Allschwil: 14 Lehrer kündigen – «Angstklima» an Primarschule

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Allschwil BL«Klima der Angst»: 14 Lehrpersonen kündigen an Primarschule

In der Primarschule in Allschwil BL kündigen 14 Lehrpersonen ihre Anstellung. Ein Bericht des Vereins Starke Schule beider Basel erhebt gegen die Schulleitung schwere Vorwürfe.

14 Lehrpersonen haben an einer Primarschule in Allschwil gekündigt. Ein Bericht des Vereins Starke Schule beider Basel erhebt gegen die Schulleitung schwere Vorwürfe. (Symbolbild)
14 Lehrpersonen haben an einer Primarschule in Allschwil gekündigt. Ein Bericht des Vereins Starke Schule beider Basel erhebt gegen die Schulleitung schwere Vorwürfe. (Symbolbild)Julian Stratenschulte/dpa

Darum gehts

  • 14 Lehrpersonen kündigen an der Primarschule in Allschwil BL.
  • Der Verein Starke Schule beider Basel erhebt schwere Vorwürfe gegen die Schulleitung.
  • Die Schulleitung wird als «narzistisch» und «diktatorisch» beschrieben.
  • Befristete Verträge werden als Druckmittel gegen kritische Lehrer genutzt.
  • Der Schulrat untersucht die Vorwürfe intern.

An der Primarschule in Allschwil BL haben 14 Lehrpersonen ihre Kündigung eingereicht. Das kam in einer Fragerunde im Baselbieter Landrat ans Licht. Der Verein Starke Schule beider Basel (SSbB) hat daraufhin einen Bericht veröffentlicht, in dem die Schulleitung massiv kritisiert wird.

Das Verhalten der Schulleitung wird darin als «willkürlich und schikanös» beschrieben. Auch von einem «autoritären und teils diktatorischen Führungsstil» ist die Rede. Die Schulleitung besteht aus sechs Personen, die Leitung hat Martin Münch. Der zweifache Vater mit Jahrgang 1973 ist Mitglied der FDP Allschwil. Auf der Website der Partei gibt er an, dass ihm an Allschwil besonders die «gute Schule» gefalle. Laut Jürg Wiedemann, dem Vorstandsmitglied des Vereins Starke Schule beider Basel, sei Münch zurzeit krankgeschrieben. Dies bestätigt die Primarschule gegenüber 20 Minuten.

Doch was wird der Schulleitung konkret vorgeworfen? Lehrpersonen könnten ihre Meinung nicht frei äussern, heisst es im Bericht der starken Schule. Täten sie es doch, würden sie von der Schulleitung systematisch benachteiligt. Zudem seien einige Lehrpersonen in privaten Gesprächen zurechtgewiesen worden, wenn sie sich im Konvent kritisch geäussert hätten. «Die Schulleitung erzeugt ein Klima voller Angst und Unsicherheit», wird ein Lehrer im Bericht zitiert. Eine Lehrerin beschreibt den Rektor im Bericht gar als «narzisstisch und empathielos».

Thomas Stierwald, Svenja Wendel, Carolin Müller, David Schulthess, Claudia Wider, Martin Münch v.l.n.r.
Thomas Stierwald, Svenja Wendel, Carolin Müller, David Schulthess, Claudia Wider, Martin Münch v.l.n.r.Gemeinde Allschwil

Zudem würde die Schulleitung die Familie und Lehrpersonen, mit denen die Schulleitung ein gutes Verhältnis habe, bevorzugen. Die Tochter einer Schulleiterin hätte eine Anstellung als Klassenlehrperson einer ersten Klasse erhalten, sagt Vorstandsmitglied des Vereins SSbB Jürg Wiedemann gegenüber 20 Minuten. Auch Freundinnen der Tochter hätten eine Anstellung erhalten.

Schulleitung nutze befristete Arbeitsverträge als Druckmittel

Andere Mitarbeitende hätten aber wiederholt befristete Arbeitsverträge erhalten, obwohl sie Anspruch auf eine unbefristete Anstellung gehabt hätten und ihnen diese auch zugesichert worden sei. Die befristeten Arbeitsverträge würde die Schulleitung als Druckmittel nutzen. «Die systematische Praxis deutet auf ein strategisches Machtmittel hin: Lehrpersonen, die als kritisch gelten, erhalten schlicht keinen neuen Vertrag», heisst es im Bericht der SSbB.

Laut Personalverordnung des Kantons Basel-Landschaft müssen Arbeitsverträge in der Regel unbefristet abgeschlossen werden. Des Weiteren wirft der Verein der Schulleitung vor, darauf bestanden zu haben, Entlastungslektionen auszuzahlen. Das ist durch das Amt für Volksschulen untersagt. Deshalb hat der Lehrerinnen- und Lehrerverband Baselland (LVB) eine aufsichtsrechtliche Anzeige eingereicht.

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Die Schulleitung nahm auf Anfrage von 20 Minuten keine Stellung. Schulratspräsidentin Nicole Morellini sagt gegenüber 20 Minuten, dass der Schulrat von den Vorwürfen Kenntnis habe und diese äusserst ernst nehme. «Es ist uns sehr wichtig, dass sich alle wieder mit Respekt und gegenseitigem Vertrauen begegnen», so Morellini. Der Schulrat sei dran, Lösungen auszuarbeiten, könne aber aufgrund des Datenschutzes und Amtsgeheimnisses keine Details öffentlich kommunizieren. «Uns ist es ein grosses Anliegen, dass wir möglichst bald Ruhe in die Schule bringen können», so Morellini weiter.

«Es wurde eine Angstkultur aufgebaut»

Rund zwei Dutzend Personen hätten auf den Bericht reagiert, so Wiedemann. Mit einer einzigen Ausnahme hätten sie ausschliesslich positive Rückmeldungen erhalten. «Das ist doch sehr erstaunlich» und zeige das Ausmass des Fehlverhaltens.

Wiedemann sei erstaunt, dass es Jahre gebraucht hat, bis das Verhalten der Schulleitung ans Licht kam. «Ich kann mir das nur so erklären, dass eine derartige Angstkultur aufgebaut wurde, dass Lehrpersonen sich nicht getraut haben, darüber zu sprechen», sagt er.

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