«Skyrim»: Heilung für den Winterblues

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Spielen gegen die Depro«Skyrim»: Heilung für den Winterblues

Das Rollenspiel «The Elder Scrolls»
bietet so viele Glücksmomente, dass die Winterdepression zu Schnee von gestern wird.

Jan Graber
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Jan Graber

Die kalten Tage. Das Grau drückt unbamherzig aufs Gemüt, die Winterdepression kriecht langsam aber sicher unter die Schädeldecke. Experten empfehlen in diesen Momenten stets dasselbe: Lichttherapien, Sitzungen beim Psychotherapeuten, ein warmes Bad.

Vergessen Sie für einmal Ansi-Lumen und Seelen-Analysen! Spielen Sie stattdessen ein paar Stunden «The Elder Scrolls V: Skyrim». Sie werden so viele Glücksmomente erleben, wie es keine Million Lichtstärken schaffen.

Die perfekte Welt

Zugegeben, auch in «Skyrim» herrscht nicht immer eitel Sonnenschein – ein dynamisches Wettersystem verhindert dies. Als ich mit meinem Helden – einem kaiserlichen – ins Spiel stolpere, schneit es mir, sobald ich in höhere Gefilde gelange, mächtig auf den Kopf. Gleichzeitig beharkt mich ein Grüppchen Banditen mit Pfeilen und geht mit rasiermesserscharfen Klingen auf mich los. Beides – Schnee wie Gauner – wische ich kühl beiseite, denn vor mir breitet sich Grösseres aus: eine der fantastischsten je geschaffenen Rollenspielwelten.

In «Skyrim» kann ich nicht nur den Blick aus luftigen Höhen über Postkarten-Landschaften streifen lassen, die als Leinwand für die besten Bergferien dienen könnten. Der Ruhe suchende Spieler kann auch entspannt und genüsslich endlose Felder durchwandern, Blümchen pflücken oder stundenlang einem Elch nachjagen und ab und zu einem Säbelzahltiger das Fell über die Ohren ziehen. Ich streife am liebsten mit Mammuts über die Ebenen und manchmal bleibe ich einfach stehen und schaue dem Treiben der Wolken zu.

Frieden durch Arbeit

Gelange ich in ein Dorf, gerbe ich das Fell des Elchs zu Leder, stelle Pelzmützen und Rüstungen her, erlerne das Schmiedehandwerk, versuche mich im Brauen von Tränken oder suche die Schule der Barden auf und lerne, ein Instrument zu spielen. Dazwischen führe ich stundenlange Gespräche mit den Einwohnern, sammle und lese Bücher und erfahre alles, was ich über das Kaiserreich wissen möchte. Ein friedlicheres Dasein ist nur schwer vorstellbar.

Regt sich irgendwann der Kampfeswille, begebe ich mich auf eine der Haupt- oder Nebenmissionen, steige in einen Dungeon oder auf einen Berg und stelle mich, bewaffnet mit Schwert und Schild, Magie oder Zweihänder den Feinden, die auf mich warten. Fürs Hochgefühl sorgt jedoch nicht der Sieg, sondern die Möglichkeit, den Gefallenen danach zu durchsuchen. Meistens tragen sie nur Schrott auf sich. Finde ich jedoch ein seltenes Kleinod, kommt dies der Bescherung zu Weihnachten gleich.

Kampf dem inneren Dämon

Für Glücksgefühle pur sorgen jedoch die Drachen: Sie stellen die ultimative Prüfung für den Krieger dar und können – psychologisch betrachtet – wohl als Archetyp für die eigenen inneren Dämonen gelten: Sie sind enorm schwierig zu bezwingen, quatschen einem während des Gefechts die Ohren voll und bringen einen so sehr in Rage, dass man schreien möchte.

Zu welchem Zeitpunkt sich tatsächlich ein «Schrei» anbietet: «Schreie» sind die ultimative Waffe in «Skyrim» - mächtige Zauber, welche den Gegner Ohrensausen und Schlimmeres bereiten. «Schreie» zu erlernen, sind das eigentliche Ziel des Spiels. Erlernt werden sie bei den Graubärten. Mit jedem getöteten Drachen absorbiert der Held dessen Kraft, um die «Schreie» zu brüllen. Das kommt einer Schreitherapie höchstwahrscheinlich verdammt nahe; man hat das Gefühl, einen Teil des eigenen Schweinehunds hinaus zu brüllen.

Fazit: Glück durchs Spielen

Kurzum: Schalten Sie die Lichter aus, sagen Sie ihre Psychotermine ab und gönnen Sie sich eine oder mehrere Stunden in «The Elder Scrolls V: Skyrim». Sie tauchen wie in einem Fantasyroman in die fantastische Welt von Tamriel ein, lernen die Kampf-Geborenen und die Graubärte kennen, fangen Schmetterlinge und Lachse, bodigen Riesen und Untote und vergessen sich und den Alltag. Ich bin sicher, Sie werden glücklicher aus dem Spiel auftauchen und das Wintergrau aus Ihrem Schädel vertrieben haben.

Gametrailer «The Elder Scrolls V: Skyrim»:

Quelle: YouTube.com

«The Elder Scrolls»

Mit «Skyrim» erscheint bereits die fünfte Ausgabe der «Elder Scrolls»-Reihe. Erstmals 1994 als PC-Rollenspiel eingeführt, erschien zwei Jahre später der ambitionierte Nachfolger «The Elder Scrolls II: Daggerfall». Den Spielern wurde darin eine offene Welt in der angeblich doppelten Grösse von Grossbritannien geboten. Wegen schlechter Programmierung fiel das Game bei den Kritikern durch. Erst 2002, mit dem Erschienen von «The Elder Scrolls III: Morrowind» etablierte sich die Reihe jedoch als eine der tiefgründigsten Rollenspiel-Franchisen.

Mit insgesamt 5,7 Millionen verkauften Spielen wurde der vierte Teil, «The Elder Scrolls IV: Oblivion» zum bisher erfolgreichsten Vertreter der Reihe aus dem Hause Bethesda. Allen Anzeichen nach, könnte dieser Rekord mit «The Elder Scroll V: Skyrim» jedoch gebrochen werden. Bereits in den ersten Wochen wurden 3,5 Millionen Stück abgesetzt.

Jan Graber…

… verschob die ersten Gamepixel mit «Space Invaders», «Leisure Suit Larry» sowie «King’s Quest» und entdeckte mit «System Shock» und «Rebel Assault» sein Flair für Actiongames. Heute gibt er sich am liebsten mit Krachern wie «Crysis», intelligentem Futter im Stil von «Fahrenheit und Gummischreddern à la «Forza Motorsport» ab. Derzeit vergnügt er sich mit «Battlefield 3» und «Skyrim».

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