Propagandakrieg in GazaWie sich Israel und Hamas mit Bildern bombardieren
Um die Weltöffentlichkeit auf ihre jeweilige Seite zu ziehen, führen Israel und die Hamas ausgeklügelte Propaganda-Kampagnen. Die Wahrheit ist darin oft schwer zu finden.

Ein israelischer Cartoon (links) kritisiert, dass die Hamas statt Menschen Raketen in Schutzräumen versteckt. Rechts rügt eine propalästinensische Karikatur die übertriebene Reaktion Israels auf die Raketen der Hamas.
Auf dem Schlachtfeld ist der Krieg um Gaza nicht zu gewinnen. Das weiss die radikale Palästinenser-Organisation Hamas, die gegen die waffenstarrende, haushoch überlegene israelische Armee kämpft. Und Israels Regierung weiss, dass sie die Invasion des Gaza-Streifens abbrechen muss, sobald der internationale Protest und der Widerstand Washingtons ein gewisses Mass überschreiten.
Vor diesem Hintergrund versuchen beide Seiten so intensiv wie noch nie, ihre jeweilige Sache als gerecht darzustellen und den Gegner als unmoralisch zu brandmarken. Auf dem virtuellen Schlachtfeld von Twitter, Youtube und Facebook kämpfen sie um die Gunst eines weltweiten Publikums.
Profis schneiden Videos und zeichnen Trickfilme
Die israelischen Streitkräfte (Israeli Defense Forces, IDF) gehen in ihrem Propagandakrieg professionell vor. Laut «New York Times» beschäftigt die interaktive Abteilung der IDF 40 Personen, um Videos zu schneiden, Trickfilme zu zeichnen, Grafiken zu erstellen und Apps zu entwickeln. In sechs Sprachen werden rund um die Uhr Botschaften ausgesandt.
Am Montag verbreitete die IDF zum Beispiel Twitterbilder, um zu beweisen, dass die Hamas Raketen in nächster Nähe eines Kinderspielplatzes und eines Friedhofs abschoss, also inmitten ziviler Zonen:
Hospital, playground, mosque, cemetery: Civilian areas of Shuja'iya where Hamas fires rockets. pic.twitter.com/62gcPKKG7I- IDF (@IDFSpokesperson) July 21, 2014
Die Qassam-Brigaden, wie der militante Flügel der Hamas sich nennt, haben mehr Mühe mit Twitter. Weil sie von den USA und der EU als terroristische Organisation klassifiziert werden, ist ihr offizielles Twitter-Konto gesperrt worden. Trotz der Sperre kommt die Hamas-Botschaft beim Twitter-Publikum besser an als die der Israelis. Nach einer Zählung der Website Topsy.com verwendeten im vergangenen Monat rund 189'000 Tweets den proisraelischen Hashtag #IsraelUnderFire. Das propalästinensische Twitter-Merkwort #GazaUnderAttack trat dagegen in mehr als 4'158'000 Tweets auf.
Videos erinnern an amerikanische Actionfilme
Wie die «Times» beweist, arbeiten die Propagandisten beider Seiten mit praktisch denselben Stilmitteln. Zum Beispiel zeigen ihre Youtube-Videos ganz ähnliche Bilder von explodierenden Häusern, unterlegt von einem bombastisch-lauten Soundtrack, der an Actionfilme aus Hollywood erinnert. Hier ein Video der Hamas:
Und hier eines israelischer Herkunft:
Israel wie auch die Hamas stellen ihre Sicht der Dinge möglichst drastisch dar. Das gilt auch für die immer mit den gleichen Formeln gespickte Sprache. Die Hamas wies mit einem Video ihre Anhänger an, wie sie über den Konflikt reden sollten: Opfer seien immer als «unschuldige Bürger» zu bezeichnen, und niemals dürften Bilder von startenden Raketen gezeigt werden.
Umgekehrt heisst es in israelischen Botschaften mit formelhafter Regelmässigkeit, die «Terroristen» der Hamas missbrauchten Zivilisten als «menschliche Schilde». Teils werden Palästinenser auf eine Weise dargestellt, die an Rassismus grenzt. Laut «Times» unterlegte ein israelisches Video arabische Redner mit Bildern einer Ziege und ersetzte Köpfe vom Palästinensern durch Figuren des Videogames «Angry Birds».
Unter all der Propaganda geht die Wahrheit oft verloren. Dennoch können bei drastischen Nachrichten echte Emotionen durchbrechen. Tränen übermannten einen TV-Reporter von Al-Jazeera, als er über die Todesopfer in Sajaya berichtete:
(Quelle: CorriereTV)