iOS 6 unter BeschussDas Karten-App-Desaster - Apple wiegelt ab
Falsche Ortsnamen, verzerrte Landschaften und Satellitenbilder-Chaos: Apples neue Karten-App steckt voller Probleme. Nun hat der US-Konzern auf den weltweiten Shitstorm reagiert.
Die Lancierung des neuen iPhones wird von einem veritablen Shitstorm überschattet. In der Kritik steht eine der zentralen Funktionen, die ein modernes Smartphone bieten sollte: die geografische Orientierung.
Die mit dem neuen mobilen Betriebssystem iOS 6 eingeführte Karten-App sei die schlechteste Software, die Apple je auf den Markt gebracht habe, schreibt ein Nutzer im Apple-Supportforum. Dieser Meinung sind offensichtlich tausende andere iOS-Nutzer, wie die erzürnten Reaktionen im Internet zeigen. Bei Twitter häufen sich seit Tagen die Kommentare, die kaum ein gutes Haar lassen an der von Apple entwickelten Karten-App. Beim Bilderdienst Tumblr sammeln sich die abschreckenden Beispiele (siehe Bildstrecke).
Apple nimmt Stellung
Kaum erkennbare Satellitenbilder, verzerrte 3D-Darstellungen von Brücken und Gebäuden, aber auch fehlerhafte Ortsbezeichnungen. Die in Online-Foren und sozialen Netzwerken geäusserten Vorwürfe sind happig. Mit dem «Rauswurf» von Google Maps gewichte Apple die eigenen wirtschaftlichen Interessen höher als die Benutzerfreundlichkeit. Fakt ist: Apple bezeichnet die Karten-App nicht als Beta-Version, sie sollte also mehr oder weniger gebrauchsfertig sein. Bei Siri war, beziehungsweise ist, das anders. Die Sprachassistentin wird noch immer als Produkt in Entwicklung geführt.
Gegenüber dem zum «Wall Street Journal» gehörenden Blog AllThingsD hat Apple inzwischen Stellung genommen - und versucht zu beschwichtigen. Der eigene Kartendienst, der eine kostenlose Turn-by-Turn-Navigation, einen 3D-Städtemodus und die Siri-Integration bringe, sei ein wichtiger Schritt für das Unternehmen.
TomTom distanziert sich
«Wir haben erst damit angefangen», sagte die Apple-Sprecherin. Die Karten-App werde nun fortlaufend verbessert. Da es sich um eine Cloud-basierte Lösung handle, hänge die Weiterentwicklung direkt von den Rückmeldungen der Nutzer ab. «Je mehr die Leute die Karten-App benutzen, desto besser wird sie.»
Derweil ist auch der holländische Navigations-Spezialist TomTom, der Apple Kartenmaterial zur Verfügung stellt, auf Distanz gegangen. TomTom liefere lediglich die Daten und sei nicht dafür verantwortlich, wie die Karten-App funktioniere. Die Qualität des Kartenmaterials sei gut, dies zeige auch die auf 1,4 Millionen iPhones installierte TomTom-App.
Wichtig: Noch stehen längst nicht alle Funktionen von iOS 6 überall zur Verfügung. Apple listet auf seiner Website das Angebot nach Ländern geordnet auf. Der Blog The Understatement listet die Unterschiede zwischen der Google-Maps-App und Apples eigener Karten-App detailiert auf. Demnach müssen theoretisch fünf Milliarden Menschen in 63 Ländern Abstriche hinnehmen.
Wann kommt Google Maps als App zurück?
Mit der Einführung von iOS 6 ist Google Maps nicht mehr als Standard-App auf dem iPhone, iPad und iPod Touch zu finden. Die populärste Karten-Anwendung der Welt steht den iOS-Nutzern vorläufig nur noch im Web-Browser zur Verfügung, mit eingeschränkter Funktionalität. Laut unbestätigten Gerüchten könnte sich dies bald ändern. Google habe eine Google-Maps-App bei Apple zur Prüfung eingereicht, heisst es. Daneben bietet sich natürlich den Drittanbietern von Kartenmaterial und Satellitenbildern eine grosse Chance. Wer im App Store nach dem englischen Begriff «Maps» sucht, hat unter hunderten Apps die Qual der Wahl.
Update 25. September
Die neue Google-Maps-App für iPhone und andere iOS-Geräte lässt auf sich warten. Zumindest hat Google noch keine App zur Prüfung durch Apple eingereicht. Laut Google-Manager Eric Schmidt hat sein Unternehmen diesbezüglich «noch nichts getan». Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
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