Die USA verlieren das AAA

Aktualisiert

Standard & Poor's reagiertDie USA verlieren das AAA

Jetzt ist es passiert: Die Ratingagentur Standard & Poor's stuft die USA auf AA+ herab. Ausschlaggebend waren die «politischen Risiken». In Washington ist man nicht erfreut.

Die USA haben erstmals ihre Spitzenbonitätsnote bei einer führenden Ratingagentur verloren. Standard & Poor's (S&P) setzte die langfristige Kreditwürdigkeit der weltgrössten Volkswirtschaft in der Nacht auf Samstag um eine Stufe auf AA+ herab. Es ist das erste Mal seit 1941, dass die USA von S&P nicht mit der Bestnote AAA bewertet werden.

Die Ratingagentur begründet den Entscheid mit den «politische Risiken», dass die USA nicht die nötigen Massnahmen ergreifen würden, um das Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen. Die Kürzungen gingen nicht weit genug. Es sei zudem zweifelhaft, ob sich Demokraten und Republikaner auf zusätzliche Sparmassnahmen einigen könnten. Mit Blick auf das langwierige Gezerre zwischen Regierungslager und Opposition eine verständliche Einschätzung.

Auch den Ausblick bewertete die Agentur negativ. Damit drohe den USA in den nächsten zwölf bis 18 Monaten eine weitere Herabstufung, falls die von der US-Regierung ausgegeben Sparziele nicht eingehalten würden, hiess es.

Kritik aus dem Weissen Haus

S&P hatte Mitte Juli angekündigt, die US-Bonitätsnote zu überprüfen und eine Herabstufung vom Ausgang des Schuldenstreits abhängig gemacht. Die Agentur mahnte damals ein Defizit von vier Billionen Dollar an. Der nach wochenlangem Ringen im Kongress am Dienstag besiegelte Kompromiss sieht dagegen nur Einsparungen von etwas mehr als zwei Billionen Dollar vor.

Die US-Regierung reagierte kritisch auf den Entscheid. Standard & Poor's habe falsch gerechnet – es liege ein Rechenfehler von zwei Bio. Dollar vor, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Eine Beurteilung, die mit einem solchen Fehler behaftet sei, «spricht für sich», sagte der Sprecher. In Regierungskreisen hiess es, die Agentur habe die Zahl zwar aus ihrer Analyse gestrichen, der Fehler lasse aber an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln.

Mit gesenkten Bonitätsnoten dürften Kredite für die Regierung, aber auch für Unternehmen und Konsumenten in den USA teurer werden. Experten rechnen damit, dass sich die staatlichen Kreditkosten mit der Zeit um 100 Mrd. Dollar verteuern könnten.

Ungünstiger Zeitpunkt

Für die Finanzmärkte könnte die Herabstufung kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen. Die Furcht vor einer erneuten Rezession in den USA und einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise hatten in dieser Woche weltweit zu Panikverkäufen an den Börsen geführt.

Die beiden anderen grossen Ratingagenturen Moody's und Fitch hatten nach der Einigung zwischen Demokraten und Republikanern am Dienstag vorerst an der Spitzennote AAA festgehalten.

Die Herabstufung durch S&P dürfte die internationalen Gläubiger der USA dennoch beunruhigen, allen voran China, das mit US-Anleihen von mehr als einer Billion Dollar grösster Gläubiger der verschuldeten Staaten ist. S&P gilt als die einflussreichste unter den drei grossen Unternehmen.

Erst am Freitag hatte die Regierung in Peking die USA zum wiederholten Mal aufgefordert, das Schuldenproblem anzugehen und die Dollar-Investitionen Chinas und anderer Länder zu schützen.

Mit der Herabstufung werden US-Staatsanleihen, die einst als die weltweit unbestritten sicherste Geldanlage galten, nun niedriger bewertet als Anleihen von Ländern wie Deutschland, Grossbritannien, Frankreich oder Kanada. (sda)

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