Am Laptop im Café: Das sagen Gäste zu den strengen Regeln

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Am Laptop im Café«Man soll die Leute arbeiten lassen und ihnen vertrauen»

Wer im Kafi am Laptop schafft, muss vielerorts mit einem Mindestbestellkonsum oder Laptopverbot an bestimmten Tagen rechnen. Wir haben gefragt, wie das ankommt.

Immer mehr Leute setzen sich fürs Arbeiten oder Lernen in ein Café oder in eine Bar. Für Inhaberinnen und Inhaber ist es herausfordernd, wenn das eigene Kafi zum Workspace wird, aber dabei nicht ausreichend konsumiert wird. Einige Gastronomen haben deshalb Regeln für Gäste mit Laptop erlassen. Wie finden das jene, die gerne dort arbeiten?

Audrey (27): «Man sollte die Leute einfach arbeiten lassen»

Audrey (27) im Vicafe in Altstetten.
Audrey (27) im Vicafe in Altstetten.20min/Michael Scherrer

Audrey (27) ist Freelance-Grafikdesignerin und Motiondesignerin und kommt fürs Arbeiten oft ins Vicafe nach Zürich Altstetten. Es gefalle ihr, wenn um sie herum etwas läuft und sie dabei einen guten Kaffee trinken kann: «Ich trinke mehr Kaffee und gebe viel mehr Geld aus dadurch, dass ich in Cafés arbeite – brauche es aber auch, um produktiv zu sein.» Deshalb mache sie sich aber auch keine Sorgen, ob sie genug konsumiert.

Werde Zmittag angeboten, bestelle sie diesen auch jeweils. «Ich verstehe, wenn Inhaber am Wochenende mehr auf Compis achten. Aber unter der Woche sollte man die Leute einfach arbeiten lassen und darauf vertrauen, dass sie was bestellen und regelmässig wiederkommen.»

Das sagen Kafi-Inhaber

Mit dem Laptop besetze man gleich zwei Sitze im Café, häufig werde über Stunden nur ein Espresso konsumiert: Hier liest du, welche Massnahmen Café-Inhaber und -Inhaberinnen ergreifen, um für ausreichend Konsum zu sorgen.

Antonia (24): «Es ist nicht mein Recht, stundenlang hier zu verharren»

Antonia ist Studentin und zum Lernen und Arbeiten regelmässig im Sphères in Zürich.
Antonia ist Studentin und zum Lernen und Arbeiten regelmässig im Sphères in Zürich.20min/Michael Scherrer

«Heute muss ich produktiv sein, ich schreibe ein Essay über queere Menschen im Holocaust», erzählt Antonia (24), Studentin in Geschichte und Germanistik. Zu Hause lenken sie Haushalt und Mitbewohnerinnen ab, die Atmosphäre im Sphères stimuliere sie dagegen. Für ihren Café-Aufenthalt rechnet sie etwa drei Stunden ein: «Ich hab kein riesiges Budget, um jede halbe Stunde was zu konsumieren, aber auf drei Stunden versuche ich mindestens zweimal was zu bestellen.»

Schwierig finde sie es aber, wenn dies aktiv eingefordert werde. «In Zürich kostet der Cappuccino 6.60 Franken – das ist einfach viel Geld. Aber klar: Ich könnte auch in die Bib gehen und es ist nicht mein Recht, stundenlang hier zu verharren.»

Achtest du darauf, im Café regelmässig etwas zu bestellen?

Daniel (41): «Du musst arbeiten? Geh nach Hause oder ins Büro»

Daniel (41) ist Galerist und hat eine Ausstellung am Vicafe-Standort in Altstetten laufen. Er arbeite heute nur ausnahmsweise hier – für seinen Zweitjob. Weil es ihm zu laut sei und er sensitive Daten auf dem Laptop bearbeite, gehe er sonst nie in ein Café zum Arbeiten. Besucht er selbst eines, fühle er sich von Leuten am Laptop gestört.

Daniel (41) arbeitet eigentlich nie am Laptop, ausser heute.
Daniel (41) arbeitet eigentlich nie am Laptop, ausser heute.20min/Michael Scherrer

Letztens haben er, seine Frau und Tochter in einem Café etwas essen wollen, doch alle Plätze seien von Leuten am Laptop belegt gewesen: «Die hatten teils nur eine ausgetrunkene Tasse Kaffee neben sich. Und wir, die etwas konsumieren wollten, mussten wieder gehen.» Er findet deshalb: «Du musst arbeiten? Dann geh nach Hause oder ins Büro.»

Dominik (26): «Es ist ein Gratis-Büro»

Dominik (26) arbeitet im Bereich Kommunikation für politische Kampagnen.
Dominik (26) arbeitet im Bereich Kommunikation für politische Kampagnen.20min/Michael Scherrer

Wenn er keine Sitzung hat, arbeitet Dominik (26) gerne im Café – hier sei er produktiver. In gewissen Zeiträumen gehe das weniger gut: «Irgendwann vor dem Mittag musst du aus den Kafis, die Zmittag servieren, abhauen.» Ist er an einem Ort, wo alles komplett leer ist, sieht er den Zwang weniger. Dass im Sphères gewisse Regeln gelten, verstehe er: «Es ist ein Gratis-Büro. Da ist es fair, auch zu konsumieren. Und würden alle nur arbeiten, würde das die Stimmung hier recht beeinflussen.»

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Luise Faupel (luf) arbeitet seit 2017 für 20 Minuten. Sie ist Eat & Drink-Redaktorin im Lifestyle-Ressort und schreibt über Food-Trends und Ernährung.

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