Young Boys: Alles begann mit einem Zoff

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Meister in KriseKatastrophale Young Boys: Alles begann mit einem Zoff

Die Entlassung von Patrick Rahmen markiert den Tiefpunkt. Doch YBs Probleme begannen schon viel früher – 20 Minuten zeigt die Chronik der Krise.

Sandro Lauper fiel, der Schiri entschied auf Penalty. Doch dann meldete sich der VAR.SRF

Darum gehts

  • Patrick Rahmen wurde nach nur wenigen Monaten als Trainer der Young Boys entlassen.
  • Die Krise begann schon 2023 mit unzufriedenen Spielern und eskalierte über mehrere Rückschläge und Trainerwechsel.
  • YB steht aktuell in der Liga auf dem letzten Platz, obwohl man sich für die Champions League qualifizieren konnte.

Lange war Patrick Rahmen bei den Young Boys nicht im Amt. Der Basler kam erst im Sommer vom FC Winterthur zum amtierenden Meister und unterschrieb einen Vertrag bis 2026. Jetzt ist seine Zeit schon wieder vorbei.

Aus der geplanten Liebesbeziehung wurde zuerst eine Horrorbeziehung, bevor die Trennung erfolgte. Die Krise der Berner, sie fing jedoch nicht erst mit Rahmen an. 20 Minuten präsentiert einen Überblick.

Die Young Boys stecken in der Krise.
Die Young Boys stecken in der Krise.IMAGO/Sports Press Photo

Dezember 2023: Unzufriedene Spieler

Letzten Dezember gewannen die Young Boys mit 3:1 in der Super League gegen Stade-Lausanne-Ouchy. Die Berner gingen damit als souveräner Leader in die Winterpause. YB war zudem im Cup noch vertreten und überwinterte europäisch. Alles gut? Nein! Vereinslegende Jean-Pierre Nsame war extrem unzufrieden und sauer, weil er seiner Meinung nach zu wenig Spielzeit erhielt. Auch Talent Aurèle Amenda war nicht zufrieden – aus demselben Grund. Er wechselte im Sommer zu Eintracht Frankfurt.

Januar 2024: Streit eskaliert

Ende Januar wechselte YB-Vereinslegende Nsame zu Como, obwohl er sich einen Transfer zu Servette gewünscht hätte. Bern wollte den Stürmer aber nicht an einen Ligakonkurrenten verkaufen. In einem Interview mit der «Tribune de Genève» teilte der Stürmer aus: «YB schaute immer nur auf seine Interessen. Dabei wurde alles vergessen, was ich eingebracht habe, mein Engagement.»

Und: «YB hat mich nicht respektiert.» YB-Chefstratege und Clubmitbesitzer Christoph Spycher verstand das nicht. Er erklärte bei blue: «Wir wollen auf dieses Kapitel wirklich mal den Deckel drauftun. Gegen Ende hat es sicher Sachen gegeben, bei denen wir nicht gleicher Meinung waren.»

Februar 2024: Verletzungsschock

Loris Benito erlitt Anfang Februar einen Kreuzbandriss. Bitter! Er war der überragende Spieler in der Saison der Young Boys. In der Folge begann langsam aber sicher die Ergebniskrise. Wie sehr Benito den Bernern fehlt, ist auch in der laufenden Saison zu sehen. Ohne ihn wirkt die YB-Verteidigung oftmals überfordert und vogelwild.

Kommt YB aus der Krise?

März 2024: Raphael Wicky gefeuert

Die Young Boys reagierten Anfang März auf zwei Ligapleiten in Folge sowie das Cup-Aus. Die Berner trennten sich von Meister-Trainer Raphael Wicky. Per sofort übernahm der bisherige U-21-Coach und Ex-Profi Joël Magnin als Cheftrainer. Resultatmässig war die Zeit von Wicky in Bern definitiv als Erfolg zu verbuchen. Auf den Double-Sieg 2023 folgte das europäische Überwintern.

Mai 2024: Knall auf der Chefetage

In der Führungsetage der Berner brodelte es gewaltig. YB-CEO Wanja Greuel reichte die Kündigung ein. Greuel soll sich mit den Diskussionen mit Vertretern im sportlichen Bereich alleingelassen gefühlt haben. Bei YB habe er sich in der Geschäftsleitung aufgerieben, schrieb die «Neue Zürcher Zeitung». YB bestätigte kurz nach dem Bericht das Aus.

Mai 2024: Schwaches YB wird Meister

Nach dem Wicky-Aus erfolgte zwar eine Party gegen den FC Basel, danach entwickelte sich das Meisterrennen in der Super League jedoch zum Schneckenrennen. Zeitweise musste man sich die Frage stellen: Will denn gar niemand Meister werden? Dass YB dann doch vor dem letzten Spiel als Meister feststand, hatte weniger mit überzeugenden Leistungen der Berner zu tun, sondern vielmehr mit der Schwäche der Konkurrenz. Das zeigt besonders dieser Fakt: Mit einem Punkteschnitt von 2,0 war nie ein Meister der Super League schwächer.

Christoph Spycher hat derzeit viel zu tun.
Christoph Spycher hat derzeit viel zu tun.IMAGO/Sports Press Photo

Juli 2024: Kritik an Spycher und von Bergen wächst

Immer mehr geraten auch YB-Boss Christoph Spycher und Sportchef Steve von Bergen in die Kritik. Im Sommer blieben die Berner ihrer Linie treu und verpflichteten etwa mit Ebrima Colley, Facinet Conte oder Tanguy Zoukrou ausländische Talente, die irgendwann mit Gewinn weiterverkauft werden sollen. Auf die Verpflichtung eines gestandenen Leaders wurde hingegen verzichtet. Das stellt sich nun als Fehler dar. Besonders in den YB-Fanforen werden Spycher und vor allem von Bergen kritisiert. Viele fordern insbesondere das Aus des Sportchefs.

Oktober 2024: Desaster-Start

Die Young Boys erleben einen Horrorstart in die Saison. Zwar schaffte es YB sensationell in die Champions League, nach heroischen Leistungen gegen Galatasaray. Doch insgesamt ist der Leistungsausweis Rahmens bei YB sehr schlecht. Nach wettbewerbsübergreifend 15 Spielen hat er einen miserablen Punkteschnitt von 1,2 Zählern. Die Young Boys sind in der Champions League und der Liga in einer Krise, YB liegt in der Super League auf dem letzten Tabellenplatz. YB schmeisst 99 Tage nach seiner Einstellung Rahmen raus.

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Nils Hänggi (nih) ist seit 2019 bei 20 Minuten. Er ist Sportredakteur und Teil des Social Responsibility Boards. Er schreibt oft übers Thema Fussball.

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