In Konsulat verschwundenIst das das letzte Foto des lebenden Journalisten?
Die Aufnahme einer Überwachungskamera zeigt Jamal Khashoggi als er das saudiarabische Konsulat in Istanbul betritt. Das letzte Bild, das den Journalisten lebend zeigt?
Am Dienstag, 13.14 Uhr, betrat Jamal Khashoggi letzte Woche die saudiarabische Botschaft in Istanbul. Seither fehlt von dem Journalisten und renommierten Kritiker von Kronprinz Mohammed bin Salman jede Spur.
Mindestens sechs Überwachungskameras haben das Konsulat in Istanbul im Visier – und einige werden von der türkischen Polizei unterhalten. Anhand des Videomaterials ist für diese klar: Khashoggi hat das Konsulat betreten und hat dieses wohl nicht mehr verlassen. Er ist seit fünf Tagen verschwunden.
«Er sollte in einer Woche wieder ins Konsulat kommen»
Wenn Saudiarabien behauptet, dass der Journalist das Konsulat des Königreichs in Istanbul lebend verlassen habe, «dann müssen die zuständigen Behörden das beweisen», sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. «Wenn er rausgegangen ist, dann müssen sie das mit Bildern belegen», fügte der Präsident an Saudiarabien gerichtet hinzu.
Die saudische Seite erklärt weiterhin, Khashoggi sei erst nach dem Besuch in dem Konsulat verschwunden.
Der saudische Dissident, der im selbstgewählten Exil in den USA und der Türkei lebt, sei zur Saudi-Vertretung gegangen, um dort Dokumente für seine anstehende Hochzeit abzuholen. Seine Verlobte begleitete ihn zum Konsulat, wartete aber draussen. Als der Mann auch nach Stunden nicht herauskam, verständigte sie die Polizei.
Dabei war es nicht das erste Mal, dass Khashoggi wegen der Hochzeit beim Konsulat vorstellig wurde. Es ging um den Nachweis, dass der Saudi vor seiner Eheschliessung mit seiner türkischen Verlobten auch wirklich geschieden ist. «Er wurde damals gut behandelt, und man sagte ihm auf dem Konsulat, er solle in einer Woche wiederkommen», erzählen Freunde des Journalisten der «Washington Post».
Im Konsulat auf «barbarische Weise» umgebracht?
Khashoggi habe vor diesem ersten, positiven Besuch auf dem Konsulat Bedenken geäussert: «Er sagte damals: ‹Vielleicht sollte ich nicht hingehen›», erzählt seine Verlobte. «Er war besorgt, es könnte etwas passieren.» Später aber habe er diese Sorge in den Wind geschlagen: «In der Türkei können sie (die Saudis) mir nichts anhaben».
Genau davon gehen die türkischen Ermittler nach eigenen Angaben aber mittlerweile aus. Ersten Ermittlungsergebnisse deuteten darauf hin, dass der Journalist im Konsulat ermordet worden sei, hiess es bereits am Samstagabend.
Ein Freund von Khashoggi sagte der Nachrichtenagentur DPA unter Verweis auf türkische Ermittlerkreise. «Sie erklärten mir, wir sollten mit den Vorbereitungen für das Begräbnis beginnen. Man habe ihm gesagt, dass Khashoggi auf «barbarische Weise» umgebracht worden sei. Er sei im Konsulat zunächst betäubt und dann geköpft worden.
Dafür sei ein Mordkommando in die Türkei gereist, meldete die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf türkische Regierungskreise. Das Killerteam habe das Land noch am selben Tag verlassen.
(gux/sda)