Internet-StrategieUSA kämpfen mit Twitter gegen Terroristen
Mit Schock-Bildern und klaren Botschaften führen die USA den Krieg gegen den Terror auch im Internet. Die Strategie ist nicht unumstritten.
Terrorgruppen wie Isis nutzen vermehrt Social Media, um weltweit junge Kämpfer anzuwerben. Um dieser Bewegung entgegenzuwirken, hat auch das US-Aussenministerium seinen Kampf gegen den Terror ins Internet verlegt. Das 2011 ins Leben gerufene Zentrum für Strategische Antiterror-Kommunikation (CSCC) ist in sozialen Netzwerken aktiv und verbreitet Botschaften auf Arabisch, Urdu und Somali - seit einigen Monaten mehrheitlich auf Twitter.
Unter dem Account «ThinkAgainTurnAway» («Denk darüber nach, wende dich ab») richtet sich das CSCC direkt an potenzielle Dschihadisten. «So zelebriert Isis den Ramadan - mit Kreuzigungen von syrischen Patrioten» - schreibt einer der Autoren unter dem Pseudonym «Think Again_DOS». Dazu: ein erschreckendes Bild von ans Kreuz genagelten Männern. Im Gegensatz zu anderen Abteilungen des Aussenministeriums, die oft bloss Platitüden posten und selten anderen Nutzern antworten, schreibt «ThinkAgain_DOS» schnell, in scharfem Ton und streitlustig, schreibt der britische «Telegraph».
Nicht die USA lieben, aber Al-Kaida hassen
«Wir setzen dort an, wo die Terroristen neue Mitglieder für ihre Gruppierungen anwerben: von Twitter über Facebook und Tumblr bis zu Youtube», sagt Alberto Fernandez, Leiter des CSCC. «Die Extremisten sind im Netz und keiner stellt sich ihnen entgegen», sagt Fernandez laut der amerikanischen Onlinezeitung «Business Insider» Und: «Unser Ziel ist es nicht, dass die Leute die USA lieben. Unser Ziel ist es, Al -Kaida schlecht dastehen zu lassen».
Kürzlich soll das amerikanische Aussenministerium eine halbe Million Dollar investiert haben, um den «ThinkAgainTurnAway»-Twitter-Account betreuen zu lassen. Den Auftrag erhalten haben soll eine Agentur in Virginia, so das «Washington Business Journal».
Twittern hat schon Erfolge gezeigt
Triftige Argumente gegen Isis und Diskussionen mit Dschihadisten: Kann man mit 140 Zeichen pro Tweet Terroristen Einhalt gebieten? CSCC-Leiter Fernandez sagt: «Es ist schwierig, den Krieg der Worte zu quantifizieren. Die grösste Bestätigung wäre, wenn jemand sagen würde: ?Ich war ein Terrorist, aber jetzt habe ich meine Meinung euretwegen geändert?.» Das sei unrealistisch, hält «Al-Monitor»-Journalist John Rosenthal dagegen: «Wenn es das Ziel ist, Menschen vom Dschihad abzuhalten, wird ihre Erfolgsrate gleich null sein.»
Der Sicherheitsexperte Keir Giles hingegen sagt gegenüber 20 Minuten: «Die Tweets sind banal, aber selbst wenn sie nur einen einzigen Terroristen davon abhalten, einen Angriff zu verüben, hat sich die Arbeit schon gelohnt.»
Er sieht bereits kleine Erfolge der Arbeit: «Dass sich die USA der Online-Propaganda der islamistischen Bewegung entgegenstellen, irritiert diese. Anhänger der Islamisten sollen angehalten worden sein, keine Informationen zu teilen oder zu kommentieren, um keine weitere Aufmerksamkeit auf die Negativ-Propaganda zu lenken.»
«Könnte Gratis-Werbung für Isis sein»
Doch die Online-Arbeit birgt auch die Gefahr, nach hinten loszugehen. Ein Twitter-Nutzer, mit dem sich «ThinkAgainTurnAway» auseinandersetzte, schrieb: «Dadurch, dass ihr uns erwähnt, gewinnen wir mehr Anhänger. Wer mag keine kostenlose Werbung?»
Giles bezweifelt, dass die US-Twitterer Werbung für die Dschihadisten machen. «Nur Nutzer, die danach suchen, werden auch auf die US-Nachrichten treffen», sagt er. Und: «Die US-Twitter-Strategie wird keine neuen Leute für die Terrorgruppen anwerben.»