Krawalle in ChemnitzOpfer Daniel H. (35) wäre «entsetzt»
In der Nacht auf Sonntag wurde in Chemnitz ein 35-jähriger Familienvater niedergestochen und tödlich verletzt. Der Deutschkubaner stand politisch links.
Nach einem Stadtfest im sächsischen Chemnitz kam es zwischen zwei Männergruppen zum Streit. Daniel H. und einige seiner Freunde wurden mit einem Messer angegriffen. Für den 35-jährigen Familienvater und deutschen Staatsbürger endete die Konfrontation tödlich: Er erlag im Spital seinen schweren Verletzungen. Zwei seiner Freunde – auch sie Deutsche – wurden verletzt.
Tathergang, Täter und Motiv der tödlichen Messerattacke waren noch unklar, da zogen Sonntagabend rund 800 Menschen durch die Innenstadt, darunter laut Polizei mindestens 50 gewaltbereite Rechtsextreme. Unter den Augen einer überforderten Polizei machten sie Jagd auf Ausländer, Journalisten, Andersdenkende.
Damit versuchten die Rechten, Kapital aus der tödlichen Messerattacke zu schlagen. Denn die mutmasslichen Täter sollen aus Syrien und dem Irak stammen. Zwei Männer – 23 und 22 Jahre – sitzen derzeit in Untersuchungshaft.
Was über das Opfer bekannt ist
Das Opfer, der in Chemnitz aufgewachsene Daniel H., war nach Angaben verschiedener Medien Deutschkubaner. Der 35-Jährige habe eine deutsche Mutter und einen kubanischen Vater gehabt. Er hinterlässt seine Frau und ein Kind.
Seinem Facebook-Profil zufolge stand er politisch eher dem linken Spektrum nahe, wie der «Spiegel» schreibt: Daniel H. hatte Seiten der Partei Die Linke und verschiedener Antifa-Gruppierungen gelikt.
In einem Kommentar äusserte er sich positiv zur Anti-Nazi-Modemarke Storch Heinar, und zu einem Post über «Nazis einen Vogel zeigen»-Shirts schrieb er: «Ich hätte auch gern eins, in Chemnitz gibts noch zu viele von den Spinnern.»
Daniel wäre «entsetzt»
Daniel H., der von Beruf Tischler war, wird von seinem ehemaligen Arbeitgeber als ein «sehr hilfsbereiter, fleissiger und lebenslustiger Mensch» beschrieben. Sein Ausbildungsbetrieb schrieb auf Facebook: «Mit Bestürzung und Fassungslosigkeit haben wir vom gewaltsamen Tod unseres ehemaligen Tischlerlehrlings erfahren.»
Ein Freund, der am Tatort Kerzen anzündete, sagte gegenüber der «Freien Presse»: «Es wäre ihm nicht recht gewesen, wenn jetzt Rechte oder Linke hier etwas draus machen.» Laut einem Facebook-Freund wäre Daniel sogar «entsetzt, wenn er wüsste, wer da alles versucht, seinen Tod zu instrumentalisieren».