Trump attackiert seinen Ex-Anwalt

Aktualisiert

Heimliche Aufnahme «vielleicht illegal»Trump attackiert seinen Ex-Anwalt

In der Schweigegeld-Affäre erhebt der US-Präsident schwere Vorwürfe gegen seinen früheren Anwalt. Dass dieser heimlich Gespräche mitgeschnitten habe, sei «vielleicht illegal».

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Donald Trump soll während seines Wahlkampfes 2016 einem Ex-Playboy-Model Geld für ihr Schweigen gezahlt haben. Bei dem Model ...
... handelt es sich um die 47-jährige Karen McDougal. Sie sagt, sie habe 2006 eine Affäre mit Trump gehabt. Vom FBI beschlagnahmte Aufnahmen ...
... eines Gesprächs zwischen Trump und seinem Ex-Anwalt Michael Cohen könnte dem Präsidenten nun zum Verhängnis werden. Darin ...
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Donald Trump soll während seines Wahlkampfes 2016 einem Ex-Playboy-Model Geld für ihr Schweigen gezahlt haben. Bei dem Model ...

epa/Michael Reynolds

US-Präsident Donald Trump hat seinen früheren persönlichen Anwalt Michael Cohen wegen eines heimlich mitgeschnittenen Gesprächs attackiert. Dass ein Anwalt heimlich Gespräche mit einem Mandanten aufzeichne sei «unfassbar» und «vielleicht illegal», schrieb Trump am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. In dem mitgeschnittenen Gespräch ging es laut «New York Times» um eine mögliche Schweigegeldzahlung an ein ehemaliges «Playboy»-Model vor den Wahlen 2016.

Die Aufnahme des Gesprächs zwischen Cohen und Trump sei im April von der Polizei bei einer Razzia im Büro des Anwalts beschlagnahmt worden, berichtete die Zeitung. Dass die Behörden früh morgens in das Büro eines Anwalts «einbrechen», bezeichnete Trump ebenfalls als «unfassbar». «Die gute Nachricht ist, dass der von euch favorisierte Präsident nichts Unrechtes gemacht hat», fügte der US-Präsident hinzu.

Über Zahlung gesprochen, aber diese nicht geleistet

Das frühere «Playmate» Karen McDougal hatte nach eigener Schilderung in den Jahren 2006 und 2007 eine Affäre mit Trump. Der Präsident liess über Mitarbeiter eine sexuelle Beziehung zu der heute 47-Jährigen dementieren. Auf Fragen zu dem Fall antwortete er nicht, als er am Freitag das Weisse Haus in Richtung seines Golfclubs in New Jersey verliess.

Trumps jetziger Anwalt Rudolph Giuliani bestätigte der «New York Times», dass Trump mit Cohen über eine Zahlung an McDougal gesprochen hatte. Die Aufnahme sei jedoch nicht belastend, sondern belege eine «sehr professionelle Unterhaltung zwischen einem Mandanten und einem Anwalt», die «kraftvolles entlastendes Beweismaterial» darstelle. Die Zahlung sei letztlich nicht geleistet worden.

«Playmate» wollte Affäre mit Trump zu Geld machen

Das «Wall Street Journal» berichtete, bei dem Gespräch von Trump und Cohen sei es darum gegangen, die Exklusivrechte an McDougals Geschichte über ihre angebliche Affäre mit Trump zu kaufen, die sie einen Monat zuvor für 150.000 Dollar an die Zeitschrift «National Enquirer» verkauft hatte. Die Zeitschrift entschied letztlich, nicht über die angebliche Affäre zu berichten.

Das Blatt gehört zum Medienunternehmen American Media Inc. (AMI), dessen Chef David Pecker mit Trump befreundet ist. Laut der «New York Times» kontaktierte Anwalt Cohen den Unternehmer Pecker, damit er McDougals Schilderungen nicht publizierte. McDougal traf inzwischen mit AMI eine neue Vereinbarung, die ihr erlaubt, anderen Medien von der angeblichen Affäre mit Trump zu erzählen.

Schweigegeld auch für Stormy Daniels

Die Existenz des heimlichen Mitschnitts hat die Spekulationen darüber angeheizt, ob Cohen eine Gefahr für den Präsidenten darstellt. Der Anwalt steht unter massivem juristischen Druck, da gegen ihn wegen mutmasslich illegaler Geschäftspraktiken ermittelt wird. Cohen hatte rund zehn Jahre lang für Trump gearbeitet und verfügt über viele Kenntnisse aus Trumps Privatleben und seinen geschäftlichen wie politischen Aktivitäten.

Cohen hatte vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2016 auch mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels zu tun, die ein Sexabenteuer mit Trump gehabt haben will. Er zahlte ihr damals 130.000 Dollar, damit sie nicht über dieses angebliche Abenteuer spricht. Trump erklärte Anfang Mai, er habe Cohen das Geld erstattet - damit wollte er offenbar dem Verdacht einer illegalen Wahlkampfspende entgegentreten.

Stormy Daniels will inzwischen aus der Schweigevereinbarung aussteigen und ist deswegen gegen Cohen vor Gericht gezogen. Ihr Anwalt Michael Avenatti sagte am Freitag dem Sender CNN, Cohen habe «mehrere» Audiomitschnitte, und drängte den Anwalt, alle zu veröffentlichen. Die Aufnahme sei nur «die Spitze des Eisbergs». Wenn alles ans Licht komme, werde dies ein grosses Problem für den Präsidenten darstellen, sagte Avenatti. (sil/afp)

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