US-Botschaft auf Kuba«Akustische Attacke» war wohl doch natürlich
Über Monate hinweg litten Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna unter Gesundheitsschäden durch akustische Beschallung. Die vermeintliche Attacke hat natürliche Ursachen.
Weil 16 Mitarbeiter der US-amerikanischen Botschaft in Kubas Hauptstadt Havanna seit November 2016 unter gesundheitlichen Schäden litten, zog die USA im September 2017 gar eine Schliessung der Botschaft in Betracht. Die Ursache für die Erkrankungen war nicht auszumachen. Die Betroffenen klagten über «akustische Attacken», die über Monate hinweg andauerten. Sie machten sogar Aufnahmen davon. Vermutet wurde, dass es sich um einen bewussten Angriff durch Beschallung handelte. Verschiedene Ärzte aus den USA und Kuba untersuchten den Fall.
Die Mitarbeiter klagten über Hör-, Seh- und Gedächtnisstörungen. Die Ärzte entdeckten tatsächlich auch Auffälligkeiten im Gehirn. Monatelang suchten Forscher nach einer Erklärung. Die Spekulationen reichten von einer kollektiven psychischen Störung über Schallwellen bis hin zu Stress. Der Fall sorgte für politische Spannungen zwischen den USA und Kuba. Zwischenzeitlich hiess es sogar, dass die US-Geheimdienste davon überzeugt seien, dass Russland dahinterstecke.
«Man kann sie in einem Diesel-LKW hören, der mit 65 Stundenkilometern über den Highway fährt.»
Kubanische Ärzte stellten jedoch auch die Theorie auf, dass die Geräusche von Grillen stammen könnten. Nun zeigt sich: Sie hatten recht. Alexander Stubbs von der University of Calivornia und Fernando Montealegre-Z von der University of Lincoln in England haben am Freitag ihre Untersuchungsergebnisse präsentiert, wie «The New York Times» berichtet. Demnach handle es sich bei dem andauernden Geräusch, das die Mitarbeiter wahrgenommen hatten, um das Zirpen von Grillen, genau genommen um jenes der Art Anurogryllus celerinictus.
Einem der Forscher war das Geräusch bekannt vorgekommen. Daraufhin verglichen sie es mit Aufnahmen von Insekten und wurden fündig. Die Grillen, die vor allem auf den Florida Keys, auf Jamaika und auf Grand Cayman vorkommen, sind bekannt für den Lärm, den sie verursachen. «Sie sind unglaublich laut», erklärt Stubbs der Zeitung. «Man kann sie in einem Diesel-LKW hören, der mit 65 Stundenkilometern über den Highway fährt.»
Trotzdem wollen die Forscher einen bewussten Anschlag nicht ausschliessen. Die Leiden der Mitarbeiter könnten auch andere Ursachen haben, so Stubbs. Sein Kollege betont zudem, dass eine einzelne Aufnahme nicht ausreichend sei für die Untersuchung.