Angst vor China: Donald Trump sucht Nähe zu Wladimir Putin

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Ukraine-WendeDie Angst vor China treibt Trump in Putins Arme

Laut Aussenpolitik-Experten und Regierungsbeamten versucht Trump Russland von China loszulösen. Der Plan birgt grosse Risiken.

Darum gehts

  • Donald Trump sucht Annäherung an Russland, um es von China zu lösen.
  • Der Ukraine-Krieg hat Russland näher an China gebracht, deshalb will Trump ihn so schnell wie möglich beilegen.
  • Experten zweifeln an der Umsetzbarkeit von Trumps Plan und warnen sogar, dass er kontraproduktiv wirken wird.

Ein Telefongespräch mit Putin, Verhandlungen mit russischen Beamten, Warnungen an Europa und Aussagen, die russischer Propaganda ähneln, während eines öffentlichen Streits mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski: Seit Trump seine zweite Amtszeit angetreten ist, haben die USA eine Wende in ihrer Beziehung zu Russland hingelegt.

Europäische Staatsoberhäupter sind überrascht und versuchen nun, mit der neuen Weltpolitik mitzuhalten. Doch woher kommt der Wandel? Was bezwecken Trump und seine Regierung damit? Das «Wall Street Journal» hat mit Insidern gesprochen und will einen Grund gefunden haben: China.

Ukraine-Krieg bringt Russland näher an China

Der Wandel werde zum Teil durch den strategischen Wunsch angetrieben, einen Keil zwischen Moskau und Peking zu treiben, schreibt das «Wall Street Journal». Zwei Mächte, die seit langem versuchen, die Vorherrschaft der USA in der internationalen Ordnung zu beenden. Experten der Aussenpolitik, wie Evan Feigenbaum, ein ehemaliger Beamter des Aussenministeriums, der jetzt bei der Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden arbeitet, haben das Manöver als «umgekehrter Nixon» betitelt.

Nixons China-Kurswechsel

Nixon und seinem Sicherheitsberater Henry Kissinger gelang es Anfang der 70er-Jahre, einen Konflikt zwischen China und Sowjetunion auszunutzen, indem sie einen Kurswechsel vollbrachten und die kommunistische Regierung Chinas anerkannten. Die darauffolgende Zusammenarbeit zwischen der USA und China trug wohl einen Teil dazu bei, weshalb die globale Vormachtstellung der Sowjetunion untergraben werden konnte.

Der Krieg in der Ukraine hat Russland nicht nur näher an China herangeführt, da die westlichen Sanktionen wirtschaftliche Nachteile mit sich brachten, sondern auch Moskaus Bündnisse mit dem Iran und Nordkorea gefestigt. US-Beamte bezeichnen das Entstehen dieser neuen Achse von Autokratien als eine strategische Bedrohung, die das amerikanische Militär nur schwer gleichzeitig bewältigen könnte.

Die Notwendigkeit, diese gemeinsame Front von Gegnern zu schwächen oder aufzulösen, soll laut den Beamten Trumps den Wunsch antreiben, den Ukraine-Krieg so schnell wie möglich zu beenden.

Zweifel an Donald Trumps Plan

Trumps aussenpolitisches Manöver könnte sich jedoch als schwierig herausstellen und birgt grosse Risiken. Trump «versucht, ein Bündnis zwischen zwei Mächten zu spalten, die ideologisch verwandt sind und gemeinsame strategische Interessen haben», sagte Feigenbaum. «Was er stattdessen getan hat, ist, den Westen zu spalten, während sich Russland gleichzeitig mit den USA und mit China verbündet.»

Was hältst du von Trumps Plan, Russland von China zu lösen?

Alina Polyakova, Geschäftsführerin des Zentrums für Europäische Politikanalyse, warnt ebenfalls, dass Washingtons Fallenlassen der Ukraine kontraproduktiv sein würde. Denn dies würde «Russlands Aggression gegen die Ukraine legitimieren und Peking signalisieren, dass es bei einer möglichen militärischen Aggression gegen Taiwan mit wenig Widerstand rechnen muss.»

Neben der kontraproduktiven Auswirkungen zweifeln viele der Experten an, ob Trumps Plan überhaupt ausführbar ist. «Russland weiss, dass China sein riesiger Nachbar ist, dass die Kommunistische Partei Chinas es so lange regieren wird, wie Russland es absehen kann, und dass eine Entfremdung von China eine tödliche Gefahr für Russland darstellt», sagte Alexander Gabuev, ein Experte für chinesisch-russische Beziehungen, der das Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin leitet, in den USA könnte stattdessen in vier Jahren bereits wieder ein anderer Wind wehen, was für Putin wenig Anreize schafft, sich von China abzuwenden und eine langfristige Partnerschaft mit den USA einzugehen.

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Simon Misteli (sim), Jahrgang 1995, arbeitet seit 2024 als Redaktor am Newsdesk. Dabei schreibt er über verschiedenste Themen mit einem Fokus auf Auslandsgeschichten.

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