Feministischer Streik: Nicht alle Frauen laufen am 14. Juni mit

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14. JuniEs ist «feministischer Streik» – doch viele Frauen gehen nicht

Am Samstag finden in vielen Schweizer Städten feministische Streiks statt. Doch es sind längst nicht alle Frauen am Start – trotz gemeinsamer Anliegen. «Wir wollen konstruktiv sein und gehen darum nicht», sagt etwa Bettina Balmer, Präsidentin der FDP-Frauen.

Darum gehts

  • Am 14. Juni finden in vielen Schweizer Städten «feministische Streiks» für mehr Gleichstellung statt.
  • Zwar teilen bürgerliche Frauen etliche Anliegen wie Lohngleichheit oder die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
  • Trotzdem bleiben viele den Streiks fern. «Laute und schrille Extremforderungen» entsprechen laut Präsidentin Christina Bachmann-Roth nicht dem Stil der Mitte-Frauen.
  • Die FDP-Frauen um Präsidentin Bettina Balmer planen eine Gegenaktion mit Wecker-Fotos: «Wir zeigen, dass Frauen ihren Teil an die Gesellschaft beitragen», sagt sie.

Das fordert der «feministische Streik»

«Kein Schritt zurück – gemeinsam für mehr Gleichstellung!» lautet das diesjährige Motto des «feministischen Streiks», ehemals Frauenstreik. Er kritisiert, dass das Gleichstellungsgesetz weitgehend wirkungslos bleibt.

Trotz Anspruch auf Lohngleichheit verdienten Frauen im Schnitt monatlich 1364 Franken weniger als Männer. Zudem leisteten sie mehr unbezahlte Arbeit. Der «feministische Streik» fordert darum Kontrollen und Sanktionen für Unternehmen sowie faire Löhne in typischen Frauenberufen.

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Auf die Strasse gehen die Frauen aber auch für den Kita-Ausbau. Dieser sei wichtig für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit für die Gleichstellung. Nächstes Jahr stimmt die Schweiz über die Kita-Initiative ab. Weiter fordern sie Nulltoleranz für sexuelle Belästigung. Hinzu kommen viele weitere Anliegen der lokalen Streikkollektive. (Lies hier das Interview mit einer Organisatorin des diesjährigen Streiks.)

Das läuft am 14. Juni

In den Städten Bern, Basel, Zürich, Lausanne, Chur, Genf, Zug, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Biel, Schaffhausen, Frauenfeld, La Chaux-de-Fonds, Freiburg oder Sion sind am Samstag Demonstrationen angesagt. Für jene in Langnau im Emmental reist eine Velo-Karawane von Trub oder Trubschachen an. Auch das Feministische Kollektiv Thun fährt mit (geschmückten) Velos an die Demo in Bern.

In Aarau gibt es eine Kundgebung, ehe es an die Demo in Zürich geht. Das Oltener Kollektiv reist nach einer Kundgebung nach Solothurn. In Lugano und Bellinzona gibt es Diskussionen und Vorträge. Vom gemeinsamen Schildermalen über Besuche in Betrieben, Reden, Konzerte, Filme oder Diskussionen stehen rund um die Demos diverse Anlässe auf dem Programm.

Darum laufen bürgerliche Frauen nicht mit

«Es gibt schon gute Gründe, um auf die Strasse zu gehen», sagt Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen, die dem Streik fernbleiben wird. «Die Frauenrechte stehen heute wieder stärker unter Druck», sagt sie.

Auch sie sehe Handlungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder beim Schutz von Frauen vor Gewalt. Zudem würden einige Mitte-Frauen am 14. Juni Unterschriften für die Familienzeit-Initiative sammeln, die eine Elternzeit von je 18 Wochen für Mütter und Väter fordert.

«Wir halten die Verbindung zu den Männern und den bürgerlichen Parteien und vermitteln die Frauenanliegen», sagt Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen.
«Wir halten die Verbindung zu den Männern und den bürgerlichen Parteien und vermitteln die Frauenanliegen», sagt Christina Bachmann-Roth, Präsidentin der Mitte-Frauen.Tamedia/Sabina Bobst

Am Streiktag stört sie vor allem das «Extreme»: Es entspreche nicht der Rolle der Mitte-Frauen, laut und schrill «Extremforderungen» zu stellen. «Wir halten die Verbindung zu den Männern und den bürgerlichen Parteien und vermitteln die Frauenanliegen», sagt sie. Dies sei wichtig, um eine weitere Spaltung zu verhindern zwischen jungen Frauen, die immer linker würden, und jungen Männern, die nach rechts rutschten.

Vor zwei Jahren organisierten die Mitte-Frauen am 14. Juni ein Hula-Hoop-Training, um «die Mitte zu stärken». Darauf verzichten sie dieses Jahr. Eine künftige Beteiligung am feministischen Streik schliesst Bachmann-Roth nicht aus.

Dafür planen die FDP-Frauen eine Gegenaktion, wie Präsidentin Bettina Balmer auf Anfrage sagt: «Wir stellen den Wecker und zeigen, dass Frauen ihren Teil an die Gesellschaft beitragen – im Beruf, in der Familie oder in Ehrenämtern.» Die Idee: Frauen sollen sich mit einem Wecker bei der Arbeit fotografieren und die Bilder in den sozialen Medien teilen.

«Wir wollen konstruktiv sein und gehen darum nicht an den Streik», sagt die Zürcher FDP-Nationalrätin Balmer. Trotzdem teile man viele Anliegen – etwa die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit oder für die Individualbesteuerung.

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Delia Bachmann (dba), Jahrgang 1993, arbeitet seit 2024 für 20 Minuten. Als Redaktorin im Ressort Politik berichtet sie über das Geschehen in Bundesbern.

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