Pädagogische HochschulenKI-Boom an Schulen: PHs bauen Angebote für angehende Lehrer aus
Schweizer Schüler fordern mehr KI-Bildung für ihre Lehrepersonen. Eine Umfrage bei den pädagogischen Hochschulen zeigt: Diese investieren schon viel – und KI-Kurse sind bei angehendem Lehrpersonal äusserst beliebt.
Darum gehts
- Wie viel KI ist an Schulen sinnvoll – und wofür?
- Die Technologie, die sich rasant entwickelt, bringt auch diverse Fragen für das Bildungswesen mit sich.
- Während Schüler eine nationale Strategie fordern, setzt der Lehrerverband auf gut ausgebildete Lehrpersonen, die KI in Eigenverantwortung in den Unterricht einbringen.
- Eine Umfrage bei den Pädagogischen Hochschulen zeigt: KI ist in der Lehrerausbildung kein neues Thema.
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch – und macht auch vor Klassenzimmern nicht Halt. Während die Schweizer Schülervertretung mehr KI-Bildung für Lehrpersonen und eine nationale Strategie für den Umgang mit dem Thema fordert, setzt der Lehrerverband auf gut ausgebildetes Lehrpersonal. Alle Argumente kannst du hier nachlesen.
Für die Ausbildung der Lehrer sind die Pädagogischen Hochschulen verantwortlich. Eine Umfrage von 20 Minuten zeigt: Auch sie rüsten auf. Ein Überblick:
PH Schwyz
Die PH Schwyz war 2016 die erste PH, die alle Studierenden in der Bachelorausbildung zur Primarlehrperson im Fach «Medien und Informatik» ausgebildet hat. Alle angehenden Primarlehrpersonen werden im Rahmen ihres Bachelorstudiums im Bereich KI ausgebildet, der Fachdidaktikmaster «Medien und Informatik» wird gemeinsam mit der Universität Zürich, der Fachhochschule Luzern und der PH Luzern angeboten.
Die PH Schwyz beschäftige sich in allen Abteilungen sehr intensiv mit der Thematik und biete etwa auch eine Website mit Informationen zum Thema und eine kostenlose, interaktive Lernumgebung an, mit der Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe die Funktionsweise von Sprachgeneratoren erkunden können. Darüber hinaus würden die eigenen Mitarbeitenden stetig weitergebildet und Arbeitsgruppen setzten sich mit der Frage auseinander, wie KI die Schule und damit auch die Lehrpersonen betreffe.
PH Luzern
Auch an der PH Luzern werden Themen rund um Künstliche Intelligenz in der Grundausbildung thematisiert. Für die Weiterbildung werden drei unterschiedliche Formate angeboten: Der Weiterbildungskurs «Schnellstart KI-Unterricht», der Workshop «KI-Unterricht nachhaltig gestalten» und massgeschneiderte Angebote je nach Stufe und Schwerpunkt. Dazu bietet die PH Luzern sogenannte Holkurse an, bei denen die Dozierenden die Schulen besuchen und praxisorientierte Weiterbildungen durchführen.
Die Angebote stossen laut Fabio Blank, Co-Leiter des Zentrums Medienbildung und Informatik, auf sehr hohe Resonanz: «Das Angebot wird laufend weiterentwickelt. Im neu geschaffenen CAS-Studiengang ‹Fachkarriere: Schule in der Digitalität› wird das Thema KI in allen Modulen kontinuierlich aufgegriffen.»
Nutzt du KI im Alltag?
PH FHNW
Auch an der PH FHNW ist das Interesse an KI-Weiterbildungen und -Kursen gross. «Deshalb werden mehrere Kurse, darunter der Kurs «KI-Basics» sogar in vierfacher Ausführung angeboten», sagt Mediensprecher Christian Irgl. Über die Grundkurse hinaus können sich Lehrpersonen zu Themen wie «Gestalten mit KI», «Schulführung im Zeitalter der KI» oder einen KI-Ausbaukurs, in dem sogar mit KI programmiert wird, anmelden.
«Mehrere KI-Kurse werden aufgrund des grossen Interesses in vierfacher Ausführung angeboten.»
Das Angebot richte sich an alle Schulstufen vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe. «Es geht nicht nur darum, KI den Kindern und Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, sondern auch den Lehrpersonen nützlich zu machen», sagt Irgl. Dabei würden auch Fragen behandelt, wie KI effizient, datenschutzkonform und sicher genutzt werden kann.
PHs Zug, Zürich, Bern
Ähnlich klingt es auch von den PHs in Zug, Zürich und Bern: KI sei sowohl in der Grundausbildung als auch in verschiedenen Weiterbildungen und Zusatzkursen ein Thema, das Interesse daran sei hoch. So haben an der PH Bern 2024 rund 950 Personen an KI-Kursen teilgenommen, im ersten Halbjahr 2025 waren es bereits 800.
Die PH Zürich betont, das Thema sei fester Bestandteil der Grundausbildung, Studierende wendeten KI in allen Fächern an und experimentierten damit. Neben der theoretischen Ausbildung betonen auch mehrere PHs den Praxisbezug. So hat die PH Bern einen KI-Tutor entwickelt, eine Software, die mögliche Unterrichts- und Lernsituationen abbildet und mit den Schülerinnen und Schülern in einen Dialog tritt. Ziel sei es unter anderem, herauszufinden, wie mit KI-Tools das eigene Denken gefördert werden könne, anstatt der disfunktionalen Bildungsentwicklung Vorschub zu leisten.
«Blinder Aktionismus ist nicht zielführend»
Insgesamt lässt sich also sagen: Die Pädagogischen Hochschulen bilden angehende Lehrerinnen und Lehrern bereits umfassend im Bereich KI aus. Als Reaktion auf ChatGPT und den KI-Hype wurden die Angebote vielerorts ausgebaut und werden laufend weiterentwickelt.
Beat Döbeli Honegger, Leiter des Instituts für Medien und Schule der PH Schwyz, sagt: «Es ist zweifellos richtig, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr über KI wissen müssten. Allerdings überfordern solche Systeme derzeit uns alle. Seit der Veröffentlichung von ChatGPT sind erst 2,5 Jahre vergangen. Insofern bin ich durchaus der Meinung, dass Lehrpersonen sich diesbezüglich weiterbilden müssen, habe aber Verständnis dafür, dass dies Zeit braucht.» Und: «Blinder Aktionismus ist nicht zielführend.» Entscheidend sei gerade bei einer Technologie, die sich so schnell entwickle, Konzepte zu vermitteln, statt schnell veraltetes Produktwissen.
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Daniel Graf (dgr) arbeitet seit 2020 für 20 Minuten. Er ist Leiter des Ressorts News, Wirtschaft & Videoreportagen und seit September 2023 Mitglied der Redaktionsleitung.
