Eine Trans-Ballerina inspirierte ihn zum Coming-out

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ZFF-Gewinner Lukas DhontEine Trans-Ballerina inspirierte ihn zum Coming-out

Das Drama «Girl» handelt von einem Jungen im falschen Körper. Aber wer darf eigentlich Trans-Personen spielen? Alle, findet Regisseur Lukas Dhont.

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Der Trailer zum Transgender-Drama «Girl». Quelle: DCM

Lukas Dhont hat mit seinem Debütfilm «Girl» einen Nerv getroffen. Sein Drama um eine junge Transgender-Ballerina könnte nicht zeitgemässer sein. Doch Dhont begann sich schon vor neun Jahren für das Thema zu interessieren.

Der Belgier war 18, als er in der Zeitung die Geschichte von Nora las, einer 15-Jährigen, die im Körper eines Jungen geboren wurde und Ballerina werden wollte. Das imponierte ihm. Sie konnte nicht nur klar benennen, was sie war: ein Mädchen. Sondern auch, dass sie als klassische Tänzerin eine besondere Form der Weiblichkeit anstrebte: Das Klischee der perfekten Frau. Das inspirierte Dhont schliesslich zum eigenen Coming-out als Homosexueller.

Victor spielt Lara

Noras Geschichte ging ihm die folgenden Jahre nicht mehr aus dem Kopf. Nachdem der 27-Jährige die Filmschule beendet hatte, nahm er das Projekt endlich auf. Nur: Wer sollte seine Protagonistin spielen? Im Casting konnten sich Mädchen, Jungen und Transgender-Personen bewerben. Fündig wurde er in Victor Polster, einem damals 14-jährigen Tänzer.

Victor identifiziert sich als Junge, spielt aber ein Trans-Mädchen. In Hollywood hätte dieses Casting derzeit wohl für Probleme gesorgt. Scarlett Johansson musste kürzlich ihre Rolle als Transgender-Mann in «Rub & Tug» absagen – die Proteste waren zu gross. Der Vorwurf: Sie nehme Transgender-Schauspielern deren Job weg.

«Trans-Schauspieler sollten für alle Rollen gecastet werden»

Was denkt Dhont darüber? «Hollywood arbeitet mit Stars, die Geld bringen. Natürlich hätte man die Rolle einem Trans-Darsteller geben können, die gibt es in Hollywood», sagt er. Der Filmemacher ortet im Gespräch mit 20 Minuten aber eine andere Schwierigkeit.

«Ich finde die Annahme, dass nur transsexuelle Darsteller Trans-Rollen spielen können, problematisch, weil das im Umkehrschluss heisst, dass Trans-Leute keine Cisgender spielen können. Für mich ist eine Trans-Frau einfach eine Frau. Trans-Schauspieler sollten also für alle Rollen gecastet werden.»

Der ZFF-Gewinnerfilm «Girl» läuft ab 18. Oktober in den Schweizer Kinos.

Zum Film:

Für ihren Traum, Ballerina zu werden, trainiert Lara hart. Doch sie hat noch ganz andere Schwierigkeiten: Lara wurde als Junge geboren – verzweifelt sehnt sie sich nach einem weiblichen Körper. Von ihrem Umfeld wird Laras Hormontherapie unterstützt. Dennoch verliert sie schon bald die Geduld: Die körperlichen Veränderungen gehen ihr zu langsam und die geplante Geschlechtsumwandlung ist noch viel zu weit weg. Angetrieben vom Wunsch, als Tänzerin herauszuragen und als Mädchen dazuzugehören, trainiert Lara immer verbissener – und überschreitet die eigenen Grenzen. Der ZFF-Gewinnerfilm 2018 läuft jetzt im Kino.

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