Iran: Roja Heschmati spricht nach Peitschenhieben wegen Hidschab

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Iran74 Peitschenhiebe wegen Hidschab – jetzt äussert sich Aktivistin (33)

Wegen eines Verstosses gegen die Kleiderordnung wurde Roja Heschmati brutal ausgepeitscht. Doch auch während ihrer Strafe zeigte sie der Mullah-Justiz ihren Willen zum Widerstand.

Darum gehts

  • Im Iran ist eine 33-Jährige zu 74 Peitschenhieben verurteilt worden.

  • Auch während der Bestrafung demonstrierte Roja Heschmati ihren Widerstandswillen.

  • Seit dem Tod von Mahsa Amini kommt es immer wieder zu Protesten gegen das Mullah-Regime.

Die iranische Justiz hat eine Frau zu 74 Peitschenhieben und einer Geldstrafe verurteilt, weil sie gegen die Kopftuchpflicht und damit gegen die «öffentliche Moral» verstossen habe. Roja Heschmati habe durch ihr «schändliches» Auftreten an öffentlichen Orten in Teheran «zur Freizügigkeit ermutigt», erklärte die iranische Justizbehörde am Samstagabend auf ihrer Website Misan Online. Die Strafe von 74 Peitschenhieben sei «in Übereinstimmung mit dem Gesetz und der Scharia verhängt» worden.

In «mittelalterlicher Folterkammer» ausgepeitscht

Wie Heschmati auf einem mittlerweile nicht mehr öffentlichen Facebook-Profil schreibt, habe sie auch beim Gerichtsverfahren, bei dem sie die Peitschenhiebe erleiden musste, bis zum Schluss Widerstand geleistet. Nach ihrem Anwalt und einem Gerichtsdiener forderte sie auch der Scharfrichter auf, den Hidschab anzulegen – sonst würden ihr noch mehr und noch härtere Peitschenhiebe drohen.

«Ich bewahrte meine Haltung bei und trug den Hidschab nicht», schreibt die 33-Jährige im Post. Schliesslich hätten ihr zwei Frauen gewaltsam einen Hidschab angezogen und sie mit Handschellen gefesselt. Den Raum, in dem Heschmati die Peitschenhiebe über sich ergehen lassen musste, beschreibt sie als «voll ausgestattete mittelalterliche Folterkammer».

Richter war die Auspeitschung «unangenehm»

Trotz der Schmerzen habe sie nicht geschrien und das Kopftuch nach den Peitschenhieben direkt wieder ausgezogen. Sogar der Richter soll gestanden haben, dass ihm der Fall «unangenehm» sei – er riet der 33-Jährigen, im Ausland ein anderes Leben zu führen. Im Iran sind alle Frauen gesetzlich verpflichtet, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen. Auspeitschungen sind bei Verstössen bisher eher ungewöhnlich. 

Seit den Massenprotesten Ende 2022 gehen immer mehr Mädchen und Frauen ohne Kopftuch auf die Strasse – und die Behörden gehen verstärkt dagegen vor. Die Proteste hatten nach dem Tod der 22-jährigen iranischen Kurdin Mahsa Amini im September 2022 in Teheran begonnen. Die junge Frau war nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei wegen eines angeblich zu locker getragenen Kopftuchs gestorben. Bei den Protesten nahmen viele Demonstrantinnen ihre Kopftücher ab und verbrannten sie teilweise sogar.

Zu Peitschenhieben kommt auch noch eine Geldstrafe

Die nun zu 74 Peitschenhieben verurteilte Heschmati ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw eine 33-jährige Kurdin. Sie sei im April festgenommen worden, nachdem sie in Online-Netzwerken ein Foto von sich ohne Kopftuch veröffentlicht habe, sagte ihr Anwalt Masiar Tatai der Zeitung «Schargh». Sie wurde seinen Angaben zufolge zudem zur Zahlung einer Geldstrafe von zwölf Millionen Rial (rund 26 Euro) verurteilt.

Mit Material der AFP

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