Glaubt Trump an Putins Niederlage? Das ist die Lage im Ukraine-Krieg

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3 Jahre, 8 Monate«Trump glaubt, dass Putin verliert»: Wo steht der Ukraine-Krieg?

Wie ist die Lage in der Ukraine – und was ist mit Blick auf Verlauf und Dauer des Krieges noch realistisch, was nicht? Die Ausgangsfragen für drei Experten.

Darum gehts

  • Moskau spricht von grossen Eroberungen in der Ukraine, Kiew widerspricht.
  • Donald Trump will bei den Verhandlungen nun den «Druck erhöhen».
  • Zudem läuft eine Debatte um eine Lieferung von US-Tomahawk-Raketen, und ukrainische Angriffe gegen Russlands Industrie zeigen offenbar Wirkung.
  • Sind das Ingredienzien für eine Trendwende? 20 Minuten sprach mit André Härtel von der Stiftung für Wissenschaft und Politik, Roland Popp von der Milak an der ETH Zürich und Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen.

Der russische Präsident Wladimir Putin gibt sich siegessicher: Russland habe in der Ukraine fast 5000 Quadratkilometer dazugewonnen, erklärte der russische Präsident letzte Woche. Man habe auf dem Schlachtfeld die «vollständige strategische Initiative».

«Putin lügt», heisst es dagegen aus Kiew. Die russischen Sommeroffensiven seien gescheitert, die Ukraine habe vielmehr Gelände in der Ostukraine zurückerobert und auf russischem Boden innert zwei Monaten fast 100 militärisch-industrielle Einrichtungen getroffen. Gleichwohl bleibe die Lage in den Frontabschnitten schwierig; schon ertönen Warnungen vor einer grossen russischen Winteroffensive.

Nach der Krim-Annexion und Teilung des Donbas vor elf Jahren und dem Angriffskrieg vor fast vier Jahren kontrolliert Russland gut 19 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets.
Nach der Krim-Annexion und Teilung des Donbas vor elf Jahren und dem Angriffskrieg vor fast vier Jahren kontrolliert Russland gut 19 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets.20min/Tom Vaillant

«Trump glaubt, dass Putin am Verlieren ist»

Die Widersprüchlichkeiten krönte Donald Trumps Ukraine-U-Turn: Kiew könne den Krieg gewinnen, und Putins Armee sei ein «Papiertiger». Dass sich der US-Präsident derart aus dem Fenster lehne, habe einen Grund: «Trump glaubt, dass Putin am Verlieren ist», schreibt etwa der US-Thinktank Atlantic Council. Auch der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, machte auf einem Sicherheitsforum in Warschau klar: «Auf lange Sicht ist dieser Kampf für Putin nicht zu gewinnen. Das wird nicht passieren».

Zuletzt hatte Trump gefordert, dass Russland und die Ukraine innert zwei Wochen einem Waffenstillstand und Verhandlungen zustimmen sollten. Kiew stimmte zu, doch auch diese Frist verstrich im September, während die russischen Angriffe auf die Ukraine weiter zunahmen – «fighting while talking», eine Strategie, die der nordkoreanische Gründungsdiktator Kim Il Sung perfektioniert haben soll.

20min/Tom Vaillant

Vor dem Hintergrund solcher Diskrepanzen fragt sich, wo dieser Krieg steht, der immer stärker auch in Europa spürbar wird. Was hat es mit den zuversichtlichen Tönen aus Washington auf sich? Was ist mit Blick auf Kriegsverlauf und -dauer mittlerweile realistisch, was nicht? Und was heisst das letztlich, für die Ukraine und für uns? Mit diesen Ausgangsfragen wandte sich 20 Minuten an drei Experten.

AFP
André Härtel von der Stiftung für Wissenschaft und Politik dazu, wie sich die Ukraine Zeit verschaffen kann, was das bringt, und womit Putin mit Blick auf die Europäer fest rechnet.
AFP
Roland Popp von der Militärakademie (Milak) an der ETH Zürich zu Russlands operatives Vorgehen, «unerfüllte Wunderversprechen» und die Frage nach der Verantwortung.
AFP
Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen zu den Faktoren, die die Dauer des Krieges beeinflussen, Russlands Wirtschaft und Wladimir Putins Spiel auf Zeit.

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Ann Guenter (gux), arbeitet seit 2012 als Auslandsredaktorin für 20 Minuten. Seit August 2015 ist sie zudem Chefreporterin International.

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