Die häufigsten Boarding-Fehler der Flugpassagiere

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Flight-Attendant erzähltDie häufigsten Boarding-Fehler der Flugpassagiere

Der Einstieg ins Flugzeug ist das Nadelöhr in die Ferien: Wer den verpasst, bleibt zu Hause sitzen. Ein Flight-Attendant erzählt, was alles schiefgehen kann.

von
ish
Geschafft: Rechtzeitig vor dem Abflug am Flughafen anzukommen ist schon mal gut. Dann fängt es aber erst an....
Wer sein Gepäck aufgeben will, muss beim Check-in in der Schlange anstehen.
Auch vor dem Online-Check-in wimmelt es von Passagieren.
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Geschafft: Rechtzeitig vor dem Abflug am Flughafen anzukommen ist schon mal gut. Dann fängt es aber erst an....

Roland Weihrauch

Am Flughafen Zürich soll ein anderes Boarding-System getestet werden, bei dem die Passagiere je nach Sitzplatz ins Flugzeug steigen. «Ich bin skeptisch, dass dies funktionieren wird», sagt Roland Peer vom Beratungsunternehmen 2assistU. Er war acht Jahre Flight-Attendant und ist seit mehreren Jahren in der Passagierbetreuung tätig, unter anderem an den Gates. Er erlebt, wie nur schon das Standard-Boarding für die Passagiere zur Herausforderung wird.

«Sobald die Menschen sich am Flughafen befinden, werden viele konfus. Dies stellt jeder fest, der am Flughafen arbeitet», sagt Peer. Vielleicht sei es die Luft im Flughafengebäude, die Anspannung oder die Vorfreude auf die Ferien, letztlich aber sei dies immer wieder feststellbar und unerklärlich.

Bei fehlenden Passagieren muss Gepäck gesucht werden

Typisches Beispiel: «Leute verpassen ihren Flieger, obwohl sie schon zwei Stunden vorher bereit am Gate sitzen, das ist unglaublich, aber passiert tatsächlich immer und immer wieder.» Wie das? Sie warten bis zum Schluss cool, werden mit ihrem Namen ausgerufen, aber reagieren nicht. «Ich spreche sie dann direkt an, ob sie nicht auf diesen Flug müssen, und sie schütteln nur den Kopf.» Erst wenn das Gate geschlossen und es unmöglich ist, noch an Bord zu gehen, merken sie, dass es tatsächlich ihr Flieger ist. «Dann ist es zu spät, denn 10 Minuten vor der Abflugzeit muss das Gate geschlossen werden.»

Für ihn und die Kollegen der Belademannschaft seien dies immer stressige Momente. Bei fehlenden Passagieren muss aus Sicherheitsgründen ihr Gepäck gesucht und aus dem Flugzeug ausgeladen werden, und das koste wertvolle Zeit.

Falsches Gate ein häufiger Grund

Wegen Parfüms, Toblerone, Drinks und Zigaretten im Tax-Free-Paradies blieben schon viele Passagiere auf der Strecke. «Viele verlieren sich im Shopping.» Sie kommen dann mit vollen Säcken raus, aber haben ihren Flug verpasst, wegen dessen sie ja eigentlich am Flughafen sind. «Das gehört zum Standard, den wir immer wieder erleben.» Häufigste Entschuldigungen für einen verpassten Flug sind jedoch ein verspäteter Zug zum Flughafen (Nummer eins), Ärger an der Sicherheitskontrolle wegen eines Taschenmessers oder Flüssigkeiten (Nummer zwei).

Ein weiterer Grund für fehlende Passagiere: Die Reisenden gehen zum falschen Gate. Sie schauen auf der Tafel nur nach ihrer Destination, nicht aber nach der Flugnummer und warten dann am falschen Gate. Da es gerade in der Hauptreisezeit oft vorkommt, dass dieselbe Destination von mehreren Airlines angeflogen wird, seien solche Fälle Alltag. «Bis sich der Irrtum aufdeckt, ist ihr eigentlicher Flug oft schon weg. Obwohl wir uns stets bemühen, die fehlenden Passagiere noch rechtzeitig an den anderen Gates ausfindig zu machen», sagt Peer.

«Das gibt ein Ghetto»

Manchmal gibt es noch andere Gründe, warum sich das Boarding verzögert: «Es gibt auch Leute, die beim Boarding noch den Flieger küssen möchten oder sich bekreuzigen, bevor sie in die Maschine steigen.» Passagiere mit Flugangst erkennen die Flughafenprofis jedoch an etwas ganz anderem: «Sie reden oft sehr viel oder stellen irgendwelche Fragen, einfach um die Anspannung zu überdecken.» Was machen sie dann?« Oft hilft es, wenn man die Passagiere kurz mit den Piloten bekanntmacht, damit sie ihnen die Hand schütteln können und wissen, wer vorne sitzt, und dass sie gut aufgehoben sind.»

Das Boarding nach einem anderen System, bei dem die Passagiere mit einem Sitzplatz am Fenster zuerst und die mit einem Platz am Gang zuletzt einsteigen, dürfte noch aus einem einfachen Grund nicht funktionieren, wie Peer meint: Beim Self-Boarding wird die Anlage so eingestellt, dass nur Leute mit den entsprechenden Plätzen durchgelassen werden. Es dürfte jedoch auch andere geben, die trotzdem durchwollen. Die denken dann, dass die Anlage nicht funktioniere oder etwas mit ihrem Ticket nicht stimme, und blockieren den Durchgang. «Das gibt ein Ghetto, und das Boarding kommt ins Stocken.» Und vorwärts gehe dann gar nichts.

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