Man musste sich zeitweise die Augen reiben im Berliner Olympiastadion und am TV: Italien war chancenlos gegen die Schweiz. Die Nati dominierte die grosse Fussballnation in allen Belangen. Man darf beim 2:0-Sieg im EM-Achtelfinal gar von einer Machtdemonstration sprechen. Der Dosenöffner zu dieser geschichtsträchtigen Leistung war das 1:0 von Remo Freuler nach einer Ballstafette durch die italienische Hälfte. Eine Willensleitung und ein ausgezeichneter Laufweg von Freuler. Nachdem der Bologna-Star von italienischen Fans im Laufe der Woche angefeindet wurde, dürfte es Balsam auf die Seele des 32-Jährigen sein.
Viele Namen könnten bei dieser herausragenden Mannschaftsleistung der Schweiz genannt werden, wie Manuel Akanji etwa die Defensive anführte und seine Gegenspieler komplett im Griff hatte, Granit Xhaka, der das Mittelfeld sowie das Gegenpressing orchestrierte, oder Torschütze sowie Marathonläufer Remo Freuler. Doch ein Stern leuchtete besonders hell: Ruben Vargas war der grosse Aktivposten in der Schweizer Offensive, dribbelte, passte, legte das 1:0 vor und schlenzte das 2:0 gleich selbst traumhaft ins Lattenkreuz.
Man hatte es sich vor dem Spiel kaum getraut zu sagen, doch die Schweiz ging aufgrund der Gruppenphase als Favorit in dieses Duell – und genau so trat die Nati auch auf. Wie die Nati-Stars den amtierenden Europameister vor allem in der ersten Hälfte komplett dominiert hat, war schlichtweg eindrücklich mitanzusehen. Über lange Zeit Ballbesitz, mehr Chancen, mehr Spielanteile. Schon zur Halbzeit war der Frust der Italiener mehr als spürbar.
Die Schweiz siegte nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen. Die Fans der Nati waren einmal mehr unglaublich. Schon vor der Partie feierten die Schweizer Fans in der Innenstadt, was das Zeug hält. Im Stadion waren sie deutlich lauter als die Fans der Italiener. Bei den Toren gab es wohl nur wenige Fans, die von den Bierduschen verschont blieben in der Schweizer Fankurve. Als Schiedsrichter Szymon Marciniak die Partie abpfiff, gab es kein Halten mehr bei den mitgereisten Fans. Die Nacht wird in Berlin nun zum Tag gemacht. Die Spieler gingen auch in die Fankurve und liessen sich feiern.
37’ | 1:0 | Vargas setzt sich auf dem Flügel durch und findet in der Mitte Freuler, der die Kugel im Netz unterbringt.
46’ | 2:0 | An der Strafraumkante fasst sich Vargas ein Herz und schlenzt die Kugel traumhaft ins obere Toreck.
Die Schweiz steht im Viertelfinal der Europameisterschaft. Am Samstag trifft man in Düsseldorf um 18 Uhr auf den Sieger zwischen England und der Slowakei.
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