Rekurs werde geprüftSBB-Auftrag für Siemens – ein «Fehlentscheid» für Peter Spuhler
Die SBB hat einen Milliardenauftrag für Züge nach Deutschland vergeben – Stadler Rail ging leer aus. Dessen VR-Präsident kritisiert die Bewertung.
Darum gehts
- Siemens baut die neuen Doppelstockzüge für die SBB. Der Auftrag ist über drei Milliarden Franken wert.
- Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler ist überrascht. Er spricht von einem «Fehlentscheid».
- Spuhler kritisiert die Bewertung von Kriterien wie Nachhaltigkeit und Instandhaltung.
Die SBB hat das deutsche Unternehmen Siemens mit der Produktion neuer Doppelstockzüge beauftragt. Ein lukratives Geschäft: Die Beschaffungskosten dafür liegen bei etwas über drei Milliarden Franken. Leer ausgegangen ist das Schweizer Unternehmen Stadler Rail, das sich ebenfalls um den Auftrag beworben hatte. Der Vorstandsvorsitzende Peter Spuhler sagt im Interview mit der «SonntagsZeitung»: «Wir sind sehr enttäuscht und überrascht.» Dies, weil die bestehende Stadler-Rail-Doppelstockflotte bei der SBB die Nummer eins in puncto Verfügbarkeit sei. «Unsere Züge sind absolut zuverlässig, sie werden von Fahrgästen und Lokführern sehr geschätzt», so Spuhler.
Der Preis könne nicht den Ausschlag gegeben haben, sagt er. «Wenn wir fünf oder zehn Prozent teurer wären, wäre für uns der Fall klar. In dieser Ausschreibung ist die Preisdifferenz jedoch nur 0,6 Prozent.» Es müssen also «Softkriterien» wie Instandhaltungskosten oder Nachhaltigkeit den Ausschlag gegeben haben. Er ist der Meinung, die Stadler-Offerte sei in diesem Bereich zu tief bewertet worden, und nennt ein Beispiel: Im Bereich der Nachhaltigkeit habe Stadler Rail schlechter abgeschnitten, «obwohl wir unsere Züge für die SBB komplett in der Schweiz produzieren». Auch bei den Instandhaltungskosten sei Siemens deutlich besser bewertet worden. «Das ist für mich unverständlich», so der Verwaltungsratspräsident. Aus seiner Sicht habe die SBB einen Fehlentscheid getroffen, sagt er in der «SonntagsZeitung».
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Deshalb werde dies jetzt analysiert, «und falls das Resultat unsere Befürchtungen bestätigt, werden wir in den nächsten 20 Tagen Rekurs beim Verwaltungsgericht in St. Gallen einlegen». Man sei zwar kein Fan von Rekursen – «das wäre jetzt das erste Mal, dass wir in der Schweiz zu diesem Rechtsmittel greifen müssten, und erst noch gegen unseren besten Kunden». «Aber wenn es sein muss, dann muss es sein.»
Spuhler: Dies sei man den 6000 Mitarbeitern in der Schweiz schuldig.
Das bieten die neuen Züge
- niederflurige Einstiege an allen Türen, die den Zugang für alle Reisenden erleichtern
- mehr Komfort in der 1. Klasse durch verstellbare Sitze, Klapptische und einen grösseren Sitzabstand
- Steckdosen an den Sitzplätzen in 1. und 2. Klasse, damit Reisende ihre Geräte unterwegs laden können; die Multifunktionszonen bieten Steckdosen für das Aufladen von E-Bikes
- eine bessere Kundeninformation im Fahrgastraum durch mehr und grössere Bildschirme; zusätzlich zeigt ein Lichtband über den Türen jeweils die richtige Ausstiegsseite an
- zusätzliche Notsprechstellen, damit Fahrgäste im Bedarfsfall schnell Hilfe anfordern können
- zwei Toiletten pro Zug, davon eine barrierefrei
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Yasmin Rosner (roy), Jahrgang 1980, arbeitet seit 2017 für 20 Minuten im Newsdesk als Nachtschicht vom Ausland aus.
