Flugzeugabsturz in Kasachstan«Schreie, Gebrüll und weinende Menschen»
Beim Absturz eines Passagierjets der kasachischen Fluggesellschaft Bek Air unmittelbar nach dem Start in Almaty sind am Freitag zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.
Flugzeugabsturz in Almaty: Aufnahmen des Innenministeriums und einer Augenzeugin zeigen die Situation unmittelbar nach dem Absturz. (Video: Tamedia)
Beim einem Flugzeugabsturz in Kasachstan sind am Freitag zwölf Menschen ums Leben gekommen. Das Flugzeug mit 95 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern war kurz nach dem Start vom Flughafen der Millionenstadt Almaty abgestürzt und in ein Wohnhaus gekracht.
Wie durch ein Wunder überlebten jedoch die meisten Insassen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 53 Menschen verletzt, darunter auch neun Kinder.
Auf Videoaufnahmen der kasachischen Behörden war zu sehen, dass die Maschine der Billigfluglinie Bek Air bei dem Unglück in zwei Teile zerbrach. Ihr Bug hatte sich in ein zweistöckiges Wohnhaus gebohrt, das schwer beschädigt wurde. Im Schnee waren Rettungskräfte im Einsatz, um Überlebende aus dem Wrack zu bergen.
Das Passagierflugzeug vom Typ Fokker 100 sollte von Almaty in die rund 1200 Kilometer entfernte Hauptstadt Nursultan, das frühere Astana, fliegen. Der Airport Almaty publizierte auf seiner Facebook-Seite die Namen von Dutzenden Überlebenden, die medizinische Hilfe erhalten hätten.
Wie eine Überlebende berichtet, habe sie ein furchtbares Geräusch gehört, bevor das Flugzeug an Höhe verloren habe. «Es war wie in einem Film: Schreie, Gebrüll und weinende Menschen.» Ein anderer Überlebender sagte der Zeitung «Wremja», das Flugzeug habe kurz nach dem Start angefangen zu wackeln. «Es hatte den Anschein, als hätte es keine Kontrolle über das Flugzeug gegeben.»
Nach Start vom Radar verschwunden
Nach Angaben der Flughafenverwaltung verschwand die Maschine wenige Minuten nach dem Start von den Radarschirmen. Sie prallte gegen eine Betonmauer und krachte dann in das Wohnhaus nordöstlich des Flughafens. Wie das staatliche Fernsehen berichtete, war aber glücklicherweise niemand in dem Haus.
Das kasachische Notfallkomitee veröffentlichte eine Liste mit den Namen der zwölf Todesopfer. Neben dem Piloten kamen demnach auch elf Passagiere ums Leben. Acht Menschen, darunter der Flugkapitän, starben noch an der Absturzstelle. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums schwebten von den 53 Verletzten zunächst noch zehn Erwachsene in Lebensgefahr.
Die Ursache des Unglücks war zunächst unklar. Vize-Regierungschef Roman Skljar sagte, das Heck der Maschine habe beim Start zwei Mal die Start- und Landesbahn berührt. Es müsse aber noch geklärt werden, ob dies auf einen «Pilotenfehler» oder einen technischen Defekt zurückzuführen sei.
Staatstrauer
Präsident Kassim-Schomart Tokajew kündigte an, die Verantwortlichen würden «in Übereinstimmung mit den Gesetzen hart bestraft». Seine Regierung habe eine Kommission eingesetzt, um die Ursachen des Unglücks zu untersuchen.
Auch das Innenministerium leitete Ermittlungen ein. Den Familien der Todesopfer stellte Tokajew Entschädigungsleistungen in Aussicht. Sein Büro rief eine eintägige Staatstrauer aus.
«Gott sei Dank bin ich am Leben»
Der bekannte Geschäftsmann Aslan Nasaralijew, der bei dem Unglück in der Maschine gesessen hatte, veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Foto seines Sitzplatzes in dem Flugzeug – direkt neben der Stelle, an der die Maschine in zwei Teile zerbarst. «Gott sei Dank bin ich am Leben und wohlauf», schrieb Nasaralijew.
Bek Air ist nach eigenen Angaben die erste Billigfluggesellschaft der ehemaligen Sowjetrepublik. Die Airline verfügt demnach über eine Flotte von sieben Maschinen des niederländischen Typs Fokker 100. Die kasachische Regierung ordnete an, dass alle Flugzeuge dieses Typs vorerst am Boden bleiben müssen. Für Bek Air erteilte die Regierung für den Zeitraum der Untersuchung ein generelles Flugverbot.
Die Unglücksmaschine war nach Angaben der kasachischen Behörden 23 Jahre alt und hatte erst im Mai eine Sicherheitsüberprüfung bestanden.
(scl/reuters/sda)