Datenkrake nervt GamerWie Electronic Arts die Gamer ausspioniert
Spiele-Gigant Electronic Arts nimmt sich mit seiner Online-Verkaufsplattform Origin das Recht heraus, in den PCs der Gamer zu schnüffeln. «So nicht!», sagt die Game-Community.

EA führe mit seinem Download-Shop Origin einen Kopierschutz durch die Hintertür ein, lautet ein Vorwurf der Gamer.
Electronic Arts (EA) steht mit seiner neuen Download-Plattform Origin seit Wochen in der Schusslinie von Gamern und Datenschützern. Wer populäre EA-Spiele wie «Battlefield 3» oder «Die Sims» auf seinem PC, Handy oder Tablet spielt, räumt dem Game-Giganten umfassende Rechte ein, den eigenen Rechner auszuspähen.
Das Perfide daran: Künftig wird vermutlich jedes EA-Spiel die Installation von Origin – ein Programm zum Herunterladen der Spiele – voraussetzen. EA installiere damit «einen Kopierschutz durch die Hintertür», schreibt das Fachmagazin «GameStar». Man könne Origin auch «als Spionage-Programm bezeichnen, da sich der Konzern das Recht herausnimmt, auf alle Informationen über und auf dem Computer zuzugreifen, um zu prüfen, ob keine illegalen EA-Produkte installiert sind.»
Daten-Sammelwut
Aus den 45 Seiten umfassenden Endbenutzer-Lizenzvereinbarungen (EULA) geht hervor, dass EA umfassend Daten über die Gamer sammelt, darunter auch personenbezogene Informationen. Aufgezeichnet werden unter anderem Spielstatistiken, Klickpfade, Benutzer-ID, Geschlecht, Postleitzahl, Daten über Hard- und Software, Plattform, Spielsystem einschliesslich Geräte-IDs, Internet Protocol (IP)-Adresse und MAC-Adresse.
In den Nutzungsbedingungen schreibt EA von Daten wie der IP- oder MAC-Adresse (die Identifikations-Nummer der Hardware), die erhoben würden, da sie nicht-personenbezogen seien. Zumindest die individuelle MAC-Adresse kann aber auf jeden Fall einer bestimmten Person zugeordnet werden.
Spiele-Magazin lässt Rechtsanwalt AGBs prüfen
Dem deutschen Spiele-Magazin «GameStar» waren die Nutzungsbedingungen suspekt. Es hat sie daher von Rechtsanwalt Thomas Schwenke überprüfen lassen. Dieser erklärt das Verhalten des Game-Publishers wie folgt: «EA speichert alle Informationen über die Hardware, die Software, das Spielverhalten, die Käufe und die Interaktionen mit Freunden des Nutzers X. Und dann speichert EA ‹separat› dazu, dass Nutzer X den Namen Petra Schmitz trägt. Damit kann der Hersteller all diese Daten der Frau Schmitz zuordnen.»
In der ursprünglichen Version der Endnutzervereinbarung wollte EA die gesammelten Informationen für Marketingzwecke brauchen und behielt sich das Recht vor, «die über die Anwendung stattfindende Kommunikation zu überwachen», wie den Vertragsbedingungen zu entnehmen ist. Konkret wollte EA somit auch die Chatgespräche seiner Nutzer für kommerzielle Zwecke auswerten. Nach Protesten aus der Gamer-Community, die von der Fachpresse aufgenommen wurden, krebste das Unternehmen im August 2011 in diesen Punkten zurück.
Umfangreiche Datenschutz-Verstösse
Rechtsanwalt Schwenke kommt nun zum Schluss, dass die Nutzungsbedingungen und der Endbenutzer-Lizenzvertrag von Origin umfangreiche Verstösse gegen Verbraucher- und Datenschutzrechte enthalten. Mehrere Bestimmungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) seien unwirksam, da in den AGBs keine für den Nutzer überraschenden oder intransparenten Bedingungen formuliert werden dürfen. Ein Konsument müsse nicht damit rechnen, dass er durch die Nutzung einer Online-Plattform möglicherweise alle seine Daten auf dem PC preisgibt. Im Weiteren sei für den Betroffenen nicht klar, welche Daten im Detail erhoben würden, argumentiert Schwenke.
EA: Wir spionieren Gamer nicht aus
Dass es auch anders geht, zeigt EAs Konkurrent Valve. Bei der populären Konkurrenz-Plattform Steam haben die Nutzer die Möglichkeit, die Datensammlerei komplett abzulehnen. Diese Möglichkeit wird es für Origin-Nutzer nicht geben, wie «GameStar» schreibt.
EA hat in den angepassten Endnutzer-Vereinbarungen zu den Vorwürfen Stellung genommen und lässt die Kunden wissen: Electronic Arts würde niemals Daten verkaufen, die Personen zugeordnet werden können, noch würde das Unternehmen Spyware benutzen oder auf den Rechnern der Kunden installieren. Personenbezogene Daten würden nicht veröffentlicht, es sei denn, juristische Umstände verlangten es.
Game-Channel
News, Tests und Hintergründe aus der Welt der PC-, Konsolen- und Mobile-Spiele erhalten Sie im Game-Channel von 20 Minuten Online.