Facebook zwingt Nutzern die Timeline auf

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Die Chronik kommtFacebook zwingt Nutzern die Timeline auf

Mark Zuckerberg macht die neuen Facebook-Profile mit der Lebens-Chronik für alle Nutzer zur Pflicht. Den Mitgliedern bleiben sieben Tage, um peinliche Sünden aus der Vergangenheit zu entfernen.

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Die im Dezember eingeführten neuen Facebook-Profile im Gewand einer Lebens-Chronik werden demnächst für alle Mitglieder des Online-Netzwerks Pflicht. Es werde aber nichts ohne die ausdrückliche Benachrichtigung der Nutzer geändert, betonte eine Facebook-Sprecherin am Mittwoch.

Erst wenn man sein Profil aufsuche und die Freischaltung der Funktion bestätige, starte die Frist von sieben Tagen, in der ein Facebook-Mitglied sein Profil noch vorab aufräumen kann. Facebook gab die weltweite Verfügbarkeit der Chronik - die international Timeline heisst - am Dienstag in einem Blogeintrag bekannt.

In der Chronik werden alle Informationen übersichtlicher angezeigt, die man je bei Facebook eingestellt hat. Das soziale Netzwerk würdigt es als eine Art Lebensgeschichte.

Einige Nutzer kritisierten, dass dadurch zum Beispiel auch alte Bilder wieder sichtbar werden, die man vielleicht lieber vergessen hätte. Facebook betont, dass die Privatsphären-Freigaben bei allen Inhalten unverändert bleiben - und nachträglich auch verändert werden können.

EU will mehr Schutz für Nutzer von sozialen Netzwerken

Dass soziale Netzwerke immer mehr Daten von ihren Nutzern öffentlich machen wollen, ruft nun auch die Politik auf den Plan. Im Zeitalter von Facebook und Twitter sollen die Nutzer in Europa künftig ihre persönlichen Daten besser unter Kontrolle halten können. Die EU-Kommission legte dazu am Mittwoch in Brüssel ein Gesetzespaket vor, das schon im Vorfeld für Aufruhr gesorgt hatte.

Die Nutzer von sozialen Netzwerken im Internet sollen ihre Datensammlungen künftig einfacher löschen lassen können. Unternehmen müssen häufiger als bisher die Zustimmung zur Verwendung persönlicher Angaben einholen, sonst drohen ihnen hohe Geldstrafen. Einer ähnlichen Regelung haben Facebook und Google in den USA bereits zugestimmt.

Zur Erleichterung für die Wirtschaft will EU-Justizkommissarin Viviane Reding den bisherigen Flickenteppich der national unterschiedlichen Gesetze vereinheitlichen. Dabei sollen die deutschen Datenschutzregeln als Vorbild dienen.

Den Konsumenten werde Unsicherheit über den Verbleib persönlicher Daten genommen, sagte die Kommissarin. Deshalb sei mit stärkerem Interesse an Online-Diensten zu rechnen. Durch die Zentralisierung von Meldepflichten bei der nationalen Datenschutzbehörde und weniger Bürokratie könnten die Unternehmen 2,3 Milliarden Euro im Jahr einsparen.

Strengere Regeln für die Wirtschaft

Reding hatte ursprünglich vorgeschlagen, dass Kunden der Nutzung von Daten zum Direktmarketing ausdrücklich zustimmen müssen. Nach massiver Kritik aus der Wirtschaft muss der Konsument jetzt nur noch informiert werden, sodass er der Datennutzung widersprechen kann.

Das «Recht, vergessen zu werden» - also die Löschung von Angaben - sowie die schärferen Restriktionen für Daten von Jugendlichen seien nur mit grossem Aufwand einzuhalten, hiess es aus Wirtschaftskreisen, welche die neuen Regeln kritisch betrachten. Bei einem schwerwiegenden Verstoss gegen die Regeln drohen Bussgelder bis zu einer Million Euro oder zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

Dem europäischen Datenschutz müssen sich künftig auch Unternehmen mit Sitz ausserhalb der EU unterwerfen, wenn sie ihre Dienste in Europa anbieten.

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