07.08.2025
Do 17:59
Der Bundesrat will einen neuen Zolldeal: «Aber nicht zu jedem Preis.»
Mit 39 Prozent erhielt die Schweiz den schlechtesten Zolltarif in ganz Europa. Trotz geplatztem Deal will der Bundesrat mit der US-Regierung weiterverhandeln. Dies entschied die Landesregierung am Donnerstag an einer ausserordentlichen Sitzung kurz nach der Rückkehr von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin aus den USA.
«Natürlich war es für den Bundesrat eine Enttäuschung», sagte Keller-Sutter an der Medienkonferenz über die Klatsche aus Washington. «Im Nachhinein ist man immer klüger», meinte Parmelin. Der Deal lag auf dem Tisch, doch am Schluss entscheide US-Präsident Donald Trump.
Ein «optimiertes» Angebot
Bereits am Montag habe der Bundesrat seine Offerte an die US-Regierung «optimiert». Zu den Eckpunkten des neuen Deals äusserten sich die Bundesräte nicht: «Wer seine Karten in Verhandlungen auf den Tisch legt, hat schon verloren», sagte Parmelin dazu.
Klar ist, dass auch Rüstungsgeschäfte und weitere Investitionen in den USA dazu gehören. Ebenfalls am Donnerstag traf sich Rüstungschef Urs Loher mit Vertretern der Firma Lockheed Martin, die für die Schweiz den F-35-Kampfjet herstellt, der nun teurer wird als der vereinbarte «Fixpreis» von sechs Milliarden Franken.
Keine Gegenzölle, dafür Kurzarbeit
Gegenzölle oder eine Klage bei der WTO, die gewisse Politiker forderten, sind laut dem Bundesrat zumindest im Moment keine Option: Man wolle die Verhandlungen fortführen und ein geregeltes Verhältnis mit den USA: «Aber nicht zu jedem Preis», betonte Keller-Sutter.
Die neuen Zölle treffen rund 60 Prozent der Schweizer Exporte. Besonders stark etwa die Maschinen- und Uhrenindustrie. Laut Parmelin steht der Bundesrat der Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung von 18 auf 24 Monate positiv gegenüber. Weitere Forderungen aus der Wirtschaft werde man diskutieren. Mehrfach wurde betont, dass die US-Zölle die Wirtschaft nicht gleich stark treffen wie damals etwa die Covid-19-Pandemie.
«Ich habe sehr wohl zugehört, aber ...»
«Die Frau war nett – doch sie wollte nicht zuhören», sagte Donald Trump letzte Woche nach dem Gespräch mit Keller-Sutter. Darauf angesprochen sagte die Bundespräsidentin: «Ich habe sehr wohl zugehört, aber nicht akzeptiert, dass die Schweiz für einen Verlust von 40 Milliarden Dollar verantwortlich sein soll.» Sie habe die Interessen der Schweiz vertreten: «Man darf dieses Powerplay nicht persönlich nehmen», so Keller-Sutter.
«Es ist offensichtlich, dass man den Preis nach oben treiben will», antwortete sie auf die Frage, ob die Zölle einen Angriff auf die Schweiz darstellen. Erschwerend komme hinzu, dass Trump am Tag des Telefonats die Briefe an die Pharmafirmen verschickte. Darin forderte er sie auf, die US-Preise für Medikamente zu senken.
Weiterverhandeln erntet viel Zuspruch
Die ersten Reaktionen der Parteien zeigen, dass sie das Vorgehen des Bundesrats befürworten. Die FDP etwa fordert «Weiterverhandeln – ohne Illusionen». Gleichzeitig solle die Schweiz neue Märkte erschliessen. Die SVP fordert, die Wirtschaft durch den Abbau von Regulierungen zu entlasten.
Die Grünliberalen wollen unter anderem das neue EU-Vertragspaket rasch vors Volk bringen. Zwar begrüsst die Mitte, dass der Bundesrat die Verhandlungen weiter führt. Gleichzeitig fordert sie, dass die Regierung «verhältnismässige Gegenmassnahmen» prüft. Etwa Zölle auf US-Güter, die in der Schweiz ausreichend vorhanden sind, oder eine WTO-Beschwerde.

