Die Opfer der Tritt-Attacke sind in München

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Vater und SohnDie Opfer der Tritt-Attacke sind in München

Die Bilder empörten die Welt: Eine ungarische Kamerafrau stellt einem Flüchtling und seinem Kind ein Bein. Jetzt haben die beiden Deutschland erreicht.

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Der siebenjährige Said und sein Vater sind in Deutschland angekommen. Hier sollen sie Mitte September Mohamed (19), den älteren Sohn und Bruder, wieder getroffen haben.
Anfang September hatte eine ungarische Kamerafrau vom privaten ungarischen Internetsender N1 TV einem Flüchtling ein Bein stellt, der mit einem Kind im Arm über ein Feld läuft. Die beiden fallen zu Boden.
Der Sohn bricht in Tränen aus, kann sich nur schwer beruhigen.
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Der siebenjährige Said und sein Vater sind in Deutschland angekommen. Hier sollen sie Mitte September Mohamed (19), den älteren Sohn und Bruder, wieder getroffen haben.

Facebook/Human of the Refuge

Die Aufnahmen stehen für das Leid, das Flüchtlingen in Ungarn widerfährt: Eine ungarische Kamerafrau stellt einem flüchtenden Vater, der seinen Sohn auf dem Arm trägt, ein Bein. Der Mann stolpert, beide fallen hin. Der Sohn bricht in Tränen aus, kann sich nur schwer beruhigen. Der Arbeitgeber der Frau, der Internet-Fernsehsender N1TV, der der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik nahesteht, entlässt sie.

Medien berichteten, es handle sich bei den Flüchtlingen um den Syrer Osama Abdul Mohsen und seinen Sohn Said (7). Inzwischen sind laut Bild.debeide in München angekommen. Dort seien sie mit Mohamed (16), dem älteren Sohn Osamas, vereint worden.

Vater und Sohn in Zwickmühle

Osama und Said stammen gemäss der britischen «Daily Mail» aus der syrischen Stadt Deir al-Zor, wo Osama vor dem Krieg als Fussballtrainer arbeitete. Nach Angriffen der Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) flüchtete Osama samt seiner Frau und vier Kindern 2012 nach Mersin in der Südtürkei. Von hier aus machte sich zuerst der zweitälteste Sohn Mohamed auf den Weg nach Europa. Osama und Said folgten. Mit einem Schlepperboot überquerten sie vom türkischen Bodrum aus das Mittelmeer zur griechischen Ferieninsel Kos. Weiter ging es zu Fuss über Mazedonien und Serbien bis nach Ungarn. Ihr Ziel: Deutschland.

Dieses haben Vater und Sohn jetzt erreicht. Doch hier stellt sich ihnen ein neues Problem: Sie können in Deutschland kein Asyl beantragen. Denn Osama und Said mussten nach dem Vorfall mit der Kamerafrau ihre Fingerabdrücke bei der ungarische Polizei abgeben. Und gemäss Dublin-Abkommen müssen Flüchtlinge dort Asyl beantragen, wo sie zum ersten Mal offiziell registriert werden: im Fall von Osama und Said also Ungarn. Aktivisten wollen den beiden nun helfen: Ein Mitglied der Facebook-Seite «Human of the Refuge» sucht einen deutschen Anwalt für die beiden Syrer.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Unterdessen haben in Ungarn zwei kleinere politische Parteien die Kamerafrau angezeigt: die links-liberale Partei DK (Demokratische Koalition) und PM (Dialog für Ungarn). Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Randale. Es könne aber sein, dass der Fall im Verlauf der Ermittlungen als schwerere Straftat eingeordnet werde, erklärten die Ankläger gemäss Spiegel.de.

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