«Call of Duty» zwischen Pathos und Perfektion

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Ballerorgie«Call of Duty» zwischen Pathos und Perfektion

Von krachender, adrenalintreibender Action bis hin zu peinlich pathetischen Momenten: Der Egoshooter «Call of Duty: Advanced Warfare» gibt alles. Nicht nur Gutes.

Jan Graber
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Jan Graber

Über eines müssen sich «Call of Duty»-Fans wohl nie Sorgen machen: über Langeweile. Die Egoshooter-Reihe steht für adrenalintreibende Action, die vor allem Spieler der Singleplayer-Kampagne in der Regel atemlos vor den Bildschirm fesselt. So auch in «Call of Duty: Advanced Warfare» – einem krachenden Kriegsdrama, das in einer nicht zu fernen Zukunft spielt und Gamern ein stattliches Waffenarsenal vollgepackt mit futuristischer Technologie in die Hand legt.

Spieler schlüpfen in die Haut des ehemaligen Marines und Söldners Mitchell, der für den Waffenproduzenten Atlas in den Kampf zieht – ein Unternehmen, dass hochtechnologisierte Waffen und Hilfsmittel zur effizienten Kriegsführung herstellt. Was bedeutet, dass der Held und damit der Spieler ebenfalls über allerlei futuristische Spielereien und Gadgets verfügt. Er steuert Drohnen, mit denen er Gegner «en masse» niedermäht oder wirft Threat-Granaten, die die Feinde vor allem deswegen das Fürchten lernen, weil sie hinter der Deckung sicht- und abschiessbar werden.

Krokodilstränen inbegriffen

Das Exoskelett des Helden erlaubt übermässig hohe Sprünge (ähnlich wie in «Titanfall») und Bewegungen, die einem normalen Krieger sonst vergönnt sind. Dies eröffnet indessen nur bedingt neue taktische Möglichkeiten, weil sich das grundsätzliche Spielprinzip von «Call of Duty» gleichbleibt: Vorwärtsstürmen und Feinde niedermähen. Auf welche Weise ist egal, wichtig ist im Grunde nur, selbst nicht vorzeitig das Zeitliche zu segnen.

Das futuristische Setting nimmt dem Game (glücklicherweise) auch etwas den Bierernst früherer Titel, und dem Bedienen der hypothetischen Zukunftswaffen haftet bisweilen fast etwas comicartiges an. Stellenweise gibt sich «Call of Duty: Advanced Warfare» sogar kriegskritisch: Themen wie Tod, Verletzung und Verlust werden nicht ausgeklammert, sondern sind Teil der Story. Allerdings kann man sich des Eindrucks von Krokodilstränen nicht ganz erwehren.

Geradlinig und perfekt

Nicht sein lassen konnten die Entwickler denn auch pathetische Momente: So etwa, wenn der Spieler einem gefallenen Kameraden mittels drücken eines Buttons Respekt erweisen soll. Wer mit dem US-Pathos grundsätzlich schon Mühe hat, wird bei solchen Sequenzen peinlich berührt ins Gamepad (oder die PC-Tastatur) beissen.

Mit «Call of Duty: Advanced Warfare» hat sich die Egoshooter-Reihe zeitlich noch weiter von ihrem Ursprung entfernt: Die ersten «Call of Duty»-Epen spielten noch im zweiten Weltkrieg und Gamer hielten klassisches Schiessgerät in den virtuellen Händen. Nicht verändert hat sich jedoch das Grundprinzip: Ballern, vorwärtsstürmen, nicht sterben und versuchen, den Adrenalinpegel unter Kontrolle zu halten.

Optik und Spielsteuerung sind gewohnt perfekt programmiert und die bisweilen hanebüchene Story sorgt für die bekannten dramatischen Momente. Als zusätzliches Goodie erhält der Spieler für erfolgreich erfüllte Challenges – beispielsweise eine bestimmte Anzahl Kopfschüsse – Punkte für Upgrades des Exoskeletts; auch dies ein ungewohntes Spielelement der Reihe.

Starker Auftritt

Spass macht das Actiongame aber auch wegen des Schauspielers Kevin Spacey in der Rolle des Atlas-Bosses Jonathan Irons. Süffisant füllt er seine Rolle und stellt einen nicht über alle Zweifel erhabenen Retter der Welt dar – eine Rolle, die Spacey wie auf den Leib geschnitten ist.

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