Human Rights WatchSyrische Rebellen rekrutieren Kinder
Rebellengruppen in Syrien werben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch Kindersoldaten an. Einige Rebellengruppen setzen bereits 15-Jährige zum Kampf ein.

Die Minderjährigen würden an der Waffe ausgebildet und für gefährliche Einsätze und Selbstmordanschläge missbraucht. Der Bericht basiert auf Zeugenberichten von 25 zum Teil noch aktiven Kindersoldaten. Diese dienten für die ISIS, die Freie Syrische Armee (FSA), die Islamische Front, die islamistische Al-Nusra-Front sowie für kurdische Rebellengruppen.
Sie sollen den Feind auskundschaften, Verwundete versorgen oder sogar selbst kämpfen: Rebellen rekrutieren Kinder für den syrischen Bürgerkrieg. Die haben oft keine Wahl, als sich den Kämpfern anzuschliessen.
Die syrischen Rebellen schicken nach Angaben von Human Rights Watch auch Kindersoldaten in den Bürgerkrieg. 15-Jährige zögen in den Kampf, noch jüngere Kinder würden als Helfer genutzt, etwa als Wachen oder Spione, berichtete die Menschenrechtsgruppe am Montag. Die sunnitische Extremistengruppe Isis rekrutiere Kinder sogar für Selbstmordattentate. Der Einsatz von Kindersoldaten verstosse gegen Völkerrecht und müsse gestoppt werden, forderte die Gruppe.
Rebelleneinheiten aller Couleur hätten Kinder in den Konflikt mit hineingezogen, darunter auch die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee, die sogenannte Islamische Front, die Nusra-Front und eben Isis, der Islamische Staat in Syrien und im Irak. Auch Militär und Polizei in von Kurden kontrollierten Gebieten setzten auf Teenager, heisst es in einem 31 Seiten starken Bericht der Menschenrechtsgruppe, der sich auf Aussagen der betroffenen Kinder stützt.
«Horror wird noch verschlimmert»
«Die bewaffneten Gruppen in Syrien sollten nicht verletzliche Kinder, die bereits den Tod von Verwandten, den Beschuss von Schulen und die Zerstörung ihrer Gemeinden erlebt haben, ausnutzen und sie für ihre Kampftruppen rekrutieren», sagte Autorin Priyanka Motaparthy. «Der Horror des bewaffneten Konflikts in Syrien wird noch verschlimmert, wenn man Kinder an die Front schickt.»
Vor allem die Nusra-Front und Isis lockten mit dem Versprechen auf Bildung einschliesslich Training an Waffen, hiess es weiter. Die Kommandeure drängten die Jungen zu Selbstmordattentaten. Es gebe unterschiedliche Gründe, warum die Kinder und Jugendlichen mitmachten. Einige folgten Angehörigen oder Freunden, andere lebten in Konfliktzonen und hätte keine Wahl.
Human Rights Watch verlangt Verbot von Kinder-Rekrutierung
Wie viele Kinder insgesamt in Syrien in den Reihen der Rebellen sind, ist laut Human Rights Watch nicht bekannt. Einige Oppositionsgruppen hätten sich von der Praxis inzwischen distanziert, darunter der Syrische Nationalrat und Vertreter von Kurdenorganisationen. Human Rights Watch verlangte von allen bewaffneten Einheiten in Syrien, die Rekrutierung von Kindern in dem Konflikt zu verbieten.
Der Bericht konnte sich nach Darstellung der Aktivisten aus Sicherheitsgründen nicht mit den regierungsfreundlichen Milizen im Bürgerkrieg befassen. Auch in ihren Reihen werden Kindersoldaten vermutet. Der Aufstand gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad tobt seit 2011. Insgesamt kamen inzwischen laut Schätzungen 160000 Menschen um, Millionen sind auf der Flucht. (sda)