Netflix und Co.Filme bis zum Abwinken für 7.50 Franken im Monat
Hollywood-Blockbuster und die neusten TV-Serien sind nur zwei Klicks entfernt: Der Streaming-Anbieter Netflix machts möglich. Mit einem simplen Trick schlagen auch Schweizer zu.
Es ist immer die gleiche Leier: Im Schweizer Fernsehen lief die erste Staffel der spannenden Drama-Serie «Breaking Bad» im Frühjahr 2009 an. In den USA kamen Serienjunkies ganze 16 Monate vorher in den Genuss. Auch das Fantasy-Epos «Game of Thrones», in den USA der Publikumsmagnet schlechthin, wurde bei uns erst nach monatelanger Verzögerung im Free-TV gezeigt: Dies sind nur zwei Beispiele von Dutzenden Serien, die bei uns in nervender Regelmässigkeit mit Verspätung über die Bildschirme flimmern.
Kein Wunder haben Streaming-Portale wie Kinox.to und Movie4k, das neue Movie2k, immer grösseren Zulauf. Die Gratis-Portale haben aber mehrere Haken: Oft sind die abgefilmten Kino-Filme mehr Pixelbrei als HD-Genuss. Die Plattformen bewegen sich im Graubereich und geraten immer wieder in die Negativschlagzeilen wegen Abofallen, Adware, Trojanern und dubiosen Onlineglücksspielen. Kommt hinzu: Wer einen zuverlässigen Stream ohne Werbung will, wird auch auf Kinox.to und Co. zur Kasse gebeten.
Viele Serienfans, die sich dem Diktat der TV-Sender nicht länger beugen wollen, bewegen sich daher in einer rechtlichen Grauzone. Zwar ist das Downloaden oder Streamen in der Schweiz derzeit noch legal. Der Bundesrat prüft jedoch, die liberale Gesetzesgrundlage an die restriktiveren Gesetze im Ausland anzupassen.
So geht der Netflix-Trick
Doch es gibt Alternativen: In den USA bieten On-demand-Anbieter wie Netflix oder Hulu für umgerechnet weniger als acht Franken im Monat eine Flatrate für unbegrenzten Film- und Serienkonsum an. Zum Vergleich: Bei den On-demand-Angeboten von Swisscom, Cablecom, Microsoft oder Apple zahlen Schweizer für einen einzigen Film den gleichen Preis wie US-Amerikaner für ein Monatsabo. Was viele nicht wissen: Netflix lässt sich auch bei uns problemlos nutzen. Auf der Website netflix.com eröffnet man ein Konto und registriert sich mit einer beliebigen US-Adresse. Der erste Monat ist gratis. Danach werden umgerechnet knapp acht Franken pro Monat fällig. Die Filme und Serien können unbeschränkt auf zwei verschiedenen Geräten geschaut werden. Bezahlt wird mit einer Schweizer Kreditkarte.
Die Krux: US-Streaminganbieter wie Netflix setzen eine Ländersperre ein, die Internetnutzer aus der Schweiz eigentlich vom Service ausschliesst. Diese Sperre lässt sich jedoch mit einfachsten Mitteln umgehen. Im Firefox oder Chrome kann mit zwei Klicks die kostenlose Browser-Erweiterung «Media Hint» installiert werden (siehe Diashow). Das Browser-Add-on täuscht Netflix, Hulu und Co. vor, dass sich der PC oder das Tablet in den USA befindet. Filme und Serien können nun à gogo im Webbrowser auf dem PC, Mac, Tablet oder über Spielkonsolen wie die Nintendo Wii U, PlayStation 3 oder Xbox 360 auf dem TV geschaut werden.
Die Luxus-Alternative: VPN
Als Alternative zum Gratis-Browser-Add-on «Media Hint» lässt sich ein sogenanntes VP-Netzwerk (VPN) einrichten, um die Ländersperre auszuhebeln. Auch so wird Netflix vorgegaukelt, dass man sich in den USA befindet. In unserem Test hat sich der VPN-Anbieter suissl.com bewährt. Der VPN-Dienst ermöglicht für monatlich 10 Euro anonymes surfen und ist mit PC, Mac, iPad, Android und Linux kompatibel. Ein kostenpflichtiger VPN-Anbieter empfiehlt sich nur, wenn Netflix über das Browser-Add-on nicht zuverlässig laufen sollte.
Wichtig: Für Filme und Serien in Full-HD ist eine Bandbreite von mindestens drei Megabit pro Sekunde notwendig. In der Praxis sollte der Internet-Anschluss daher eher zehn Mbit/Sekunde übertragen, damit der Filmgenuss nicht durch Aussetzer vermiest wird.
Ist Netflix in der Schweiz legal?
Netflix will zwar auch in Europa wachsen, hat aber kurzfristig keine Pläne, in die Schweiz zu kommen. Einerseits ist der Markt zu klein, andererseits sei die Mehrsprachigkeit ein Hindernis, schreibt SRF Online. Die Lizenzgebühren für mehrere Sprachversionen würden das US-Unternehmen abschrecken.
Die Frage bleibt, ob der Netflix-Trick legal ist. Rechtsanwalt Martin Steiger gibt Entwarnung: «Ich gehe davon aus, dass sich Schweizer, die über entsprechende VPN-Anbieter und unter falscher Wohnsitzangabe Netflix nutzen, nicht strafbar machen.» Man verstosse aber gegen die Nutzungsbedingungen und müsse deshalb allenfalls damit rechnen, dass das Konto gesperrt werde. Weitere Folgen seien aber nicht zu befürchten. Da man das Netflix-Abo monatlich bezahlt, verliert man im schlimmsten Fall 7.50 Franken. Die Kündigungsfrist beträgt ebenfalls einen Monat.
Netflix und andere Streaming-Anbieter stossen in der Schweiz offensichtlich auf grosses Interesse. Rechtsanwalt Steiger fragt sich deshalb, wieso die amerikanische Unterhaltungsindustrie diese Nachfrage nicht direkt gegen Bezahlung befriedigt. «Für mich ist das ein weiteres Beispiel dafür, wie es die Industrie versäumt, ihre Geschäftsmodelle zum eigenen Vorteil auf die digitale Welt zu übertragen.»
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