Freund des Täters nach TV-Interview verhaftet

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Macheten-AttentatFreund des Täters nach TV-Interview verhaftet

Antiterroragenten haben gestern Nacht einen Mann festgenommen, der zuvor in der BBC gesagt hatte, der Macheten-Attentäter sei in Kenia gefoltert und vom MI5 bedrängt worden.

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Abu Nusaybah in der Sendung «Nightline» auf BBC gestern abend.

Abu Nusaybah in der Sendung «Nightline» auf BBC gestern abend.

Abu Nusaybah und Michael Adebolajo waren seit über zehn Jahren befreundet und konvertierten beide 2004 zum Islam. In der BBC-Nachrichtensendung «Nightline» sagte der 31-Jährige, er glaube, dass «gewisse Dinge, die ihm kürzlich passiert sind, den Wandel in ihm ausgelöst haben». Eines dieser Ereignisse sei die Tatsache gewesen, dass Adebolajo während eines Studienaufenthalts in Kenia im letzten Jahr verhaftet und gefoltert sowie sexuell bedroht worden sei.

Nach seiner Rückkehr nach England sei Adebolajo vom Inlandgeheimdienst MI5 befragt worden. Der MI5 habe immer und immer wieder an seine Tür geklopft, sagte Nusabayah, aber Adebolajo sei den Agenten so gut wie möglich ausgewichen. Als er schliesslich doch mit ihnen sprach, hätten sie ihn gefragt, ob er bestimmte Leute kenne. Als er verneint habe, hätten sie ihn gefragt, ob er für sie arbeiten würde. «Seine Worte waren: Sie nerven mich», erzählte Nusaybah in der BBC.

In ein muslimisches Land auswandern

Das alles habe seinen Freund verändert, sagte Nusaybah weiter. «Nach seiner Rückkehr nach England war er verschlossener, weniger gesprächig. Er war nicht mehr sein lebhaftes, überschäumendes Selbst.» Da habe er sich radikalisiert.

Adebolajo habe beispielsweise nicht gewollt, dass die Scharia in England eingeführt werde, erzählte Nusaybah, sondern habe geglaubt, dass es sinnvoller sei, wenn jemand wie er in einem muslimischen Land lebe. «Er wollte die nötigen Qualifikationen erwerben, um als Fitnesstrainer zu arbeiten. Damit hätte er in ein muslimisches Land auswandern können.»

Kaum war das Interview in den Londoner Studios der BBC aufgezeichnet, verhafteten Beamte Nusaybah. Sie hatten gemäss «Guardian» das Ende der Aufzeichnung abgewartet. In einer Stellungnahme sagte die Metropolitan Police, die Verhaftung habe keinen Zusammenhang mit den Aussagen, die Nusaybah im Interview der BBC gemacht habe.

Keine Verbindung zum Mord an Rigby

Nusaybah stehe im Verdacht, einen terroristischen Akt in Auftrag gegben, vorbereitet oder dazu agestiftet zu haben. Seine Verhaftung habe keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Mord an Lee Rigby am Mittwoch im Londoner Stadtteil Woolwich.

Nusaybah ist damit der erste, der im Zusammenhang mit dem Macheten-Attentat aufgrund eines Antiterrorgesetzes festgenommen wurde. Den anderen bisher fünf Verhafteten werden kriminelle Taten vorgeworfen.

Gemäss dem «Guardian» hat Nusaybah Verbindungen zu Extremisten, die früher der inzwischen verbotenen al-Muhajirun angehörten, zu der auch Adebolajo Kontakte hatte. Ihre Recherchen hätten zudem ergeben, schreibt die Zeitung, dass Adebolajo letztes Jahr einen Anwalt konsultiert habe wegen einer Beschwerde gegen den MI5 wegen Belästigung.

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