«Linsen sind das grosse Geheimnis der Sherpas»

Linsen sind ein Kraftpaket. Viele gute Gründe, warum wir mehr davon essen sollten, in der Bildstrecke.
Schwarz, gelb, braun oder grün: Weltweit gibt es etwa 70 Linsensorten. Mittlerweile sind viele verschiedene Sorten auch bei uns zu haben.
Für alle, die Linsensuppe mit einem Kindheitstrauma verbinden: Kaum ein Gemüse ist so sortenreich und vielseitig zubereitbar.
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Linsen sind ein Kraftpaket. Viele gute Gründe, warum wir mehr davon essen sollten, in der Bildstrecke.

Simon9000
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Sportarzt Kurt Mosetter«Linsen sind das grosse Geheimnis der Sherpas»

Linsen machen satt, schlank und stark. Warum sie das Geheimnis der bärenstarken Sherpas sind, verrät Kurt Mosetter im Interview.

Sulamith Ehrensperger
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Sulamith Ehrensperger

Im Märchen muss Aschenputtel Linsen aus der Asche klauben, damit die Stiefmutter ihr erlaubt, auf den Ball zu gehen. Vom «Aschenputtel»-Image zum Superfood: Linsen sind heute für viele Gesundheitsbewusste ein Geheimtipp. Warum?

In Nepal, Tibet oder Indien, aber auch in Italien gehören Linsen zu den Nationalgerichten. Linsen haben richtig wertvolle Proteine, da braucht es gar kein Fleisch dazu. Ganze 20 Prozent Eiweiss haben die Hülsenfrüchte, etwa so viel wie in einem Schnitzel ist. Sie sind aber nicht nur ein prima Eiweisslieferant, die komplexen Kohlenhydrate wirken auch positiv auf den Blutzuckerspiegel und macht sie damit zu einem idealen Menü für Leute, die abnehmen wollen. Linsen sind schnell und vielseitig zubereitet, günstig, verträglich – für mich die Mahlzeit der Hundertjährigen.

Sie sind rot oder grün, gelb oder schwarz, klein oder gross. Es gibt weltweit rund 70 Linsenarten. Wie unterscheiden sie sich?

Es gibt Leute, die plädieren für die roten, weil sie schnell gekocht sind, andere für die schwarzen oder gelben Linsen. Mein Tipp: Sich durch alle Farben essen, denn alle haben sie ihre eigene Geschmacksnote. Manche schmecken nussiger, andere scharf gewürzt besser, etwa mit Ingwer. Bei anderen passt Kurkuma besser. Auch die Kochzeit unterscheidet sich, manche muss man einiges länger kochen. Prinzipiell haben sie alle die wichtigsten Essenzen, also wertvolle Proteine und Kohlenhydrate. Die biologische Wertigkeit dieser Hülsenfrucht lässt sich übrigens steigern, indem man sie mit schwarzem Reis kombiniert.

Manche verzichten wegen Blähungen auf Hülsenfrüchte. Welche Tricks machen Linsen verträglicher?

Viele der vorbereiteten Linsengerichte wie Salate oder Fastfood sind mit Geschmacksverstärkern, Zwiebeln oder Knoblauch angereichert. Linsen sind verträglicher, wenn man sie selber kocht und möglichst einfach zubereitet. Das Geheimnis liegt in der Einfachheit: nicht zu viele Zutaten zusammen kochen. Ich selbst bereite sie mit ein bisschen Sellerie und einem Gewürz zu. Wer Probleme mit der Verdauung hat, kann die Linsen eine Stunde lang auf kleiner Stufe köcheln lassen, das macht sie verträglicher. Mit Linsen kann man fast alles zaubern – Eintopf, Suppe, Brote, Küchlein – und aus Linsenmehl lässt sich prima Pizza backen.

Sie schwören auf Linsen kombiniert mit Sellerie. Verraten Sie mir weshalb?

Sellerie aktiviert das körpereigene Entgiftungssystem und stärkt das Immunsystem. Dieser Effekt wird in Kombination mit Linsen verstärkt. Miteinander bringen sie den Darm auf Touren, sie schützen und nähren die Mikroflora und wirken antientzündlich. Das Milieu im Darm profitiert also ungeheuer von dieser Kombination.

Kann man sagen, dass Linsen eine Art gesundes Doping für den Körper sind?

Linsen sind das grosse Geheimnis der Sherpas, die ewig laufen und grosse Lasten tragen. Sie essen dreimal am Tag Linsen. Vor allem als Suppe, die morgens zäh und richtig klebrig ist, abends wässriger. Die Reste kochen die Sherpas ein, lassen sie zu einer Art Küchlein trocknen und tragen sie dann im Hosensack als Proviant mit. Wer weiss, vielleicht wäre ein Linsensportriegel mit einem guten Geschmack eine Alternative zu den vielen Proteinriegeln mit künstlichen Zutaten.

Liebe Leser, wie kochen und essen Sie Linsen am liebsten? Wir freuen uns über Ihre Tipps im Kommentarfeld.

Kurt Mosetter ist Arzt und Heilpraktiker. Bekannt wurde er dank der von ihm entwickelten Myoreflex-Therapie. Diese bietet als Teil eines neuartigen Trainingskonzepts die Möglichkeit, sportliche Leistungen zu optimieren. Mosetter ist Leiter des ZIT (Zentrum für interdisziplinäre Therapien) in Konstanz, Freiburg und Herrenberg. Fussballgrössen wie Jürgen Klinsmann und Sami Khedira geben sich bei ihm die Klinke in die Hand.

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