Conchita WurstESC-Sieg als Signal für weltweite Toleranz
Der erste Platz beim europäischen Musikwettstreit sei ein Sieg für die Menschen, die an eine Zukunft ohne Diskriminierung glauben, so Conchita Wurst. In ihrer Heimat wird sie derzeit gefeiert.
«Der Sieg ist länderübergreifend und hat nichts mit Ost und West zu tun», sagte Conchita Wurst vor Journalisten. Das Gute gewinne am Ende immer und sei unaufhaltbar, sagte Wurst weiter. Für die österreichische Sängerin ist ihr Triumph unter anderem ein Signal an Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
In der Heimat von der Wurst herrscht derweil Ausnahmezustand: Die Ortstafel von «Bad Mitterndorf» wurde kurzerhand zu «Bart Mitterndorf» umbenannt und der Ort mit Conchita-Transparenten geschmückt.
Polizist Bernhard Berger erzählt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA von nächtlichen Conchita-Sprechchören in den Strassen von Bad Mitterndorf. Die veränderte Ortstafel dürfe zumindest bis Dienstag bleiben. Dann müsse sie aber aus rechtlichen Gründen wieder in den Normalzustand gebracht werden, sagte Berger.
Conchita stand schon vorher offen zur Homosexualität
Von der Euphorie des Wochenendes zeugen noch diverse Transparente und Plakate. Eines davon, es ist etwa drei Meter lang, hängt derzeit an der Fassade des Gasthauses der Familie Neuwirth.
Das Haus, in dem Tom Neuwirth – so der richtige Name – seine Kindheit verbrachte. «Wir gratulieren Conchita Wurst» ist darauf zu lesen. Auch unweit der Kirche hängt ein ähnliches Plakat. Pfarrer Michael Unger lobte gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress den ehemaligen Sternsinger Tom.
Der sei schon damals «sehr selbstbewusst» gewesen. Der Geistliche finde es «grossartig, dass ein junger Bursche aus Bad Mitterndorf einem Putin Contra gibt». Neuwirth hatte sich vor Jahren geoutet und steht seither offen zu seiner Homosexualität. «Die Frage ist nicht, ob einer schwul ist, sondern ob er ein guter Kerl ist», sagte Unger.
Wurst «so scharf wie die Conchita»
Ganz aus dem Häuschen war Josef «Joe» Aichinger. Er ist Metzger und produziert seit etwa drei Jahren – seit Tom als Conchita Wurst öffentlich auftritt – die zum Namen passende Wurst. «Ich habe in den letzten Tagen 1500 Stück verkauft und alle zwei Tage müssen wir wieder 500 neue machen», erklärte er.
Ständig würden neue Bestellungen reinkommen und in seinem Geschäft finde die Wurst reissenden Absatz. Das Rezept verriet er nicht, aber ein Blick offenbart die Herkunft der geschmackvollen Wurst. Besonders würzig und scharf ist sie, weil viel Chili drinnen ist. «So scharf wie die Conchita», scherzte Aichinger.
Kreiert habe der Fleischer die besondere Wurst zusammen mit Sigi Neuwirth, Toms Vater. Der verkauft sie auch im Gasthaus, sonst ist die deftige Wurst aber nirgends erhältlich. Noch nicht, denn Aichinger macht sich schon Gedanken über die Markenrechte und einige grosse Wurstproduzenten hätten auch schon reges Interesse bekundet.
Heimatgemeinde muss noch warten
Der Bad Mitterndorfer vertraue da aber auf Conchitas Management und freute sich vorerst mal über «unbezahlbare Werbung». Bis Conchita Wurst ihre Heimatgemeinde wieder besuchen wird, müssen sich die Obersteirer mit den Würstchen begnügen.
In den kommenden zwei Monaten werde der neue Star des Orts jedenfalls bestimmt keine Zeit haben, um nach Bad Mitterndorf zu kommen, hiess es seitens der Gemeinde. Wenn es aber so weit ist, soll es einen grossen Empfang geben.
(pat/sda)