Apple-Uhr zeichnet Khashoggis Ermordung auf

Aktualisiert

Mysteriöses VerschwindenApple-Uhr zeichnet Khashoggis Ermordung auf

Seit seinem Besuch auf der saudischen Botschaft in der Türkei ist der Journalist und Regimekritiker Jamal Khashoggi spurlos verschwunden. Nun sollen neue Beweise für einen Mord vorliegen.

von
bee
Eine Überwachungskamera hat den Moment aufgezeichnet, als Khashoggi das saudische Konsulat in Istanbul betrat.
Diese Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen angeblich Verdächtige in Istanbuls Flughafen Atatürk. (2. Oktober 2018)
Dieses Bild soll einen Privatjet zeigen, mit dem eine Gruppe saudischer Verdächtiger nach Istanbul reiste. (2. Oktober 2018)
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Eine Überwachungskamera hat den Moment aufgezeichnet, als Khashoggi das saudische Konsulat in Istanbul betrat.

epa/Sabah Newspaper Handout

Der verschwundene saudische Regierungskritiker Jamal Khashoggi soll seine Ermordung mit einer Apple-Computer-Uhr aufgezeichnet haben. Das berichtete die grosse türkische Zeitung «Sabah» am Samstag.

Demnach hatte der Journalist noch vor Betreten des saudi-arabischen Konsulats eine Aufnahmefunktion an seiner Apple Watch eingeschaltet. Sein Handy, das er seiner vor dem Konsulat wartenden Verlobten gegeben habe, sei mit der Uhr an seinem Handgelenk synchronisiert gewesen. So seien die Geräusche während seiner Exekution gespeichert worden.

Daten im iCloud-Speicher

Der türkische Geheimdienst MIT und die Polizei hätten die Daten, die in den iCloud-Speicher übertragen wurden, dann ausgewertet, berichtete «Sabah» weiter. iCloud ist ein Dienst von Apple, mit dem Daten gespeichert und mehreren Geräten synchronisiert werden können.

«Die Momente, in denen sich das Attentäter-Team ... mit Khashoggi beschäftigt hat, wurden Minute für Minute aufgezeichnet», schreiben die Autoren. Die Täter hätten aber versucht, einige Daten zu löschen. «Sabah» beruft sich auf «vertrauenswürdige Quellen».

Überwachungsbilder zeigen Khashoggi vor dem saudiarabischen Konsulat:

Türkische Medien veröffentlichen Hinweise auf ein 15 Mann starkes Anschlagsteam. (Video: Tamedia/AFP)

Video: AFP

Saudi-Arabien weist Mordvorwürfe zurück

Saudi-Arabien hatte vor Erscheinen des Berichts jegliche Mitschuld am Verschwinden des Regimekritikers bestritten. Das Königreich sieht sich nach Angaben des Innenministeriums durch falsche Anschuldigungen in ein schlechtes Licht gerückt.

Khashoggi hatte am 2. Oktober das saudiarabische Konsulat in Istanbul betreten, um Papiere für seine Hochzeit mit einer Türkin abzuholen. Seither wird er vermisst.

Diplomatische Vertretung ausspioniert?

Türkische Regierungskreise streuen seit Tagen über Medien die These, dass Khashoggi im Konsulat ermordet worden sei. Sie geben zunehmend grausige Details preis. Als Folge tauchte immer öfter die Frage auf, wie die Ermittler zu ihren Erkenntnissen kamen und ob sie die diplomatische Vertretung womöglich mit Abhörgeräten ausspioniert hatten.

In einem Bericht der «Washington Post» hatte es unter Berufung auf die türkische Regierung in der Nacht auf Freitag noch geheissen, es gebe nicht nur Audio-, sondern auch Videoaufnahmen. Diese bewiesen, dass Khashoggi im Konsulat ermordet worden sei. (bee/sda)

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