Gaddafis Familie erhält Asyl in Oman

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Diktatoren-ClanGaddafis Familie erhält Asyl in Oman

Die Witwe des libyschen Diktators Muammar Gaddafi und drei ihrer Kinder haben Zuflucht im Sultanat Oman gefunden – unter ihnen auch Hannibal, der spezielle «Freund» der Schweiz.

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Was macht eigentlich die Familie von Muammar Gaddafi? Nachdem die libyschen Rebellen im August 2011 die Hauptstadt Tripolis gestürmt hatten, setzten sich vier seiner engsten Angehörigen ins Nachbarland Algerien ab: Ehefrau Safia, die einzige Tochter Aisha, der älteste Sohn Mohammed sowie Hannibal, dessen Verhaftung im Juli 2008 in Genf zur Geiselnahme der beiden Schweizer Max Göldi und Rachid Hamdani geführt hatte.

Aishas Ehemann und zwei ihrer Kinder waren zuvor bei einem Nato-Bombenangriff getötet worden, sie selbst bekam einen Tag nach ihrer Ankunft in Algerien eine Tochter, die sie nach ihrer Mutter benannte. Anfangs lebte die Familie in einer Villa an der Küste unweit der Hauptstadt Algier, doch vor einiger Zeit verschwand sie spurlos. Nun sind die vier Gaddafis aufgetaucht: «Seit Oktober letzten Jahres befinden sie sich in Oman», bestätigte ein Regierungsvertreter des Sultanats gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Zur Verhaftung ausgeschrieben

«Wir haben ihr Asylgesuch bereits akzeptiert, unter der Voraussetzung, dass sie sich nicht politisch betätigen», erklärte der namentlich nicht genannte Offizielle. Der libysche Aussenminister Mohammed Abdelasis bestätigte diese Angaben am Montag am Rande des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Katar. Es sei zu früh, über ein Auslieferungsgesuch zu spekulieren, meinte Abdelasis. Er betonte jedoch, dass Oman das Recht habe, Gaddafis Angehörige aufzunehmen: «Wir verlangen nur, dass sie der Revolution nicht im Weg stehen.»

Für Aisha und Hannibal besteht ein Haftbefehl von Interpol, auf Ersuchen der libyschen Behörden. Die Äusserungen des Aussenministers lassen jedoch darauf schliessen, dass Libyen mit einem Exil der Gaddafis im Sultanat an der Südostspitze der Arabischen Halbinsel ganz gut leben kann. Safia und Mohammed sind nicht zur Verhaftung ausgeschrieben – der älteste Sohn des Diktators hatte sich aus der Politik rausgehalten.

Tauziehen um Saif al-Islam

Muammar Gaddafi war im Oktober 2011 in der Nähe seiner Geburtsstadt Sirte getötet worden. Drei seiner Söhne – Mutassim, Chamis und Saif al-Arab – erlitten während den Kämpfen gegen die Aufständischen unabhängig voneinander das gleiche Schicksal. Saadi Gaddafi, der Möchtegern-Fussballprofi, flüchtete im September 2001 in das südliche Nachbarland Niger und erhielt dort politisches Asyl. Laut dem israelischen Anwalt Nick Kaufman, der die Gaddafi-Familie vertritt, möchte er ins Exil nach Südafrika weiterreisen.

Als einziges Familienmitglied sitzt Saif al-Islam im Gefängnis. Um den designierten Nachfolger von Muammar ist ein Tauziehen im Gang. Seit seiner Verhaftung im November 2011 wird er in der Stadt Sintan von den örtlichen Milizen festgehalten. Diese weigern sich, ihn an die Regierung in Tripolis auszuliefern. Auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag bemüht sich um ihn, er möchte Saif al-Islam wegen Kriegsverbrechen anklagen. Im Januar wurde er in Sintan erstmals einem Richter vorgeführt.

(pbl/sda)

Ägypten liefert Funktionäre aus

Ägypten hat erstmals zwei hochrangige Funktionäre des Regimes von Muammar Gaddafi an Libyen ausgeliefert. Dies sagte ein Mitarbeiter der Flughafenbehörden am Dienstag. Es handelt sich um den 71-jährigen früheren Botschafter in Ägypten, Ali Maria, und den 44 Jahre alten Mohammed Ibrahim Gaddafi. Die beiden Männer waren letzte Woche zusammen mit Ahmed Gaddaf al-Dam, einem Cousin des gestürzten Machthabers, festgenommen worden. Libyen verlangt von Ägypten die Auslieferung von Dutzenden Funktionären des früheren Regimes. Dies dürfte nur eine Frage der Zeit sein, denn Ägypten hofft auf Investitionen des ölreichen Nachbarlandes in seine marode Wirtschaft.

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