StudieSchweizer blicken düster in die Zukunft – KI schürt Ängste
Die Menschen in der Schweiz sind zunehmend pessimistisch, wenn sie an die kommenden Jahrzehnte denken. Auch die Entwicklung von KI verstärkt bei vielen das Gefühl von Unsicherheit.
Darum gehts
- Viele Schweizerinnen und Schweizer blicken pessimistisch in die Zukunft.
- Trotz gestiegenem Wohlbefinden sind die Zukunftsaussichten negativ.
- Eine Mehrheit glaubt, dass die Lebensqualität in 20 Jahren schlechter sein wird.
- Auch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz bereitet Sorgen – 68 Prozent der Befragten empfinden KI als bedrohlich und fürchten Kontrollverlust.
Wie blicken Schweizerinnen und Schweizer in die Zukunft – und was bereitet ihnen Sorgen? Die sieben wichtigsten Erkenntnisse aus dem Hoffnungsbarometer 2025 der Universität St. Gallen.
Hälfte der Schweizer sind mit ihrem Leben zufrieden
Rückblickend geben 51 Prozent der Deutschschweizerinnen und -schweizer an, mit ihrem persönlichen Leben eher zufrieden bis sehr zufrieden zu sein. 28 Prozent hingegen waren eher bis sehr unzufrieden mit ihrem Privatleben – rund 21 Prozent waren weder zufrieden noch unzufrieden. In der Romandie sind die Menschen mit 68 Prozent zufriedener mit ihrem Privatleben, in der italienischen Schweiz hingegen weniger (48 Prozent).
Wohlbefinden ist gestiegen
Die meisten Menschen fühlen sich überdurchschnittlich wohl – und dieser Wert hat Ende 2024 im Vergleich zu Ende 2023 in allen Sprachregionen zugenommen. Rund zwei Drittel der Befragten erreichen einen Wert zwischen mittel-hoch und hoch, etwa 20 Prozent liegen im mittleren Bereich und lediglich 13 Prozent weisen einen eher geringes bis sehr geringes persönliches Wohlbefinden auf. Personen über 50 Jahre geben dabei ein höheres Wohlbefinden an, als Menschen zwischen 18 und 49 Jahren.
Pessimistische Zukunftserwartungen
Auch wenn sich die meisten Menschen grundsätzlich wohlfühlen, trüben die allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen die Zukunftsaussichten für das persönliche Leben. Diese fallen gar negativer aus als in den vergangenen Jahren.
Mehrheit erwartet schlechtere Lebensqualität
Mehr als zwei Drittel der Menschen in der Schweiz schätzen, dass die Lebensqualität in 20 Jahren schlechter bis viel schlechter sein wird im Vergleich zu heute.
Auch im internationalen Vergleich zeigt sich die Schweiz wesentlich pessimistischer: Länder wie Indien, Rumänien, Ägypten, aber auch Israel und die palästinensischen Gebiete blicken wesentlich optimistischer in die Zukunft.
Krisengeplagte statt florierende Zukunft
Den Befragten wurden zwei Zukunftsbilder vorgelegt – das «Flourishing Szenario», in welcher die wirtschaftliche und technologische Entwicklung fortgesetzt wird, die aktuellen Probleme überwunden und ein neues Zeitalter der Nachhaltigkeit, des Friedens und des Wohlstands eintreten wird, und das «Krisenszenario», welches eine Welt mit zunehmender Bevölkerung, Umweltzerstörungen, neuen Krankheiten sowie ethnischen und regionalen Konflikten beschreibt. Insgesamt 87 Prozent aller Befragten erachten das Krisenszenario dabei als eher bis sehr wahrscheinlich, 60 Prozent gehen sogar ziemlich bis stark davon aus. Hingegen schätzen nur knapp 22 Prozent das «Flourishing Szenario» in 20 Jahren als wahrscheinlich.

Klimawandel – Misstrauen gegenüber Mitmenschen
Zwei Drittel der Befragten glauben nicht daran, dass wir in der Lage sein werden, die durch den Klimawandel verursachten Probleme zu lösen. Eine Mehrheit glaubt gleichzeitig jedoch daran, dass man die Probleme lösen könnte, wenn alle zusammenarbeiten. Dabei geben knapp 65 Prozent der Befragten an, dass sie bereit seien, Massnahmen zu ergreifen, um die durch den Klimawandel entstandenen Probleme zu lösen. Anderen Menschen trauen sie dies jedoch nicht zu – knapp 42 Prozent glauben nicht, dass andere Personen auch dazu bereit wären.
Wie blickst du in die Zukunft?
Künstliche Intelligenz
Mehr als 68 Prozent der Befragten halten KI für eher bis ziemlich gefährlich. Über die Hälfte befürchtet dabei eine unethische Verwendung von KI und einen bedrohlichen Kontrollverlust. Knapp die Hälfte der Befragten sehen sich sogar als potenzielle Opfer von künstlicher Intelligenz. Die negativen Empfindungen bezüglich KI überwiegen in jeder Altersgruppe, 18- bis 29-Jährige sind aber etwas weniger kritisch.

Rund ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass sie durch KI ihre täglichen Probleme in der Arbeit besser lösen werden können. Allerdings geben 59 Prozent an, dass der Einsatz von KI den Druck und die Arbeitsbelastung nicht reduzieren wird. Offen zeigen sich die Befragten hingegen beim Lernen neuer Kompetenzen: Mehr als 42 Prozent sagen, dass sie durch KI neue und interessante Dinge lernen könnten. Zwischen 22 und 29 Prozent erhoffen sich zudem mehr Kreativität und Innovation, die Umsetzung neuer Ideen und die Entfaltung von Fähigkeiten und Potenzialen mithilfe von KI.
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Christina Pirskanen (pir) arbeitet seit 2022 für 20 Minuten. Sie ist seit Januar 2024 Redaktorin in den Ressorts Politik sowie News und Gesellschaft.
