Abstimmung zur E-ID – Live-Interview mit Bundesrat Beat Jans

Livetickeraktualisiert am Donnerstag, 11. September, 2025

Interview
Jans über sein Ja zur E-ID und die Hautfarben-Debatte beim Fedpol

Am 28. September stimmt die Schweiz über die Einführung einer elektronischen ID (E-ID) ab. Im Live-Interview stellte sich Befürworter Bundesrat Beat Jans den kritischen Fragen von 20 Minuten.
Am Donnerstag stellte sich Bundesrat Beat Jans als Befürworter der elektronischen ID den kritischen Fragen von 20 Minuten.20 Minuten

Darum gehts

  • Bei der nächsten Abstimmung im September geht es unter anderem um die Einführung einer elektronischen ID (E-ID).
  • Der Bundesrat und das Parlament sprechen sich für eine Annahme aus.
  • Beat Jans kämpft als Justizminister für ein Ja – im Live-Interview erklärte er, weshalb.
  • Die Gegner der Vorlage kritisieren die Datensicherheit und bezeichnen die E-ID als «Steilpass an Big-Tech».

Nationale Abstimmung

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Weitere News und Hintergründe zu den eidgenössischen Volksabstimmungen vom 28. September 2025 gibt es hier:

Soll es in der Schweiz eine elektronische ID geben oder nicht? Über diese Frage stimmen wir am 28. September ab – zum zweiten Mal. Bundesrat und Parlament empfehlen ein Ja.

Gegner des Vorhabens haben das Referendum ergriffen. Sie kritisieren, dass die E-ID nicht sicher sei, sensible Daten missbraucht werden könnten und sie zu Massenüberwachung führe.

Erst vor wenigen Jahren ist der erste Versuch einer E-ID gescheitert – unter anderem, weil die ID von Privaten herausgegeben werden sollte. Nun ist es der Staat, der sie herausgibt.

Im Interview nahm der für das Dossier zuständige Justizminister Beat Jans Stellung zu den drängenden Fragen.

Herr Bundesrat Jans, warum ist meine gute alte analoge ID nicht mehr gut genug?
Ihre analoge ID ist so gut wie eh und je und man kann sie auch in Zukunft weiter benutzen. Die E-ID ist ein Angebot für diejenigen, die sich im Internet ausweisen wollen – und zwar auf eine sichere Art und Weise. Das wird immer wichtiger.

Bundesrat Beat Jans ist auch persönlich von der E-ID überzeugt, sagt er im Interview mit 20 Minuten.
Bundesrat Beat Jans ist auch persönlich von der E-ID überzeugt, sagt er im Interview mit 20 Minuten.20min/Dominic Forstenhauser

Sie vertreten die Haltung der Mehrheit des Bundesrates und des Parlaments. Sie wirken aber auch persönlich von der E-ID überzeugt. Stimmt das?
Das ist richtig. Die Art und Weise, wie man die neue E-ID entwickelt hat, ist sehr gut. Jeder Schritt der Entwicklung wurde transparent gemacht, es wurden stets auch die Kritikerinnen und Kritiker in den Prozess eingebunden. Ich bin überzeugt: Unsere E-ID ist die sicherste, die es heute geben kann.

Wir haben auch unsere Community um Fragen gebeten und da hat sich unter anderem Patrick gemeldet. Er will wissen, ob es einen Notfallplan gibt, falls die E-ID doch gehackt wird, und wie dieser aussähe?
Ja, den gibt es selbstverständlich. Wir haben uns natürlich auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Im äussersten Notfall schalten wir das Netzwerk für die E-ID einfach ab. Doch ich bin überzeugt, dass es nicht so weit kommt. Die E-ID ist eine ganz schlechte Nachricht für Hacker. Alle relevanten Daten für die Identifikation sind auf dem Handy der Userinnen und User gespeichert.

«Im äussersten Notfall schalten wir die E-ID ab»: Bundesrat Beat Jans im Interview mit 20-Minuten-Bundeshaus-Redaktor Stefan Lanz zur E-ID.
«Im äussersten Notfall schalten wir die E-ID ab»: Bundesrat Beat Jans im Interview mit 20-Minuten-Bundeshaus-Redaktor Stefan Lanz zur E-ID.20min/Dominic Forstenhauser

Eine Befürchtung der Gegnerinnen und Gegner ist ja, dass Firmen doch aus den Daten der E-ID genauere Profile über uns anlegen können. Wie ist sichergestellt, dass das nicht der Fall ist?
Indem Sie entscheiden, welche Daten Sie preisgeben. Wenn Sie zum Beispiel Alkohol kaufen wollen, können Sie mit der E-ID den Altersnachweis erbringen – ohne Ihr Geburtsdatum preiszugeben. Dabei ist sichergestellt, dass Firmen anhand der technischen Randdaten keine Profile erstellen können. Und wenn ein Shop Ihrer Meinung nach zu viele Daten verlangt, dann können Sie das in der App dem Bundesamt für Justiz melden. Hat der Anbieter tatsächlich zu viele Daten verlangt, erhält die nächste Person eine Warnung angezeigt.

In der SRF-Arena haben Sie gesagt, dass auch auf der analogen ID die AHV-Nummer abgedruckt ist.
Das ist natürlich falsch und ich möchte mich hier korrigieren. Es ist zwar eine Nummer auf der ID abgedruckt – aber das ist nicht die AHV-Nummer, sondern die Ausweisnummer.

Bundesrat Jans: «Dann können wir nochmals diskutieren»

Im Rahmen eines Interviews mit 20 Minuten äusserte sich auch der zuständige Bundesrat Beat Jans erstmals zur Hautfarben-Debatte. «Das Fedpol wollte eine Vereinfachung vornehmen und die Passage zur Hautfarbe streichen», erklärt der Justizminister. Sie werde kaum genutzt und zudem helfe die Angabe kaum. Man könne weiterhin die Herkunft einer Person beschreiben. «Es war sicher nicht die Meinung, Behörden zu behindern», so der Justizminister. Er stehe hinter dem Entscheid. Er kündet aber auch an, dass dieser nicht abschliessend sei. «Wenn es Reaktionen gibt von den Kantonen, dass sie es klar nicht wollen, kann man darüber diskutieren», sagt er.

Kommen wir nochmal zu einer Leserfrage: Kann man die E-ID wieder löschen, wenn man nicht zufrieden ist oder Bedenken hat?
Ja, das geht. Die Swiyu-Wallet-App, in der die E-ID auf dem Handy gespeichert ist, ist eine App wie jede andere. Sie können sie jederzeit löschen – und damit sind auch alle E-ID-Daten gelöscht. Gleiches gilt, wenn Sie Ihr Handy verlieren. Dann melden Sie das bei der Polizei oder dem Passbüro – wie heute schon – und dann wird auch die E-ID für ungültig erklärt.

Was, wenn es am 28. September ein Nein zur E-ID gibt?
Das wäre vor allem dramatisch für alle Menschen, denen die E-ID den Alltag erleichtern würde. Seien es Menschen mit Behinderungen, Ältere oder Menschen, die einen weiten Weg haben bis zu einem Behördenschalter. Denen bliebe ein ganz wichtiges Hilfsmittel vorenthalten. Gleichzeitig bleibt die E-ID freiwillig. Wer sie nicht nutzen will, muss das nicht.

Deine Meinung zählt

11.09.2025

Do 12:59

Live-Interview zu Ende

Das wars – vielen Dank fürs Mitschauen und Mitlesen.

Im Verlaufe des Nachmittags folgt hier eine schriftliche Version des Interviews.

11.09.2025

Do 12:58

Pleite für Jans bei Auslandsadoptionen

Entgegen von Jans’ Plänen will der Nationalrat kein Verbot für Adoptionen aus dem Ausland.

«Jetzt kommt der Ständerat, wir werden sehen, was er macht», so Jans. Ihm sei es wichtig zu betonen, dass die Zahlen der internationalen Adoptionen in der Schweiz zurückgegangen sind. «Die Experten sagen aber, dass wir künftig die Adoptionen besser überprüfen müssen. Deshalb wollten wir im Bundesrat auch die Ausstiegslösung anschauen.» Zuletzt entscheide aber das Parlament, so Jans.

11.09.2025

Do 12:54

Bundeskriminalpolizisten fehlen

Die Eidgenössische Finanzkommission plädiert für mehr Bundeskriminalpolizisten – es gebe zu wenige, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Der Bundesrat werde sich mit dem Bericht befassen, so Jans. «Es ist aber ein spezieller Bericht», so Jans, denn die Finanzkontrolle plädiere oftmals für weniger Ausgaben.

11.09.2025

Do 12:53

Fedpol streicht Hautfarbe aus Polizei-Fahndungen

Diese Woche trat eine Debatte los um das Verbot von Hautfarbe-Angaben bei Polizei-Fahndungen. Jans reagiert: «Das Fedpol wollte eine Vereinfachung vornehmen und die Passage zur Hautfarbe streichen.» Sie werde kaum genutzt und zudem helfe die Angabe kaum. Man könne weiterhin die Herkunft einer Person beschreiben. «Es war sicher nicht die Meinung, Behörden zu behindern», so der Justizminister. Er stehe hinter dem Entscheid. «Wenn es Reaktionen gibt von den Kantonen, dass sie es klar nicht wollen, kann man darüber diskutieren.»

11.09.2025

Do 12:51

Was, wenn die Abstimmung nochmals scheitert?

20-Minuten-Redaktor Stefan Lanz (l.) mit Bundesrat Beat Jans (r.) im Gespräch.
20-Minuten-Redaktor Stefan Lanz (l.) mit Bundesrat Beat Jans (r.) im Gespräch.20min/Dominic Forstenhauser

Das wäre schade, so Jans. «Für alle, die es nicht wollen, ist es freiwillig», betont der Bundesrat. Aber für diejenigen – etwa Menschen mit Behinderungen oder Menschen, die abgelegen wohnten und immer an den Schalter müssten –, für die die E-ID einen klaren Vorteil habe, sei es schlimm. Die E-ID sei auch ein Schritt in Richtung Barrierefreiheit.

11.09.2025

Do 12:49

Regulierung auf Social Media

Würde die E-ID im Kampf gegen Pädo-Kriminelle etwas bringen? «Wenn es ein soziales Netzwerk ist, wo sich Kinder und Jugendliche oft ausbreiten, und das Netzwerk Klarnamen oder korrekte Altersangaben fordert, könnte man mit der elektronischen ID einen Zugang schaffen, der auch sicher ist», so Jans. Das sei aber eine andere Debatte – und habe nichts mit der Abstimmung vom 28. September zu tun.

11.09.2025

Do 12:45

App kann wieder gelöscht werden

Was, wenn die App nicht überzeugt – kann man diese wieder löschen, will 20-Minuten-Leser Patrick wissen. «Ja, man kann sie löschen, wenn man nicht von der App überzeugt ist», verspricht Jans. Auch wenn man das Handy verliere, werde die ID nach einer Meldung gelöscht.

Diese Version der Schweizer Identitätskarte (ID) ist seit 2023 gültig.
Diese Version der Schweizer Identitätskarte (ID) ist seit 2023 gültig.Bundesamt für Polizei

11.09.2025

Do 12:44

Wo ist denn die AHV-Nummer?

In der SRF-Arena sagte Bundesrat Jans, dass die AHV-Nummer auf der analogen ID-Karte vermerkt sei. «Da habe ich einen Fehler gemacht», gesteht Jans. Dies tue ihm leid.

Bundesrat Beat Jans in der Arena-Sendung.
Bundesrat Beat Jans in der Arena-Sendung.Screenshot SRF

11.09.2025

Do 12:43

Welche Daten speichert die E-ID?

Wenn man heute die analoge ID zeige, gebe man alle seine Daten preis – mit der E-ID könne man künftig wählen, welche Daten man preisgibt. Die App warne auch, auf welche Daten zugegriffen werde. «Man kann auf der App auch Meldungen machen: Wenn etwa ein Kleiderladen Daten von der E-ID fordert, der dies nicht darf, kann man eine Meldung machen und andere davor warnen», so Jans.

Welche Daten kriegen die Unternehmen? «Man kann die E-ID etwa so einstellen, dass das Geschäft nicht das Geburtsdatum bekommt, sondern nur die Info, ob man über 16 Jahre alt ist», erklärt Jans.

11.09.2025

Do 12:41

«Im schlimmsten Fall stellen wir die E-ID ab»

Beta-Version der Elektronischen Identität.
Beta-Version der Elektronischen Identität.20min/Marco Zangger

Doch wie sicher ist die App wirklich? Und was, wenn sie gehackt wird, will 20-Minuten-Leser Patrick wissen. «Der Schutz ist wirklich optimal oder maximal», argumentiert Jans. Denn: Die E-ID sei nur auf dem Handy – es gebe keine zentralen Speicherorte. «Die E-ID ist eine ganz schlechte Nachricht für alle Hacker und Fälscher im Internet, weil wir jetzt damit zusätzliche Sicherheit bieten», so der Justizminister.

Einen Notfallplan zu haben, sei selbstverständlich. Wie sehe der Worst Case aus? «Im schlimmsten Fall stellen wir sie ab und die Leute müssen wieder die normale ID nutzen», so Jans.

11.09.2025

Do 12:38

«Wie ein Portemonnaie»

Gibt es auch einen Kontrapunkt zur E-ID, will 20-Minuten-Leser Björn von Beat Jans wissen. Es gehe ihm zu langsam, so Jans. Er erklärt, dass die neue App eine Art «Portemonnaie» sei – auf die Daten darin könne nicht von aussen zugegriffen werden. «In diesem Portemonnaie gibt es die E-ID – das ist aber nur eine der Karten. Man kann andere hinzufügen, beispielsweise die AHV-Karte oder den Führerschein – das wäre sehr praktisch», erklärt Jans. Die Lösung sei sicher und könne nicht gehackt werden.

11.09.2025

Do 12:36

Sicherer als alles, was es bisher gebe

So könnte die E-ID künftig aussehen. Sie soll freiwillig sein und vom Staat herausgegeben werden.
So könnte die E-ID künftig aussehen. Sie soll freiwillig sein und vom Staat herausgegeben werden.eid.admin.ch

Er habe sich überzeugen lassen, dass die Art und Weise der Entwicklung der E-ID sehr gut sei. «Die IT-Spezialisten hat man ernst genommen, die Sorgen aufgenommen – und jedes Mal eine neue Lösung geboten.» Jans habe grosses Vertrauen in die E-ID – sie sei sicherer als alles, was es bisher gebe.

11.09.2025

Do 12:35

Weshalb eine E-ID?

20-Minuten-Bundeshaus-Redaktor Stefan Lanz legt gleich mit der ersten Frage los: «Herr Bundesrat Jans, weshalb ist meine analoge ID nicht mehr gut genug?»

Sie sei so gut wie eh und je, so Bundesrat Beat Jans. Man könne sie auch in Zukunft weiter benutzen. «Die E-ID ist für diejenigen, die sich im Internet ausweisen wollen», so Jans. Es werde immer wichtiger zu sehen, mit wem man es im Internet zu tun habe – und dass sich die Menschen vor Hackern schützen könnten.

11.09.2025

Do 12:33

Das Live-Interview beginnt

Herzlich willkommen zum 20-Minuten-Live-Interview mit Bundesrat Beat Jans – es geht um die bevorstehende Abstimmung zur Einführung der E-ID.

11.09.2025

Do 11:00

Abstimmung zur elektronischen ID

Am 28. September stimmt die Schweiz über ein neues Bundesgesetz ab, das die Grundlage für die Einführung eines staatlichen elektronischen Identitätsnachweises bildet. Eine E-ID kann dazu genutzt werden, sich etwa gegenüber Behörden oder im Internet auszuweisen – etwa, wenn man für eine Bestellung sein Alter nachweisen muss. Die Nutzung der E-ID soll dabei freiwillig und kostenlos sein.

Chunnsch drus? Die Abstimmung zur E-ID kurz erklärt.20 Minuten

Gegner des Vorhabens haben das Referendum ergriffen – deshalb kommt es zur Abstimmung. Sie kritisieren, dass die E-ID nicht sicher sei, sensible Daten missbraucht werden könnten und sie zu Massenüberwachung führe. Zudem stellen sie in Frage, ob die Nutzung der E-ID wirklich freiwillig bleiben wird.

Der Bundesrat und eine breite Allianz aller Bundeshausparteien – mit Ausnahme der SVP – unterstützen das Vorhaben. Die Schweiz müsse sich auf eine digitale Zukunft vorbereiten, argumentieren sie. Zudem mache die E-ID den Staat effizienter.

Der zuständige Bundesrat, Justizminister Beat Jans, kämpft an vorderster Front für ein Ja an der Urne. Ab 12.30 Uhr wird er gegenüber 20 Minuten erklären, weshalb – live im Stream.

Stefan Lanz arbeitet seit 2021 für 20 Minuten. Er ist Bundeshausjournalist mit langjähriger Erfahrung.

Christina Pirskanen (pir) arbeitet seit 2022 für 20 Minuten. Sie ist seit Januar 2024 Redaktorin in den Ressorts Politik sowie News und Gesellschaft.

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