Naher OstenIran vs. Israel: Die militärischen Stärken im direkten Vergleich
Im direkten Vergleich wirken Irans Zahlen stark – doch Israel hat den taktischen Vorteil.
Darum gehts
- Israel und Iran drohen in einen umfassenden Krieg zu geraten.
- Irans Streitkräfte sind zahlenmässig stark, aber technologisch unterlegen.
- Israel verfügt über fortschrittliche Waffen und eine effektive Raketenabwehr.
Die israelischen Angriffe auf den Iran und die Ankündigung Teherans, Rache zu nehmen, haben die beiden Kontrahenten im Nahen Osten näher an einen vollumfänglichen Krieg gebracht.
Wie stark sind die Streitkräfte Irans und Israels im direkten Vergleich?
Der Iran verfügt über eine grosse ständige Streitmacht, stützt sich aber auch auf verbündete Milizen in der Region und auf verdeckte Operationen, die in den vergangenen Monaten durch amerikanische und israelische Einsätze stark beeinträchtigt wurden.
Israel setzt ebenfalls verdeckte Operationen ein, kann aber auch auf robuste reguläre Boden- und Luftstreitkräfte zurückgreifen, die in der Region unübertroffen scheinen. Obwohl die Zahl der Soldaten auf beiden Seiten ungefähr gleich gross ist, unterscheiden sich die Taktiken und die Feuerkraft der Streitkräfte deutlich.
Wo steht der Iran?
Auf dem Papier scheint der Iran mit 88 Millionen Menschen und einer Landfläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern gegenüber Israel mit neun Millionen Einwohnern und 22'000 Quadratkilometern zahlenmässig im Vorteil zu sein. Militärisch bedeuten diese Zahlen jedoch wenig.
Die iranischen Truppen teilen sich auf in die regulären Streitkräfte, die im Allgemeinen mit der Sicherung der iranischen Grenzen und der Durchführung konventionellerer militärischer Aufgaben betraut sind, und die paramilitärischen Revolutionsgarden, zu denen die Elitetruppe Kuds, das strategische Raketenkommando und die Cybertruppe gehören. Die regulären Streitkräfte verfügen über den grössten Teil der Soldaten – etwa 600'000 Mann – und der Standardausrüstung. Zur Revolutionsgarde gehören etwa 200'000 Mann in mehreren Divisionen.
Es wird davon ausgegangen, dass die konventionellen Streitkräfte des Irans ebenso wie seine Verbündeten durch die Militäroperationen Israels und der USA im vergangenen Jahr stark geschwächt wurden.

Die militärische Ausrüstung des Irans ist ein Sammelsurium: Manches Material stammt noch von der Sowjetunion und den USA aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979, anderes wurde später von Russland geliefert. Mit schätzungsweise 350 veralteten Flugzeugen seiner Luftwaffe liegt das Land sowohl quantitativ als auch qualitativ weit hinter Israel zurück. Der Iran ist jedoch in der Lage, verschiedene Drohnen und ähnliche Geräte herzustellen. Ein Beispiel dafür sind die Schahed-Angriffsdrohnen, die das Land in grosser Zahl an Russland für den Einsatz im Krieg in der Ukraine verkauft hat.
Die Sicherheit der obersten Befehlshaber ist ein immer wiederkehrendes Problem im Iran. Der Chef der Revolutionsgarden, General Hossein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri gehörten zu Todesopfern der israelischen Angriffe am Freitag in Teheran. Auch führende Atomwissenschaftler und weitere ranghohe Kommandeure wurden getötet.

Das iranische Atomprogramm ist in den vergangenen Jahren weit fortgeschritten, und es wird davon ausgegangen, dass das Land ausreichend Uran auf nahezu waffenfähiges Niveau angereichert hat, um innerhalb weniger Monate mehrere Atomwaffen herzustellen – sollte es sich dazu entschliessen. Allerdings ist unklar, ob das Land einen Atomsprengsatz bauen kann, der kompakt genug für den Einbau in eine Rakete ist. Israel will es anscheinend nicht darauf ankommen lassen und griff bereits in der Vergangenheit Anlagen zur Herstellung von Nuklearmaterial und ballistischen Raketen an.
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Wie steht Israel im Vergleich da?
Israels beeindruckende Land-, See- und Luftstreitkräfte beruhen sowohl auf der neuesten amerikanischen und europäischen Technologie als auch auf einer robusten einheimischen Rüstungsindustrie. Das versetzt das Land in die Lage, Gegner an mehreren Fronten gleichzeitig zu bekämpfen. Für ein kleines Land verfügt Israel zudem über einen beträchtlichen Truppenbestand mit rund 170.000 aktiven Soldaten und weiteren 400.000 Reservisten. Obwohl Israels Streitkräfte kleiner sind als die des Irans, sind sie durch regionale Konflikte kampferprobt.
Eine Option für den iranischen Gegenschlag könnte den Einsatz Hunderter ballistischer Raketen auf Israel umfassen. Im Oktober 2024 verursachte ein solcher massiver iranischer Raketenangriff auf Israel nur begrenzten Schaden, was teilweise auf die amerikanische Unterstützung beim Abfangen iranischer Raketen zurückzuführen war.

Israel verfügt aber auch über eine eigene mehrstufige Raketenabwehr. Das ausgeklügelte System, das über Jahrzehnte mit erheblicher Unterstützung der USA entwickelt wurde, kann einen Beschuss erkennen und löst nur dann aus, wenn das Projektil auf ein Bevölkerungszentrum oder militärische oder zivile Infrastruktur zusteuert. Israelische Politiker sagen, das System sei nicht zu 100 Prozent zuverlässig, schreiben ihm aber zu, schwere Schäden und unzählige Opfer verhindert zu haben.
Israel gilt weithin als der einzige Atomstaat im Nahen Osten, hat den Besitz solcher Waffen jedoch nie zugegeben. Israel hat zudem mit den USA einen treuen Verbündeten an seiner Seite, der in früheren Konflikten eine Schlüsselrolle übernahm und auch in künftigen Auseinandersetzungen eine entscheidende Rolle spielen dürfte.
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Justin Arber (jar), Jahrgang 1999, arbeitet seit 2022 als Redaktor am Newsdesk. Zeitweise übernimmt er da die Schichtleitung im Früh- und Spätdienst.

