«Unser Loft war ein riesiger Glücksfall»

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Leser stellen sich vor«Unser Loft war ein riesiger Glücksfall»

Privatleben und Arbeit sind bei Lorenz Matter und Cornelia Clivio komplett verschmolzen. Ihr Zuhause passt daher perfekt zu den Artisten.

Laura Hüttenmoser
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Laura Hüttenmoser

Die Rubrik «Leser stellen sich vor» widmet sich diesen Monat dem Thema Wohnen. Vier Leserinnen oder Leser öffnen die Türen zu ihrem aussergewöhnlichen Zuhause. Den ersten Besuch statten wir Lorenz Matter und Cornelia Clivio in Dietlikon ab.

Lorenz Matter und Cornelia Clivio, was bedeutet euch euer Zuhause?

Cornelia Clivio: Unser Leben ist sehr eng mit unserem Zuhause verbunden. Wir wohnen und arbeiten hier, unsere künstlerische Zukunft ist davon abhängig.

Was macht ihr denn beruflich?

Clivio: Wir sind seit 25 Jahren Akrobaten. Daher sind wir darauf angewiesen, immer trainieren zu können. Früher haben wir an der Langstrasse in Zürich gewohnt und sind mit all unseren Requisiten immer kreuz und quer durch die Stadt gekarrt. Wir konnten in der Turnhalle der ETH trainieren. Während andere dort Basketball gespielt haben, haben wir unsere Handstände gemacht. Das war langfristig keine Lösung und keine Grundlage, etwas aufzubauen.

Und dann habt ihr diesen Loft gefunden?

Clivio: Wir waren auf Tournee mit Ursus und Nadeschkin und hörten von diesem Loft. Da wir einen Trainingsraum suchten, schien uns das ideal. Bei der Besichtigung der Fabrikhalle fragten wir, ob wir ein Loch in die Kellerdecke machen könnten, um mehr Höhe zu haben. Das war die Bedingung. Wir haben dann in wenigen Tagen zugesagt und gekauft. Das war ein Riesen-Glücksfall.

Wie lange hat der Umbau gedauert?

Clivio: 1997 haben wir den Loft gesehen, Ende 1999 sind wir einzogen. Da war rundherum noch eine grosse Baustelle, aber wir hatten das Drängen, so schnell wie möglich dort zu leben.

Und was habt ihr dann gemacht?

Lorenz Matter: Hier haben wir «Stage TV» aufgebaut. Vielleicht erinnern sich einige Leser noch, das war die multimediale Bühnenshow mit Daniela Lager. Oben haben wir gewohnt und unten gearbeitet. Danach hat uns eine längere Krankheitsgeschichte auf den Boden der Tatsachen gezwungen. Nachdem wir früher oft im Ausland tourten, haben wir uns entschieden, uns auf die Schweiz zu konzentrieren, zum Beispiel mit «Coloro». Mit dieser Gruppe waren wir letztes Jahr im Finale von «Die grössten Schweizer Talente».

Quelle: Youtube/Die grössten Schweizer Talente

Ihr arbeitet und lebt in eurem Loft. Wie trennt ihr diese zwei Dinge, wenn überhaupt?

Matter: Privatleben und Arbeit sind bei uns völlig verschmolzen. Wenn man selbstständig ist, studiert man sowieso dauernd an neuen Projekten herum. Man muss sich etwas einfallen lassen, damit man den anderen einen Schritt voraus ist.

Clivio: Es macht uns riesigen Spass, sonst wären wir nicht so lange drangeblieben. Wir brauchen das, wir lieben das, es ist unsere Leidenschaft. Deswegen probieren wir immer wieder neue Sachen aus. Ohne Leidenschaft würden wir das nicht durchziehen.

Was für Kurse bietet ihr hier an?

Matter: Wir bieten Tuch-Yoga-Stunden an und unterrichten zwei- bis dreimal in der Woche an der ETH, im Rahmen des ASVZ.

Clivio: Als unsere Tochter vier wurde, wollte sie lieber mit ihren Gspändli trainieren als mit uns. Mit ihnen war sie viel motivierter. So entwickelte sich die Idee, Artistik-Kurse für Kinder anzubieten, was wir mittlerweile auch regelmässig tun.

Gibt es bei euch einen typischen Tag?

Matter: Am Morgen kümmern wir uns um Administratives, mittags kommt unsere Tochter nach Hause zum Zmittag, am Nachmittag trainieren wir zusammen, danach geben wir Kinderkurse bis 18.30 Uhr und unterrichten oft noch an der ETH bis 22 Uhr. Das Künstlerleben ist nicht so locker, wie man vielleicht denkt (lacht).

Doppelter Handstand auf dem Hoverboard:

Quelle: Youtube/Lorenz Matter

Leser stellen sich vor

Diese Serie dreht sich um das Wichtigste bei 20 Minuten: die Leserinnen und Leser. Jeden Mittwoch wird ein Mitglied der Community vorgestellt, zu einem monatlich wechselnden Thema. Im April sprachen wir mit Lesern, die sich erfolgreich selbstständig gemacht haben. Diesen Monat widmen wir uns dem Thema Wohnen. Alle Interviews finden Sie hier>>

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