Nordkoreas Kinder leiden an Unterernährung

Aktualisiert

Hilfe aus der SchweizNordkoreas Kinder leiden an Unterernährung

Ein Drittel aller Kleinkinder und mehr als ein Viertel der schwangeren Frauen in Nordkorea haben nicht genug zu essen. Die Schweiz hilft, den Missständen entgegenzuwirken.

Alain Arnaud
sda
von
Alain Arnaud
sda

Porträts von Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung und von dessen Sohn Kim Jong Il schmücken das kleine Zimmer der neun Kleinkinder - dreimal Drillinge - im Waisenhaus von Pyongsong. Sie sind der Stolz des Hauses, 45 Minuten von der Hauptstadt Pjöngjang entfernt.

Drillinge gelten in Nordkorea als nationale Schätze, als Symbole der Fruchtbarkeit, erklären die Einheimischen. Sie werden den Eltern weggenommen und in Waisenhäuser gebracht. «Ihre Mutter könnte nicht für alle drei sorgen», erklärt die Heimleiterin Kim Inok. Sobald die Kinder vier Jahre alt seien, würden sie an ihre Eltern zurückgegeben.

Die neun Kinder machen einen gesunden Eindruck. Sie sind schön angezogen und sehen wohlgenährt aus. Dass sie Drillinge sind verleiht ihnen womöglich einige Privilegien.

Im Zimmer nebenan machen 32 Kleinkinder ihren Mittagsschlaf. In zwei Reihen liegen sie dicht aneinandergereiht. Keines rührt sich bei der Ankunft des Besuchs. Auch dann nicht, als Journalisten beginnen, die Kleinen aus allen möglichen Winkeln zu fotografieren.

150 Gramm Reis pro Tag vom Staat

«Die Regierung liefert 150 Gramm Reis pro Tag und pro Kind», sagt die Heimleiterin. Sie beklagt sich über die eher dürftig ausgefallene Ernte in diesem Jahr. Einige der Kinder seien bei ihrer Ankunft unterernährt, sagt sie.

Die Kinder erhalten vier Mahlzeiten pro Tag, «vor allem Reis, Suppe und Soja», sagt Kim Inok. «Manchmal gibt es auch Früchte oder Eier, jedoch nicht genug.»

Nordkorea produzierte in diesem Jahr rund fünf Millionen Tonnen Getreide. Zur Ernährung der 24 Millionen Einwohner wären aber mindestens sechs Millionen Tonnen nötig, wie Claudia von Roehl vom Welternährungsprogramm (WFP) in Nordkorea sagt.

Viele von der UNO befragte Kinder geben an, einmal im Monat ein Ei essen zu können. Fleisch gebe es nur zu besonderen Anlässen, sagte von Roehl weiter. Von Hungersnot könne nicht mehr gesprochen werden, aber von unausgewogener Ernährung und Proteinmangel.

Schweiz liefert 800 Tonnen Milchpulver

Die UNO-Organisation geht dagegen vor und hilft rund fünf Prozent der Bevölkerung mit Nahrungsmittelhilfe. Nach ihren Schätzungen sind es aber etwa sechs Millionen Menschen oder ein Viertel der Bevölkerung, die an Unterernährung leidet.

Die Schweiz lieferte in diesem Jahr 800 Tonnen Milchpulver im Wert von 3,9 Millionen Franken an das abgeschottete kommunistische Land. Das Verbindungsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) verfügte 2011 über ein Hilfsbudget von 7,7 Mio. Franken. Im kommenden Jahr wird diese Summe aber tiefer ausfallen.

Schweizer Engagement in Nordkorea

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat 1997 ein Verbindungsbüro in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang eröffnet. Das Sonderprogramm der DEZA wird Ende 2011 aber aufgrund eines Entscheides des Parlaments in Bern beendet.

Die DEZA verfügte 2011 über ein Hilfsbudget von 7,7 Millionen Franken. Trotz einer Budgetkürzung von rund einer Million ab 2012, bleibt das DEZA-Büro vor Ort weiter bestehen. Die drei Schweizer und fünf lokale Mitarbeiter werden ihre Tätigkeiten aber auf die humanitäre Hilfe konzentrieren.

Auch wird die DEZA weiterhin mit dem UNO-Welternährungsprogramm (WFP) zusammenarbeiten. Die Schweiz lieferte dem WFP in diesem Jahr 800 Tonnen Milchpulver im Wert von 3,9 Millionen Franken für das abgeschottete kommunistische Land.

Begonnen hatte die DEZA ihre Arbeit in dem Land 1995 mit humanitärer Hilfe. Es ging damals darum, die Hungersnot zu mildern, die unter anderem durch Dürren und Überschwemmungen ausgelöst worden war.

Bereits 1953 hatte die Schweiz ein Kontingent für die neutrale Grenzüberwachungskommission (NNSC) zur Verfügung gestellt. Die NNSC überwacht den Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea.

Stellte die Schweiz zu Beginn 146 Personen, besteht die Delegation heute noch aus fünf unbewaffneten Offizieren. Es handelt sich um das älteste Militärengagement der Schweiz im Ausland.

Im Dezember 1974 anerkannte die Schweiz Nordkorea und nahm diplomatische Beziehungen mit Pjöngjang auf.

Deine Meinung zählt