Taliban-AttackeArmee beendet Blutbad – alle Angreifer sind tot
Bewaffnete Männer haben in Pakistan eine Schule gestürmt. 141 Personen kamen ums Leben, davon 132 Kinder und Jugendliche. Die Sicherheitskräfte töteten die sieben Taliban-Kämpfer
Überfall auf pakistanische Schulkinder: Bei einem Angriff radikalislamischer Taliban sind am Dienstag in einer Militärschule in Peshawar mindestens 141 Menschen getötet worden. 132 der Opfer seien Kinder und Jugendliche, sagte ein Militärsprecher. Die Taliban bezeichneten den Angriff als Racheakt für die Tötung ihrer Kämpfer durch die Armee. Es ist der schlimmste Angriff in Pakistan seit mehr als einem Jahr.
Taliban-Kämpfer hatten die von der pakistanischen Armee geführte Schule am Morgen angegriffen, in der Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden. Sie hätten keine Geiseln nehmen wollen, sondern einfach wahllos auf die Schüler gefeuert, sagte Militärsprecher Asim Bajwa bei einer Pressekonferenz. Armee-Einheiten eilten zum Tatort und lieferten sich Gefechte mit den Extremisten. Nach stundenlangen Schiessereien erklärten die Behörden, der Angriff sei beendet. Alle sieben Taliban-Kämpfer seien ums Leben gekommen, sagte der Sprecher. 121 Schüler und drei Erwachsene wurden verletzt.
Erzfeind Indien ruft an
Der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif sagte, das Land werde sich von der Gewalt nicht einschüchtern lassen, sondern weiter gegen die Extremisten vorgehen. «Der Kampf geht weiter. Daran sollte niemand zweifeln», sagte er. Sharif erhielt nach dem Attentat einen Anruf vom Premierminister des Erzfeindes Indien.
«Habe mit Premierminister Nawaz Sharif telefoniert. Habe ihm Angesichts der niederträchtigen Terrorattacke in Peshawar mein tiefstes Beileid ausgedrückt», teilte Narendra Modi am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Gespräche zwischen den Regierungschefs der beiden verfeindeten Atommächte sind äusserst selten. Jüngst auf einem Gipfel in Nepal hatten sie sich noch demonstrativ ignoriert.
Nun schreibt Modi: «Indien steht im Kampf gegen den Terror entschieden hinter Pakistan. Ich habe Premier Sharif mitgeteilt, dass wir bereit sind, in dieser Stunde der Trauer alle mögliche Hilfe zu leisten.» Alle Schulen in Indien sollten am Mittwoch zwei Schweigeminuten einlegen.
«Mein Traum wurde getötet»
Die Taliban kämpfen vor allem im Nordwesten Pakistans seit Jahren für den Sturz der Regierung und verüben immer wieder Terroranschläge. Eine Initiative der Regierung, mit den Islamisten eine Friedenslösung auszuhandeln, war gescheitert. Seit dem Sommer führt die pakistanische Armee eine Offensive gegen die Extremisten.
Dutzende Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Entsetzte Eltern suchten ihre Kinder. «Mein Sohn war heute Morgen in Uniform», sagte Vater Tahir Ali. «Jetzt ist er in einem Sarg.» Der 14-jährige Abdullah sei sein Traum gewesen. «Mein Traum wurde getötet», sagte der geschockte Vater.
Für den Überfall auf die Schule übernahmen die Tehreek-e-Taliban die Verantwortung. Die Selbstmordattentäter hätten damit Rache für die Tötung von Taliban durch pakistanische Sicherheitskräfte genommen, erklärte ein Sprecher.
«Alle Kinder haben Schusswunden»
Abdullah Jamal, einer der verwundeten Schüler, berichtete, er habe zum Zeitpunkt des Überfalls zusammen mit Kameraden aus der achten, neunten und zehnten Klasse gerade einen Erste-Hilfe-Kurs mit Sanitätern der pakistanischen Armee gehabt. In den Sekunden nach den ersten Schüssen habe niemand gewusst, was los gewesen sei.
«Dann sah ich, wie Kinder zu Boden stürzten, sie weinten und schrien», sagte der Junge im Krankenhaus. «Ich bin auch hingefallen. Erst später habe ich erfahren, dass ich eine Kugel abbekommen habe.» Er wurde im Bein getroffen. «Alle Kinder hatten Schusswunden», fügte er hinzu. «Alle Kinder haben geblutet.»
Die Schule liegt am Rande eines Militärgeländes in Peshawar. Die meisten Schüler sind jedoch Zivilisten. Die Stadt wurde bereits mehrfach Ziel von Anschlägen der Taliban. (dia/sda)