«Terroristen sammeln im Netz Spenden für AK-47»

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IS-Kommunikation«Terroristen sammeln im Netz Spenden für AK-47»

Sicherheitsforscher warnen, dass IS-Terroristen vermehrt in der digitalen Welt untertauchen. Eine Rolle spielt dabei auch das Dark Web.

T. Bolzern
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T. Bolzern

Anhänger des Islamischen Staats (IS) nutzen das Internet gezielt für Propaganda und die Verbreitung ihrer Gräueltaten. Auf Facebook posieren Extremisten mit abgetrennten Köpfen. Auch die Videoplattform Youtube wird zur Bebilderung genutzt. Doch neben den öffentlichen Kanälen agieren die Extremisten auch in weniger bekannten Netzwerken.

So gibt es neu eine IS-Plattform im Dark Web. Das Al-Hayat Media Center – das mit dem IS verbandelt ist – hat vor kurzem einen entsprechenden Link geteilt, wie der Sicherheitsforscher Scot Terban in seinem Blog Krypt3ia schreibt. Die Website sei «echt», wie ein IS-Kenner gegenüber Vice.com bestätigt.

Werbung für Krypto-Messenger

Auf der Dark-Web-Plattform wird unter anderem auch für die russische App Telegram und den darin angelegten Propaganda-Kanal geworben: Pro Tag werden darüber rund zehn Einträge verbreitet. Diese sind öffentlich. Wer die App installiert hat, hat auch Einsicht in diese Einträge.

Laut dem Middle East Media Research Institute haben sowohl der IS als auch andere Terrororganisationen wie al-Qaida mehrere Kanäle, die sie bewirtschaften. In gesicherten Gruppen werden auch «Anleitungen zum Bau von Waffen sowie der Durchführung von Cyber- und anderen Attacken ausgetauscht», heisst es in dem Bericht. Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Paris-Attentäter eine App wie Telegram für die Kommunikation eingesetzt haben. Konkrete Beweise dafür gibt es bislang nicht.

Spenden für eine AK-47

Über Telegram können Nutzer Nachrichten oder auch Bilder verschlüsselt austauschen. Einige Terrorgruppen setzen den Messenger auch zum Sammeln von Spenden ein: «Man kann auswählen, ob man das Geld für eine AK-47 oder eine andere Waffen spenden will», sagt Laith Alkhouri, Leiter von Flashpoint, gegenüber CNN. Die Firma hat sich auf die Informationsbeschaffung aus dem Dark Web spezialisiert.

Informationen in Pornos

Dass Terroristen auf jegliche Art von Kryptografie setzen, ist indes nicht neu: Seit Mitte der 1990er-Jahre hat die Terrorgruppe al-Qaida verschiedene Formen der Verschlüsselung verwendet. So wurden Dateien auf Datenträgern (CDs, USB-Sticks) verschlüsselt, bevor sie an Kuriere übergeben wurden. Eine Rolle spielte auch die Steganografie. Damit ist das Verstecken einer geheimen Nachricht in anderen Dokumenten gemeint. Laut «The Telegraph» sind schon codierte Nachrichten in Auktionen auf der Plattform Ebay aufgetaucht. Al-Qaida hat laut dem Techblog Arstechnica gar Nachrichten in Pornos versteckt.

Forderung nach mehr Überwachung

Nach den Anschlägen in Paris wird die Forderung nach mehr Überwachung in den USA aber auch in Europa lauter. Geheimdienstler sagen, dass es zunehmend schwieriger werde, verschlüsselte Verbindungen (iMessage, Whatsapp, Telegram) zu kontrollieren. Sie fordern nach einer Art Generalschlüssel, um die Verbindungen abzuhören. Apple-CEO Tim Cook sprach sich letzte Woche erneut klar gegen solche Hintertüren aus.

Keine PS4 im Spiel

Nur kurze Zeit nach den Terroranschlägen in Paris gab es bereits zahlreiche Theorien, wie die Attentäter miteinander kommunziert haben sollen. «Forbes» berichtete, dass bei einer Hausdurchsuchung eine Playstation-4-Konsole gefunden wurde. Offiziell bestätigt wurde dies jedoch nie. Mittlerweile wurde der Forbes-Artikel abgeändert. (tob)

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