeldes von unterdrückenden Regimes zu organisieren. Der Onlinedienst Telegram hat nach Angaben Durows mittlerweile fast 900 Millionen Nutzerinnen und Nutzer weltweit. Allerdings wird es nicht nur von Oppositionellen benutzt, sondern auch von Extremisten-Gruppierungen und es werden allerlei Verschwörungstheorien darauf verbreitet.

Der Druck kommt nicht nur von Staaten

Für Durow kommt die Gefahr für die Meinungsfreiheit mittlerweile am stärksten von Tech-Firmen wie Apple und Google aus. Diese könnten im Grunde zensieren, was wir auf unseren Smartphones lesen und worauf wir zugreifen können.

Benutzt du Telegram?

Um der Gefahr zu entgehen, aus den Stores verbannt zu werden, muss auch Telegram Inhalte löschen. «Die Regeln selbst sind ziemlich allgemein. Es darf keine Gewalt, keine Diskriminierung, keine öffentlich zugänglichen Missbrauchsmaterialien geben. Es ist schwer, dem zu widersprechen», räumt Durow ein. «Aber dann, wenn sie beginnen, diese Regeln anzuwenden, sind wir manchmal nicht mit ihrer Interpretation einverstanden, und wir versuchen, mit ihnen zu diskutieren. Manchmal stimmen sie uns dann zu. Manchmal widersprechen sie, und wir müssen trotzdem bestimmte Inhalte löschen.»

Von Dubai aus verteidigt er die Freiheit

Nachdem Durow Russland verlassen hatte, habe er in Berlin, London, Singapur und San Francisco gelebt. Er ist offenbar immer weiter gereist, weil ihm die Einflussnahme der jeweiligen Staaten nicht passte. Schliesslich hat er sich für Dubai als Sitz von Telegram entschieden. «Ich denke, es ist der beste Ort für eine neutrale Plattform wie unsere, um sicherzustellen, dass wir die Privatsphäre und Meinungsfreiheit unserer Benutzer verteidigen können.»

Die Nutzer schätzten an Telegram die «Unabhängigkeit, die Achtung ihrer Privatsphäre und die Freiheit», erklärte Durow, und: «Telegram verbreitet sich wie ein Lauffeuer.» In einem Jahr wachse die Nutzerzahl wahrscheinlich auf eine Milliarde an.

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