«Drei Viertel der Weltflotte stehen am Boden»

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Luftfahrt«Drei Viertel der Weltflotte stehen am Boden»

Die Chefs von Swiss und Edelweiss äussern sich zur Corona-Krise. Sie zeigen sich verhalten optimistisch und hoffen, schon im Sommer erste Verbindungen wieder aufnehmen zu können.

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Die CEOs der Swiss und der Edelweiss Air, Thomas Klühr und Bernd Bauer, gaben der «Schweizer Illustrierten» ihr bislang einziges gemeinsames Interview. Darin zeigen sie sich besorgt ob der derzeitigen Krise, sind aber auch optimistisch für die Zukunft.
«Drei Viertel der Weltflotte steht derzeit am Boden», sagt Klühr.
Edelweiss fliegt gemäss CEO Bernd Bauer momentan noch von Zürich nach Cancún in Mexiko. Der Rest seien Charterflüge.
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Die CEOs der Swiss und der Edelweiss Air, Thomas Klühr und Bernd Bauer, gaben der «Schweizer Illustrierten» ihr bislang einziges gemeinsames Interview. Darin zeigen sie sich besorgt ob der derzeitigen Krise, sind aber auch optimistisch für die Zukunft.

Keystone/Steffen Schmidt

Überrascht sei er von der Wucht und Geschwindigkeit, mit der das Virus die ganze Welt lahmlege, sagt Swiss-CEO Thomas Klühr im Interview, das er zusammen mit dem Chef der Edelweiss Air, Bernd Bauer, der «Schweizer Illustrierten» gab.

«Drei Viertel der Weltflotte stehen derzeit am Boden», sagt Klühr. Die derzeitige grösste Luftfahrtkrise mache den Airlines dementsprechend zu schaffen, insbesondere weil ihr Ende nicht vorhersehbar ist. Klühr: «Die grosse Unbekannte ist die Zeit.»

Die Zahlen, die die beiden CEOs liefern, sind eindrücklich: Bei der Swiss wurden die Flugpläne um 95% reduziert, während die Auslastung der Flüge gerade mal 50% betrage, so Klühr. Edelweiss fliege laut Bauer momentan noch von Zürich nach Cancún in Mexiko. Der Rest seien Charterflüge.

«Die Wucht, die Geschwindigkeit, mit der dieses Virus die ganze Welt lahmlegt – damit habe ich nicht gerechnet.»

Wie lange die beiden Airlines so noch durchhalten können? «Einige Wochen bis hin zu wenigen Monaten», räumt der Swiss-Chef ein. Und: «Wie bei allen Airlines wird es auch bei uns längerfristig nicht ohne staatliche Hilfe in Form von Bundesgarantien oder Überbrückungskrediten gehen.»

«Wir sind ein urschweizerisches Unternehmen»

Auf die Kritik, jetzt müsse doch vielmehr die Eigentümerin, die Lufthansa in die Bresche springen, entgegnen die beiden Geschäftsführer, ihre Unternehmen seien primär in der Schweiz verankert und auch auf die Schweizer Konsumenten ausgerichtet. Bauer: «Wir sind ein urschweizerisches Unternehmen.»

«Wir haben Vertrauen in unseren Heimatmarkt, die Schweiz.»

Als Sanierungsbeiträge der öffentlichen Hand, die nicht mehr zurückbezahlt werden, will der Swiss-CEO dies nicht verstanden haben: «Swiss und Edelweiss sind gesunde Unternehmen, die vor der Krise sehr gut aufgestellt waren. Und wir haben Vertrauen in unseren Heimatmarkt, die Schweiz. Dieser wird sich schneller erholen als andere.»

Viel mehr sorgt sich Klühr um den Wettbewerb: «Mir macht aber Sorgen, dass sich viele Staaten in Europa an ihren bereits vorher angeschlagenen Home-Carriers beteiligen, dass etwa Italien die Alitalia verstaatlicht hat. Das ist der falsche Weg und verzerrt bloss den Wettbewerb.»

Kombination von Geschäfts- und Ferienreisen

Edelweiss-CEO Bauer bleibt dank der Zusammenarbeit zwischen Swiss und Edelweiss optimistisch: «Unser Geschäftsmodell – die Swiss vor allem für Geschäftsreisen, Edelweiss im Ferienreiseverkehr – ist europaweit einzigartig. Wir decken fast alle Bedürfnisse ab, verbunden mit einer sehr hohen Produktqualität», sagt er.

Ob sich das Reiseverhalten durch die Corona-Krise verändere? «Ich glaube schon. Die Welt wird digitaler», antwortet Swiss-Chef Klühr. Dennoch ist er überzeugt, «dass der Wunsch, zu reisen, sich persönlich auszutauschen, bleibt». Und Bauer ergänzt: «Juli und August sind die wichtigsten Monate für uns. Ich hoffe schon, dass wir im Juli wieder die eine oder andere Verbindung aufnehmen können und die Passagiere mit uns in die Ferien fliegen.»

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