Marroni-Knappheit: Vermicelleria in Zürich trotzt Ernteproblemen

Aktualisiert

Gehyptes Pop-up«Im Supermarkt verkaufen sie Vermicelles zum Fantasiepreis»

Jedes Jahr serviert das Team der Zürcher Vermicelleria das Kultgericht in hipper Atmosphäre. Die schwierige Marroni-Ernte macht es dem Pop-up allerdings schwer.

Mitgründerin der Vermicelleria Hanna Büker bei der Zubereitung eines Coups.
Mitgründerin der Vermicelleria Hanna Büker bei der Zubereitung eines Coups.20min/Michael Scherrer

Während drei Novemberwochen verwandelt sich ein Zürcher Quartierraum an der Bäckerstrasse jährlich zur Vermicelleria. Hier landet das handgemachte Kultgericht Vermicelles in hübschen Keramikschalen – bereit für den Instagram-Post. Kurz nach dem täglichen Öffnen reicht die Schlange zum Tresen bereits zurück bis zum Eingang – an Gästen mangelt es nicht. Woran es jedoch mangelt: Marroni. Die Ernte wird immer herausfordernder.

«Es ist noch extremer geworden»

«Bereits letztes Jahr hat uns die Ernte vor Herausforderungen gestellt. Wir hatten dieses Jahr auf eine bessere gehofft, aber es ist noch extremer geworden», erzählt uns Hanna Büker, Mitgründerin der Vermicelleria. Die Equipe Vermicelles erhielt besorgniserregende News aus dem Tessin und konnte sich kurze Zeit später beim Sammeln selbst eine Vorstellung machen.

«Einerseits hat es weniger Igel an den Bäumen. Die, die es hat, sind grün, also nicht gereift. Am Boden liegen wiederum schöne braune Igel, hat man sie herausgenommen, waren sie hinten weiss», erklärt Büker. Es sei der Juni gewesen, in dem es sehr nass war, weshalb die Baumbestäubung nicht gut funktionierte.

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Trotz anfänglicher Sorgen hat es geklappt und die Vermicelleria konnte im November eröffnen. Im Sous-Sol des Zürcher Quartierraums an der Bäckerstrasse werden nun instagramable Vermicelles-Coups auf selbst gestalten Tischen unter Neonlichtern serviert.
Direkt am Eingang befindet sich Merch: Mit Anstecknadeln, T-Shirts und Caps können Vermicelles-Fans ihre Liebe zum Kultgericht auf den Strassen zeigen. Neben der Qualität des Desserts ist es auch all das, was die Gäste in die Vermicelleria lockt – wie sie uns verraten haben.

Es folgten ein eher trockener Juli und August, die für weniger Nährstoffe sorgten. «Wir wussten bis eineinhalb Wochen vor der Eröffnung nicht, was wir bekommen. Während des Sammelns fragten wir uns, ob wir die Eröffnung verschieben müssen.»

Anders als andere Hersteller nutzt die Vermicelleria nur frische Marroni aus demselben Jahr.
Anders als andere Hersteller nutzt die Vermicelleria nur frische Marroni aus demselben Jahr.Vermicelleria

Denn im Gegensatz zu anderen Herstellern verwendet die Vermicelleria nur ganz frische Marroni: «Die meisten Vermicelles, die man sonst findet, sind aus gefrorenen oder getrockneten Marroni oder von welchen aus dem letzten Jahr. Sie enthalten zudem Konservierungsmittel.» Das erklärt, weshalb die Vermicelles hier für ihren intensiven Geschmack gefeiert werden.

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Eineinhalb Tonnen Marroni

Auf diesen Geschmack möchten viele Kundinnen und Kunden auch beim Selbermachen nicht verzichten und kaufen zusätzlich zum Coup im Pop-up einen Block für daheim: «Unser Ziel war es, eineinhalb Tonnen Marroni zu sammeln, damit wir beides verkaufen können», so Büker.

Gehen dem Team die Coups aus, kann es auf die Blöcke zurückgreifen, die eigentlich für den Verzehr daheim gedacht sind.
Gehen dem Team die Coups aus, kann es auf die Blöcke zurückgreifen, die eigentlich für den Verzehr daheim gedacht sind.Vermicelleria

Deshalb kostet ein Coup in der Vermicelleria auch deutlich mehr als etwa im Supermarkt. Büker erklärt: «Der Preis im Supermarkt ist ein Fantasiepreis. Das ist nur möglich, wenn Grossproduzenten in riesigen Mengen Ware aus dem Ausland kaufen. Natürlich ist das Vermicellestörtli dann billiger, wenn keine Schweizer Löhne gezahlt werden.»

An den langen Schlangen, die selbst unter der Woche vom Eingang bis zum Tresen reichen, sieht man, dass die Kundinnen und Kunden gerne bereit sind, den Preis zu zahlen. So erzählt uns Elia (25): «Vermicelles gehören für mich zum Herbst dazu. Preislich ist es hier schon ein Unterschied, doch ich unterstütze das Konzept gerne.»

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Luise Faupel (luf) arbeitet seit 2017 für 20 Minuten. Sie ist Eat & Drink-Redaktorin im Lifestyle-Ressort und schreibt über Food-Trends und Ernährung.

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